Kommentar: Nürnberger Flughafenchef färbt die Klimasünde schön

12.6.2019, 13:46 Uhr
Michael Hupe, Geschäftsführer vom Albrecht Dürer Airport Nürnberg, hält ein Verbot von Kurzstreckenflügen für "absolut abwegig".

© Daniel Karmann, dpa Michael Hupe, Geschäftsführer vom Albrecht Dürer Airport Nürnberg, hält ein Verbot von Kurzstreckenflügen für "absolut abwegig".

Bei der Frage, welches Verkehrsmittel am klimafreundlichsten ist, kommt es wohl immer auch ein bisschen darauf an, wen man fragt. Klar, dass ein Flughafen-Chef auch dem Kurzflug innerhalb Deutschlands noch etwas Klimapositives abgewinnen kann – wie Nürnberg-Airport-Geschäftsführer Michael Hupe gerade vorgemacht hat. Wer hingegen Reisebusse oder Züge auf die Straße oder Schiene schickt, wird natürlich auf deren Umweltvorzüge verweisen.

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Will man also tatsächlich wissen, wie man am saubersten von – wie im aktuellen Beispiel – Nürnberg nach München kommt, sollte man nicht Wirtschaftsakteure, sondern Wissenschaftler befragen. Und da fällt die Bilanz dann doch recht eindeutig aus: Am wenigsten Treibhausgase stößt der Reisebus aus (32 Gramm pro Personenkilometer), knapp gefolgt von Fernzügen (36). Das hat das Umweltbundesamt berechnet. Nimmt man das Auto, verursacht man demnach etwa viermal so hohe Emissionen (139 Gramm pro Personenkilometer bei 1,5 Passagieren), und das Flugzeug schneidet noch mal deutlich schlechter ab (201, bei einer Auslastung von 82 Prozent).

Es ist also klar und deutlich: Wer von Franken in die bayerische Landeshauptstadt fahren und dabei neben der Reisedauer auch die Klimaauswirkung berücksichtigen will, kommt an Bus und Bahn nicht vorbei. Alleine im Auto zu kutschieren ist dagegen aus Umwelt- und Fairnessperspektive (die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels bekommen die Menschen in armen Ländern zu spüren) ziemlich egoistisch. Man könnte dafür mal den Begriff "Autoscham" einführen. Und zum Fliegen auf einer derart kurzen Strecke, für die man mit dem ICE nur etwas mehr als eine Stunde benötigt - und damit nicht mal eine halbe Stunde länger als mit dem Flugzeug -, gibt es erst recht keinen vernünftigen Grund. Denn auch die oft als Argument angeführten Geschäftsleute oder Politiker mit ihrem vollgepackten Terminkalender haben ja wohl meist eher in Münchens Zentrum und nicht am eine 40-minütige S-Bahn-Fahrt entfernten Flughafen zu tun.


Leserforum: Sollten Kurzstreckenflüge abgeschafft werden?


Aus Klimasicht ist es daher auch zu begrüßen, dass die Flugstrecke Nürnberg-Berlin von der Airline eingestellt wird. In die deutsche Hauptstadt kommt man seit Eröffnung der neuen ICE-Strecke ebenfalls sehr schnell, das hat viele vom Flugzeug auf die Bahn umsteigen lassen. Nun sollte am besten auch die Verbindung nach München auf den Prüfstand gestellt werden. Denn zum Flieger gibt es auch hier gute Alternativen – zur Begrenzung der gravierenden Folgen des Klimawandels aber nicht.


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