Trotz Kritik

Genesenenstatus: Lauterbach hält an drei Monaten fest - und will das auch EU-weit durchsetzen

Gregor Grosse

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27.1.2022, 12:27 Uhr
Markus Söder (CSU) und Karl Lauterbach (SPD) sind sich uneinig über die verkürzte Genesenenregelung. 

© Sven Hoppe, dpa / Imago Frederic Kern Markus Söder (CSU) und Karl Lauterbach (SPD) sind sich uneinig über die verkürzte Genesenenregelung. 

Die Entscheidung des Robert-Koch-Instituts (RKI), den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen, hat für reichlich Kritik gesorgt. Zumal für Reisende in der EU eine andere Regelung gilt: Die Mitgliedstaaten haben sich noch am Dienstag darauf geeinigt, dass der Status als Genesener bei Reisen für sechs Monate gültig sein soll. Die Empfehlung der EU ist jedoch rechtlich nicht bindend.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete die RKI-Entscheidung beim ZDF als "ein bisschen unglücklich und wenig nachvollziehbar". Söder schrieb auf Twitter von einem "nationalen Alleingang", der "höchst widersprüchlich" sei und für Verunsicherung sorge. Man bräuchte ein Vorgehen mit Augenmaß: "Der Genesenen-Status sollte in Deutschland wieder sechs Monate gelten", so Söder.

Trotz anhaltender Kritik besteht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiterhin auf die Drei-Monats-Frist für Genesene - und bemüht sich sogar, um eine Umsetzung der Regelung auf EU-Ebene. "Wir werden in Kürze erneut versuchen, die drei Monate auch auf europäischer Ebene umzusetzen", erklärte Lauterbach gegenüber dem ZDF.

Da diejenigen, die sich mit der Delta-Variante infiziert haben, sich nach drei Monaten erneut mit der Omikron-Variante anstecken könnten, sei die verschärfte Regelung laut dem Gesundheitsminister "wissenschaftlich richtig".

RKI verteidigt umstrittene Regelung, Virologe widerspricht

Das RKI verteidigt den verkürzten Genesenenstatus mit einer ähnlichen Argumentation: Die wissenschaftliche Evidenz deute darauf hin, dass insbesondere Ungeimpfte nach einer durchgemachten Infektion "einen im Vergleich zur Deltavariante herabgesetzten und zeitlich noch stärker begrenzten Schutz vor einer erneuten Infektion mit der Omikronvariante haben".

Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit zweifelt dahingegen an der wissenschaftlichen Notwendigkeit der RKI-Entscheidung. "Dieser Alleingang Deutschlands ist erstmal wissenschaftlich auf keiner soliden Datengrundlage. Da fragt man sich schon: Wieso kommen andere Länder zu anderen Einschätzungen?", so der Virologe gegenüber dem RBB.

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