Kommentar: Wer sagt Donald Trump, dass es reicht?

6.11.2020, 08:48 Uhr
Seine Anhänger stehen zu ihm: Trump-Unterstützer in Miami.

© CHANDAN KHANNA, AFP Seine Anhänger stehen zu ihm: Trump-Unterstützer in Miami.

Der Familienbetrieb namens Trump hat wieder zugeschlagen: Der älteste Sohn des Präsidenten machte Propaganda für seinen Vater. "Das Beste für Amerikas Zukunft wäre es, wenn Donald Trump über diese Wahl in den totalen Krieg zieht", twitterte der 42-Jährige. Der Präsident müsse "all den Betrug und Schummeleien offenlegen".

Belege? Keine. "Totaler Krieg": Eine Wortwahl, die mehrfach für die Trumps passt. Dass dies ein historisch belastetes Zitat ist, weil damit der Nazi-Propaganda-Chef Joseph Goebbels die Deutschen zum Durchhalten um jeden Preis aufrief - mag sein, dass der junge Trump dies nicht weiß. "Totaler Krieg" ist allerdings treffend für einen Clan, der das Weiße Haus offenbar als eine Art Familienbesitz betrachtet.


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Der noch amtierende Präsident schlägt selbst immer heftiger um sich, je schlechter seine Aussichten werden, jene Wahl tatsächlich zu gewinnen, von der er nun erneut wahrheitswidrig behauptete, sie bereits gewonnen zu haben. Dass er ein Loser werden könnte, ein Verlierer - das ist nicht vorgesehen im Weltbild dieses Mannes, der Verlierer verachtet und verspottet.

Schwer vorstellbar, dass er das Weiße Haus freiwillig räumt. Das zeigte auch die Tatsache, dass er nach wie vor dort auftritt - als sei die Sache schon gelaufen. Auch das tat noch kein Amtsvorgänger in einer ähnlich offenen Situation.

Wo sind eigentlich führende Köpfe der einst stolzen Republikanischen Partei, die Trump vermitteln, was er da anrichtet? Die ihm beibringen, wie mögliche Machtwechsel in einer Demokratie funktionieren? Zu vernehmen ist da viel Schweigen - und nur wenige klare Ansagen an einen Despoten, der die Demokratie und ihre Spielregeln verachtet und so auch den Republikanern schweren Schaden zufügt.


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Mal schauen, wie Trump reagiert, sollte Biden nun doch die Marke von 270 Wahlmännern erreichen. Dann werden die Heerscharen von Juristen, die Trump losschickt, alles versuchen, um den Sieg des Demokraten zu verhindern. Erste Gerichtsurteile lassen allerdings hoffen, dass sie doch noch funktionieren - jene "checks and balances", die zu einem Rechtsstaat gehören. Eine parteiische Justiz? Bisher gibt es sie nämlich nicht in den Vereinigten Staaten. Auch wenn Trump das gern so hätte.

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