Koalition einig: Abschuss von Wölfen soll erleichtert werden

18.12.2019, 17:33 Uhr
Dem Gesetzentwurf nach soll ein Abschuss auch dann möglich sein, wenn unklar ist, welcher Wolf genau zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat.

© Swen Pförtner, dpa Dem Gesetzentwurf nach soll ein Abschuss auch dann möglich sein, wenn unklar ist, welcher Wolf genau zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat.

Zum Schutz von Schafen und anderen Nutztieren soll der Abschuss von Wölfen in Deutschland künftig leichter möglich sein. Das sehen Gesetzespläne der großen Koalition vor, die der Bundestag nach langem Streit an diesem Donnerstag verabschieden soll. "Wir schaffen mehr Rechtssicherheit für die Entnahme von Problemwölfen", sagte der SPD-Umweltexperte Carsten Träger der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch nach abschließenden Ausschussberatungen. "Klar ist aber auch: Der Wolf ist eine geschützte Art, und Ausnahmen müssen immer gut begründet sein." Die CDU-Fachpolitikerin Marie-Luise Dött sagte, die Wiederansiedlung des Wolfes im dicht besiedelten Deutschland behalte nur Akzeptanz, wenn man auf Konflikte konsequent reagiere.


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Das Kabinett hatte im Mai einen Gesetzentwurf von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf den Weg gebracht. Demnach soll ein Abschuss auch dann möglich sein, wenn unklar ist, welcher Wolf genau zum Beispiel eine Schafherde angegriffen hat. Es sollen so lange Wölfe in der Gegend geschossen werden können, bis es keine Attacken mehr gibt - auch wenn dafür ein ganzes Rudel getötet wird. Die Behörden der Länder müssen aber jeden Abschuss wieder einzeln genehmigen.

Dabei sollen Jäger "regelmäßig" vor Beginn von Maßnahmen einbezogen werden, wie ein Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen festlegte - zuvor sollte dies nur "möglichst" vorgesehen werden. Mischlinge aus Wolf und Hund, sogenannte Hybride, sollen geschossen werden. Künftig soll zudem schon eine Abwendung "ernster wirtschaftlicher Schäden" reichen, bisher ist im Gesetz von "erheblichen Schäden" die Rede. Das soll es auch Hobbyschäfern ermöglichen, Entschädigungen zu bekommen, wenn Wölfe zuschlagen. Das Füttern und Anlocken von Wölfen soll verboten werden, damit sie sich nicht an Menschen gewöhnen.

SPD-Experte Träger sagte, man habe sich mit der Union verständigt, dass es eine Sonderregelung für den Wolf geben werde - aber keine Absenkung des Schutzstandards für andere geschützte Arten. Dies sei auch eine große Sorge vieler Bürger und Naturschutzverbände gewesen. Er verwies auf ebenfalls vorgesehene höhere Mittel zum Schutz von Tierherden. Zusammen mit der nun erreichten Einigung für Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes sei dies der richtige Weg.

Seit der Jahrtausendwende breiten sich Wölfe in Deutschland aus, nachdem sie lange ausgerottet waren. Die Zahl der Angriffe auf Nutztiere nahm zuletzt deutlich zu. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) 639 gemeldete Übergriffe von Wölfen mit insgesamt 2067 getöteten, verletzten oder vermissten Nutztieren. Mit Abstand am stärksten betroffen sind Schafe (1656 Tiere). Die meisten Übergriffe gab es in Brandenburg (163) und Niedersachsen (151). Im Bericht für 2017 wurden 472 Übergriffe mit 1667 betroffenen Nutztieren angegeben.


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Die CDU-Abgeordnete Dött sagte, die Rückkehr des Wolfes sei ein Erfolg für den Naturschutz. Die Population wachse aber deutlich an. Damit bestehe die Gefahr, dass ohnehin bestehende Probleme von Hobby- und Nutztierhaltern zunehmen und sich auf weitere Regionen ausdehnen. Wölfe seien zudem in der Nähe von Siedlungen gesichtet worden. Daraus lasse sich schließen, dass der Wolf seine Scheu vor Menschen verliere oder sogar aus falsch verstandener Tierliebe gefüttert werde.

Von der FDP kam Kritik. Der jagdpolitische Sprecher, Karlheinz Busen sprach von einem "Placebo-Gesetz", um Proteste im ländlichen Raum abzuräumen. Der Wolf werde sich damit aber weiterverbreiten, die Weidetierhalter stünden weiter vor ungelösten Problemen.

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