Diktatur der "Blauen"

Bedrückendes KI-Video: Wie Deutschland aussehen könnte, wenn Rechtsextremisten an der Macht wären

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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15.5.2024, 12:31 Uhr
Das Video zeigt zahlreiche KI-generierte Bilder eines dystopischen Deutschlands.

© Screenshot YouTube Das Video zeigt zahlreiche KI-generierte Bilder eines dystopischen Deutschlands.

Im November 2023 fand bei Potsdam ein Treffen statt, das nur als konspirativ bezeichnet werden kann: Unter größter Geheimhaltung trafen sich im Landgasthaus Adlon Funktionäre von AfD, Werteunion (die konservative Basisbewegung von Mitgliedern von CDU und CSU) und deutsche Unternehmer, sie berieten zusammen mit dem österreichischen Rechtsextremen Martin Sellner und anderen einschlägig bekannten Neonazis und Gewaltstraftätern darüber, wie man Menschen mit Migrationshintergrund (und Deutsche, die nicht ins rechte Weltbild passen) dazu bringen könne, Deutschland zu verlassen. Die euphemistische Bezeichnung für diese Vertreibungs- und Deportationspläne: "Remigration".

Doch was würde passieren, wenn Rechtsextremisten tatsächlich die Macht ergreifen und solche Pläne umsetzen würden? Wie sähe Deutschland aus, wenn zahlreiche Menschen mit Migrationshintergrund (und auch unerwünschte Deutsche) aus dem Land geworfen werden würden?

"Wir haben es zu Ende gedacht...", beginnt der erklärende Text zu dem am 11. April auf YouTube veröffentlichten Video. In drei Minuten und 27 Sekunden beschreiben der Podcaster und AI Creator Andreas Loff, der Journalist und Schriftsteller Behzad Karim Khani und der Filmemacher Christian Suhr in einer dystopischen Vision, was passieren könnte, wenn in Deutschland eine Partei namens "die Blauen" – zweifellos eine Anspielung auf die in immer größeren Teilen rechtsextreme AfD - die Macht übernähme.

Angesiedelt ist das mithilfe von KI erstellte Video in Afrika im Jahre 2060. "Mehr zu der katastrophalen Lage in Deutschland nach dem nächsten Titel", verkündet ein Radiosprecher aus dem Off, während die Kamera über eine futuristisch aussehenden Bungalow-Siedlung schwenkt und schließlich eine alte Frau (gesprochen von der Schauspielerin Anna Thalbach) und ihre Enkelin (Nellie Thalbach) zeigt, die vor einem der Bungalows sitzen.

Es ist lange her, dass "die Blauen" die letzten freien Wahlen in Deutschland gewonnen und in der Folge neben dem Verbot anderer Parteien auch ihre Vertreibungspläne umgesetzt haben. "‘Exodus‘ nennen wir es heute. Sie nannten es ‚Remigration‘", erklärt die Großmutter ihrer Enkelin.

"Nachdem so viele Deutschland verlassen mussten, fehlten natürlich genau diese Menschen", beschreibt die Großmutter den Beginn von Deutschlands Niedergang und fährt fort: "Arztpraxen, Schulen, Universitäten wurden bis auf wenige geschlossen." Auch Müllabfuhr, Post, Landwirtschaft, Logistik und andere wichtige Bereiche der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, die ohne Menschen mit Migrationshintergrund schon längst zusammengebrochen wären, existieren nicht mehr.

Untermalt werden die Erzählungen der Großmutter von geradezu postapokalyptischen Bildern des verfallenen Landes. Wobei, nicht alles ist verfallen: "Eigentlich funktionierten nur noch die Autobahnen. Das war den Blauen irgendwie wichtig", erklärt die alte Frau, während die Kamera über die blitzsauberen (und nahezu leeren) Schnellstraßen schwenkt.

Auch medial hat in Deutschland Kahlschlag stattgefunden: Das Internet ist zensiert, im Fernsehen gibt es nur noch drei Kanäle, die ausschließlich deutsche Filme zeigen – und der Moderator des letzten verbliebenen Radiosenders ist ein kaum verfremdeter Hans-Georg Maaßen. Auch die Meinungsfreiheit wurde abgeschafft: Sagen darf man nun wirklich nichts mehr - und wer es doch tut, wird eingesperrt. Und Schuldige am Zusammenbruch des Landes wurden auch schnell präsentiert: "Sie haben es einfach den Kindern und Enkeln von Einwanderern in die Schuhe geschoben", erklärt die Großmutter.

Sind die apokalyptischen Bilder und das drastische Szenario nicht etwas übertrieben? Nein, findet Andreas Loff: "In dieser Partei gibt es Leute, die sagen, auf 20 Millionen Menschen unserer Bevölkerung können wir verzichten. Und die Parteispitze distanziert sich davon nicht", zitiert die "Hamburger Morgenpost" den Video-Macher.

Erreicht werden sollen mit dem Clip vor allem Menschen, die mit ihrer Wahlentscheidung vielleicht noch auf der Kippe stünden. Vielen seien die Folgen nicht klar, dies solle mit dem Video bewusst gemacht werden.