Kommentar: Der Islam muss sich selbst heilen

30.10.2020, 17:11 Uhr
Muslime bei einer Demonstration gegen Islamophobie in Rom.

© ALBERTO PIZZOLI, AFP Muslime bei einer Demonstration gegen Islamophobie in Rom.

Waren die islamistischen Kopfabschneider in der Vergangenheit noch relativ weit weg, im Irak oder Syrien, als dort der sogenannte "Islamische Staat" sein Unwesen trieb, so wird diese bestialische Art des Tötens nun von jenen nachgeahmt, die mitten in Europa leben und doch für nichts stehen, was das moderne Europa ausmacht. Und doch suchte und fand der Täter von Nizza, ein junger Mann aus Tunesien, seinen Weg nach Europa – als Bootsflüchtling.

Problem ist teilweise hausgemacht

Ob es Fehler bei der Registrierung des Mannes gab, ob Sicherheitsbehörden von seiner potentiellen Gefährlichkeit hätten wissen können, wird noch zu klären sein. Dass aber Migranten, die auf solchen - illegalen (!) - Wegen europäischen Boden erreichen, pingeligst genau erfasst werden müssen, ist unabdingbar. Ebenso, dass sie schnell wieder zurückgeführt werden, wenn es keine Rechtsgrundlage für ihr Hiersein gibt.


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Wie aber begegnen wir der Gefahr, die von radikalisierten Muslimen, ob sie nun als Migranten nach Europa kamen oder sogar hier geboren sind, ausgeht? Eine Frage, auf die es keine zufriedenstellende Antwort gibt, seit der Islamismus in Europa verstärkt auftritt. Dabei handelt es sich teils um ein importiertes, teils um ein hausgemachtes Problem.

Es gibt nun wieder viele Vorschläge, was zu tun sei, um solche schlimmen Attentate wie in Nizza geschehen zu verhindern. Integrationsmaßnahmen verstärken, Bildungsangebote intensivieren, die islamistische Szene besser überwachen, Straftäter abschieben, bevor sie zu Schwerkriminellen werden, Moscheen genauer unter die Lupe nehmen, Imame nach europäischen Lehrplänen ausbilden, ausländischen Einfluss auf die hiesigen Muslime unterbinden. Alles richtig, alles wichtig. Doch es reicht nicht.

Stimme erheben

Die Muslime in Europa selbst müssen sich befreien von jenen, die im Namen ihrer Religion zu Attentätern und Mördern werden, die von radikalen Vorbetern verhetzt werden, die im Koran unreflektiert die Worte finden, die sie zu ihren Taten treiben. Innerhalb der muslimischen Community in den europäischen Ländern müssen jene das Wort führen, die sich und ihre Religion nicht von Kopfabschneidern und Bombenlegern instrumentaliert sehen sollen. Es müssen jene lauter werden, die ihre Stimme erheben für jene Meinungs- und Religionsfreiheit, von der sie selbst und ihre Religion in Europa profitieren.


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Dass dazu auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Propheten Mohammed gehört, mag für einen Muslim schmerzlich, sogar unverzeihlich sein. Doch Europa hat sich seine Werte der Aufklärung ebenfalls schmerzlich erkämpft.
Sie sind zu wertvoll, um sie einer falsch verstandenen Toleranz preiszugeben.

Zum Weiterlesen: So kommentiert die NN das Attentat von Nizza

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