So kommentieren die Nürnberger Nachrichten

Gendern ist keine Frage, zu der man stehen kann, wie man will

1.7.2021, 19:30 Uhr

Ob mit Sternchen, Gender-Gap oder genderneutralen Formulierungen: Immer mehr Menschen legen Wert darauf, sprachlich mitgemeint zu werden. © imago images/Martin Müller, NNZ

Wie halten Sie es mit der Sprache? Lassen Sie neue Begriffe in ihren Wortschatz einfließen? Und verabschieden sich von überholten Wörter wie Fräulein? Bei mir ist das so. Meine Sprache passt sich an. Ich lerne Tag für Tag Neues - durch Lektüre, durch die Gespräche mit Kolleginnen oder auch von meinen Kindern, die aus ihrer Kita, Schule, Ausbildungsstätte oder Uni Begriffe mit nach Hause bringen, die mir zunächst fremd sind.

Lösung, die alle Seiten zufrieden stellt

Sprache verändert sich. Das war schon immer so und ich kann daran nichts Schlimmes oder gar Anstößiges entdecken. Sprache muss sich sogar verändern, wenn verletzend und ausgrenzend wirkt. Ein Beispiel: Wenn eine zehnköpfige Gruppe von Medizinerinnen, zu denen sich ein Kollege gesellt, mit dem Wort Ärzte beschreiben lässt, mag dies grammatikalisch korrekt sein, richtig oder gar gerecht ist es nicht.

Werbung
Werbung

Deshalb halte ich die Genderdebatte grundsätzlich für berechtigt. Denn mit Hilfe dieser Diskussion - vorausgesetzt, sie wird ohne die häufig anzutreffende Polemik geführt - kann sprachliche Diskriminierung aufgespürt werden. Und im besten Fall wird dann sogar eine Lösung gefunden, die alle Seiten zufrieden stellt.



Davon sind wir im Moment leider noch weit entfernt - weshalb munter über Sternchen, Binnen-I oder all die anderen Genderoptionen gerungen werden darf. Für mich ist dieser von Bewahrern und Veränderungswilligen heißblütig geführte Kampf ein Nebenkriegsschauplatz.



Denn es geht um viel mehr als ein korrekt gesetztes Sternchen: Es geht um ein Miteinander auf Augenhöhe und um ein achtsames Ansprechen meines Gegenübers.

Es geht nur noch um das Wann und Wie

Die nächste Generation hat dies längst erkannt, indem sie ganz selbstverständlich gendert. Wer auf unseren Schulhöfen oder in den Hörsälen die Ohren spitzt, kann das bestätigen. Die Frage, ob wir eines Tages gendern, ist also längst beantwortet. Es geht nur noch um das Wann und Wie.