Kommentar: Die freiwillige Corona-App hätte früher kommen müssen

8.6.2020, 15:45 Uhr
Die App kann sich jeder freiwillig installieren. 

© Stefan Jaitner, dpa Die App kann sich jeder freiwillig installieren. 

Wenn es nach den Ankündigungen von Gesundheitsminister Jens Spahn gegangen wäre, dann könnten wir alle – oder zumindest die Willigen unter uns – schon seit zwei Monaten die Corona-Warnapp auf unseren Smartphones haben. Bis Ostern sollte sie eigentlich bereitstehen.

Nun sind die Pfingstfeiertage vorüber und es wird immer noch eine Woche dauern, . Bei allem Verständnis für die zahlreichen, ernst zu nehmenden Probleme mit Technik und Datensicherheit: Es ist schon befremdlich, dass es mit der Entwicklung dieser App derart langsam voranging. Denn schon sehr früh hatte die Regierung ausgerechnet diese Anwendung zu einem zentralen Instrument bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie erklärt. Das passt aber nicht zusammen mit der langen Entwicklungszeit.

Schuld daran war die Tatsache, dass die Politik anfangs nicht genau wusste, was sie will. Zentrale oder dezentrale Speicherung der Daten? Freiwilligkeit oder doch Verpflichtung? Deutsches oder europäisches Modell? Nun wird es eine deutsche Lösung mit dezentraler Speicherung auf freiwilliger Basis geben. Gerade die letzten beiden Punkte sind sehr wichtig, denn sie schaffen Vertrauen bei den Menschen, die ja die App nutzen sollen.


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Die Bereitschaft der Deutschen, dieses Projekt zu unterstützen, ist sehr groß. Eine Studie des Nürnberg-Institus für Marktentscheidungen beweist, dass je nach Ausgestaltung fast 70 Prozent der Bundesbürger mitmachen würden. Das ist mehr, als mindestens für einen Erfolg nötig wäre. Dieses Vertrauen kann aber durch rechtliche Unsicherheiten und vor allem durch technische Unzulänglichkeiten schnell wieder schwinden. Dann wäre die ganze App gescheitert, denn sie lebt von einer möglichst großen Beteiligung.

Keine Corona-Diktatur

Jens Spahn hat nun eine Lösung versprochen, die den sonstigen Gebrauch des Smartphones nicht einschränkt – die also im Hintergrund weiterlaufen kann, während man zum Beispiel Musik anhört oder Filme streamt. Und die vor allem nicht zu viel Energie benötigt. Denn das wäre ein Killer-Faktor für mögliche Nutzer. Jeder von uns kämpft mit einem zu schwachen Akku, wenn er den ganzen Tag unterwegs ist. Wir verwenden das Gerät schließlich für E-Mails, soziale Netzwerke, Routenplanung, Fotografieren, Hotel- und Fahrkartenbuchung sowie Bankgeschäfte. Da brauchen wir alles, nur keinen weiteren Energiefresser.

Die App in der geplanten Ausführung ist übrigens ein weiterer Beweis gegen die Theorie von einer Corona-Diktatur. Wer nicht will, der macht einfach nicht mit. Er kann dann zwar auch keine Warnungen vor Begegnungen mit Infizierten erhalten, aber das ist dann sein Problem. Diktaturen erlauben eine solche freie Willensentscheidung nicht.


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