Nach Corona-Flaute: Tourismus in Franken boomt

28.7.2020, 05:23 Uhr
Nach Corona-Flaute: Tourismus in Franken boomt

© Naturpark Altmühltal

Fast wie ausgestorben wirkte das sonst so von Touristen überflutete Rothenburg ob der Tauber in den vergangenen Monaten. Die wichtigen Übersee-Märkte USA und Japan waren komplett weggebrochen, und auch sonst dachte ob der vielen Einschränkungen kaum einer ans Reisen.

Nun kehren die Touristen wieder zurück, die Gassen füllen sich zusehends. "An den Wochenenden ist der Besuch schon sehr zufriedenstellend. Eine Kompensation für die ausgefallenen Monate ist das aber nicht", verdeutlicht Robert Nehr vom Tourismusservice der Stadt.

Volle Campingplätze

Die zwei Campingplätze sind ebenso voll wie die Biergärten im Taubertal, Ferienwohnungen sind stark nachgefragt, manche Hotels erreichen immerhin wieder eine Auslastung von 75 Prozent. "Sonst bekommt man um diese Zeit aber praktisch keinen Platz mehr", betont Nehr.

Die Mitarbeiter der Tourist-Info sind längst aus der Kurzarbeit - und dank der vielen deutschen Individualtouristen stark gefordert. "Diese Gäste sind sehr beratungsintensiv. Sie wollen sehr viel wissen - und wir sagen es ihnen gerne. In normalen Jahren kommen dagegen natürlich viele Reisegruppen, die autark sind und keine Beratung brauchen", sagt Nehr.

Während die Gastronomie wieder gut läuft in Rothenburg, gibt es im Einzelhandel in der Altstadt noch große Probleme. "Da ist viel auf den Überseemarkt und Busreisegruppen ausgerichtet. Da sind die Einnahmen jetzt deutlich geringer", meint Nehr.

Nadelöhre auf Bamberger Brücken

Überall ein großes Thema ist die Besucherlenkung. Die Rothenburger Stadtmauer zum Beispiel soll nur noch in eine Richtung begangen werden. "Ortskundigen wird empfohlen, das Gebiet weiträumig zu umgehen", heißt es auch in Bamberg, wo vor allem Obere und Untere Brücke am Alten Rathaus natürliche Nadelöhre darstellen.

Mittlerweile ist wieder viel los in der Altstadt. In engen Gassen und auf beliebten Verbindungswegen ist es schwer, genug Abstand zu halten. Speziell die Hotels am Regnitzradweg sind gut ausgelastet, andere leiden dagegen noch sehr.

Noch immer ist man weit weg von normalen Jahren. Flusskreuzfahrten aus dem nicht-deutschsprachigen Raum sind komplett weggebrochen. "Das sind allein 2000 unserer jährlich 9000 Stadtführungen", veranschaulicht Patrick Backer vom Bamberger Tourismus & Kongress Service. Auch Gruppenreisen von Sportvereinen, Feuerwehren oder katholischen Landfrauen fallen nach wie vor fast vollständig weg.

Ochsenkopf-Seilbahnen mit höheren Nutzerzahlen

Während der Städtetourismus nicht an normale Jahre herankommt und speziell beim Tagungstourismus noch immer gewaltige Einbußen hinnehmen muss, boomen die ländlichen Regionen. Seit etwa die Seilbahnen am Ochsenkopf Anfang Juni wieder angelaufen sind, fahren sogar mehr Touristen auf den 1024 Meter hohen Berg im Fichtelgebirge als in den Vorjahren.

"Bei Ferienwohnungen und -häusern sowie Campingplätzen verzeichnen wir mehr Online-Buchungen als im Vorjahr", sagt Andreas Munder, Geschäftsführer der Tourismus & Marketing GmbH Ochsenkopf. "Obwohl jetzt viel los ist, ist das Fichtelgebirge nicht überlaufen wie viele Orte in den Alpen. Hier verteilen sich die Gäste räumlich sehr gut", betont Munder.

Zugpferde sind die Allwetterrodelbahn Alpine Coaster, der Kletterpark Bischofsgrün, die Dévalkartbahn Oberwarmensteinach und der Wildpark Mehlmeisel, wo gerade erst zwei kleine Luchse zur Welt gekommen sind.

Vor allem Wanderer und Radfahrer begeistern sich für das Fichtelgebirge. Dass man in diesem Jahr den Focus E-Bike Innovation Award als eine der Top-3-Destinationen in Deutschland bekommen hat, hat da noch einmal einen enormen Schub gegeben.

Fränkisches Seenland von Besuchern überschwemmt

Solche Preise hat man im Fränkischen Seenland momentan gar nicht nötig. Die sommerlichen Temperaturen ziehen die Menschen von ganz allein in Massen zu den Seen. Die Unterkünfte sind fast komplett ausgebucht, und auch Tagesgäste überschwemmen die Strände.

"Die meisten Gäste versuchen aber, Abstand zu halten. In öffentlichen Bereichen werden sehr konsequent Masken getragen", hat Cornelia Braun vom Zweckverband Brombachsee beobachtet. Tendenziell ist an den Seen aber noch mehr los als in normalen Jahren. Vor allem bei den Parkplätzen führt das zu Problemen.

"Wir haben auch noch Behelfswiesen für zusätzliche Parkplätze. Aber wenn auch die voll sind, parken die Leute eben irgendwo im Gemeindegebiet am Straßenrand und nehmen den weiteren Weg zum See in Kauf", sagt Braun.

Viel los auf dem Fünf-Seidla-Steig

"Die Unterkünfte sind sehr gut ausgelastet. Tagestouristen kommen definitiv mehr momentan, an den Wochenenden wird es stellenweise schon sehr voll", sagt Matthias Helldörfer von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Speziell an beliebten Hotspots wie der Pottensteiner Erlebnismeile, aber auch an Wanderwegen wie dem Fünf-Seidla-Steig oder am Brauereienweg gehe es teilweise eng zu.

Nicht mehr alle Gastronomen profitieren von diesem Zustrom. "Einige, die sowieso in zwei Jahren schließen wollten, weil sie keinen Nachfolger haben, haben nach den drei Monaten, die sie zuletzt geschlossen hatten, einfach gleich komplett zu gelassen", sagt Helldörfer.

Im Altmühltal brummt der Tagestourismus stellenweise schon fast zu sehr. Speziell die Bootswanderer auf der Altmühl nehmen überhand. "Das ballt sich alles zwischen Treuchtlingen und Dollnstein", sagt Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal. Jenseits von Dollnstein gebe es noch 100 Flusskilometer, die deutlich weniger befahren seien. Dorthin versucht man nun, die Gäste verstärkt zu lotsen.

Geworben wird nun vor allem für ruhigere Nebentäler wie das Anlauter-, Schwarzach- oder Schambachtal und andere Destinationen fernab der touristischen Hotspots. "Die Weltenburger Enge trägt diesen Namen schließlich nicht umsonst", betont Würflein.

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