Innenminister Herrmann: Osterurlaub soll in Bayern stattfinden

16.2.2021, 12:58 Uhr
Unser Ziel muss es sein, dass Hotels und Gasthöfe an Ostern wieder offen haben", sagt Hermann.

© Matthias Balk Unser Ziel muss es sein, dass Hotels und Gasthöfe an Ostern wieder offen haben", sagt Hermann.

"Die Äußerungen des sächsischen Ministerpräsidenten, dass in Deutschland kein Osterurlaub möglich sein wird, kann ich nicht nachvollziehen. Bis Ostern sind es noch sechs Wochen. Keiner kann sicher sagen, wie die Lage dann sein wird. Unser Ziel muss es sein, dass Hotels und Gasthöfe an Ostern wieder offen haben", betonte Hermann, bis Ende 2020 Vorsitzender des Tourismusverbandes, bei der Präsentation der Jahresbilanz des Tourismusverbandes Franken.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte Osterurlaub in Deutschland und die Öffnung von Restaurants zuletzt kategorisch ausgeschlossen. "Wir würden alles zerstören, was wir seit Mitte Dezember erreicht haben", begründete er sein Vorgehen.


Kretschmer schließt Osterurlaub in Deutschland aus


"Unser Zielmarke ist landesweit ein Inzidenzwert von 35. Wenn wir diese Marke erreichen und durch steigende Impfraten auch die Zahl der Todesfälle sinkt, kann ich mir Inlandstourismus in den Osterferien durchaus vorstellen. Darauf müssen wir mit Disziplin hinarbeiten", betonte Herrmann.

Aus Ferien- werden Mietwohnungen

Positive Aussichten braucht die Branche derzeit dringend. "Natürlich gibt es Betriebe, die die Krise definitiv nicht überleben wird", sagte Angelika Schäffer, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes. Zwar würde die finanzielle Unterstützung durch den Staat schon helfen. "Aber viele Privat- und Kleinvermieter fallen da durchs Raster", veranschaulichte Schäffer. Sie befürchtet, dass viele Ferienwohnungen aufgegeben und in normale Mietwohnungen umgewandelt werden.

25 Millionen Übernachtungen wollte man im Jahr 2020 in Franken eigentlich erreichen. Fast ein Selbstläufer, sollte man meinen, nach sieben fetten Tourismus-Jahren, in denen man Jahr für Jahr die Vorjahresbilanz in den Schatten stellte.

Und es ging auch formidabel los. Im Januar und Februar feierte man ein Plus von 3,5 Prozent bei den Gästeankünften. Doch dann kamen Corona, die Lockdowns, die Kontaktbeschränkungen, die Angst.

Minus von 41,8 Prozent bei Übernachtungen

Aus den erhofften 25 Millionen Übernachtungen wurden letztlich maue 13,3 Millionen. Ein Minus von 41,8 Prozent. Die Zahl der Gästeankünfte brachen sogar noch mehr ein. Sie sanken um 48,9 Prozent auf 5,3 Millionen.

"Ein vergleichbares Jahr hat es im fränkischen Tourismus noch nicht gegeben", sagte Herrmann dazu. Allein von März bis September verzeichnete die Branche in Franken einen Umsatzausfall von 2,56 Milliarden Euro. "Bis Ende des Jahres war das wohl ein Minus von mehr als vier Milliarden Euro", glaubt Herrmann.

Fränkisches Seenland mit blauem Auge

Und das trotz eines immerhin noch ordentlichen Sommers in den klassischen Ferienregionen. Das Fränkische Seenland kam mit einem Minus von 23,1 Prozent bei den Übernachtungen denn auch mit Abstand am besten weg.

Viel schlimmer traf es die großen Städte, die oft weniger von Touristen als von Geschäftsreisen, von Kongressen und Messen leben. In Nürnberg (-57,8 Prozent bei den Übernachtungen), Erlangen (-56 Prozent) und Fürth (-52,7 Prozent) brach das Geschäfts gewaltig ein, ebenso in der sonstigen Touristen-Hochburg Rothenburg ob der Tauber (-57,5 Prozent).

Besonders katastrophal sieht die Bilanz natürlich bei den ausländischen Gästen aus, die ja zeitweise gar nicht einreisen durften (und das oft natürlich ohnehin in diesen Zeiten nicht wollten). Hier ist die Zahl der Übernachtungen in Franken sogar um 62,5 Prozent zurückgegangen.

Gäste aus China und den USA blieben aus

Vor allem Reisende aus den so wichtigen Märkten China (-85,1) und USA (-83,5 Prozent) blieben fast komplett aus. Doch selbst bei Gästen aus Österreich (-59,0 Prozent) oder der Schweiz (-55,8 Prozent) brachen die Zahlen gewaltig ein, ganz zu schweigen vom mächtig unter der Corona-Pandemie leidenden Italien (-69,7). Lediglich bei den Reisenden aus Polen (-23,2 Prozent) blieb das Minus unter 50 Prozent.

"Ich bin mir aber sicher: Ist Reisen erst wieder möglich, wird sich auch der fränkische Tourismus erholen", betonte Herrmann. Bei einem Jahresbruttoumsatz von 10,4 Milliarden Euro und 166.300 Beschäftigen in der Branche in Vor-Krisen-Zeiten ist der Tourismus schließlich ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor für den Freistaat.

Eine neue Studie soll nun dabei helfen, den richtigen Weg in die Zukunft einzuschlagen. Der Lehrstuhl Tourismus der Katholischen Universität Eichstätt untersucht bis Herbst, wie sich Angebots- und Produktentwicklung im fränkischen Tourismus entwickeln und welche touristischen Geschäftsmodelle zukunftsfähig sind.

Recovery-Strategie soll Tourismus auf die Beine helfen

Schon im vergangenen Jahr ergriff der Tourismusverband verschiedene Maßnahmen, um dem Tourismus im Sommer 2020 wieder auf die Beine zu helfen. So wurden auf der Tourenplattform "komoot" speziell Wanderungen auf unbekannteren Wegen und naturnahe Angebote promotet. Eine Instagram-Kampagne zu "Hidden Places" in Franken zielte ebenso darauf, die Besucher weg zu lenken vom Gedränge an touristischen Hotspots.

Auf der Internetseite des Tourismusverbandes wurden 60 digital erlebbare Reiseziele präsentiert. Als besonders erfolgreich erwies sich überdies eine zweimonatige Kooperation mit der Reiseplattform "Secret Escapes". Durch sie wurden 1900 Buchungen und ein Umsatz von fast 600.000 Euro generiert.

Dieser während der Krise erarbeitete Werkzeugkoffer soll nun helfen, die touristischen Höhepunkte des Jahres 2021 (1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, 50 Jahre Naturpark Steigerwald, 175 Jahre Ludwig-Donau-Main-Kanal) trotz Beschränkungen möglichst erfolgreich zu bewerben.

Corona verstärkt Trend zu Online-Buchungen

Helfen sollen zudem spezielle Reise-Programme für Instagram-Influencer, YouTube-Videos, digitale Touren mit Audio-Führungen und Videos auf der Tourismusverband-Webseite sowie ein neuer FrankenBlog.

Die Privat- und Kleinvermieter sollen verstärkt für Online-Buchungssysteme sensibilisiert werden. "Durch Corona zeichnen sich zwei touristische Trend noch deutlicher ab: Gäste wollen mehr denn je online und verstärkt kurzfristig buchen", betonte Gerhard Wägemann, ehemaliger Landrat des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen und seit Anfang 2021 neuer Vorsitzender des Tourismusverbandes.

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