Kommentar zu Impfverweigerern: Ein Nein darf Konsequenzen haben

Christine Thurner

Leiterin Newsdesk

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29.12.2020, 11:32 Uhr
Wer sich ohne medizinischen Grund nicht impfen lässt, könnte langfristig Nachteile haben.

© via www.imago-images.de, imago images/Political-Moments Wer sich ohne medizinischen Grund nicht impfen lässt, könnte langfristig Nachteile haben.

Die ersten Corona-Impfungen in Deutschland sind verabreicht, vorrangig an hochaltrige Bewohnerinnen und Bewohner von Seniorenheimen. Es ist Konsens, dass zuerst die geschützt werden müssen, deren Leben bei einer Infektion mit großer Wahrscheinlichkeit in Gefahr wäre.

Und die wenigsten der Seniorinnen und Senioren werden nun, frisch immunisiert, Sonderrechte einfordern. Doch die Debatte darüber, ob es langfristig gesehen nicht belohnt werden sollte oder belohnt werden darf, wenn jemand das - wenn auch geringe - Risiko einer Impfung auf sich nimmt, ist längst im Gange.

Solidarisch zusammenstehen

Es ist richtig, zum derzeitigen Zeitpunkt Sonderrechte wie mehr Freiheiten für Geimpfte abzulehnen. Nicht nur, dass es Wasser auf die Mühlen der Impfgegner wäre, es widerspräche auch dem Solidaritätsgedanken, der in diesem Jahr so stark zu spüren war: Rücksichtnahme und persönliche Einschränkungen haben noch viel mehr Leid verhindert.


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Jetzt gilt es, auch in den kommenden Monaten solidarisch zusammenzustehen. Bis alle, auch die jungen Gesunden, die Möglichkeit zur Impfung hatten, müssen gleiche Rechte oder Einschränkungen für alle gelten.

Einschränkungen gibt es schon

Und dann? Wird die Situation neu bewertet werden. Eine Impfpflicht wird nicht kommen, das hat nicht nur Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) immer wieder betont. Aber Einschränkungen für Nichtgeimpfte, bei denen kein medizinischer Grund gegen eine Immunisierung spricht, sind denkbar und im Übrigen auch nicht neu: Ohne Masernschutz, hier gilt eine partielle Impfpflicht, dürfen Kinder vom Besuch in Kindertagesstätten oder Schulen ausgeschlossen werden.

Auch ganze Berufsgruppen müssen Auskunft über ihren Immunstatus geben und Impfnachweise liefern: Lehrkräfte und Personal in Kitas, Beschäftigte im Gesundheitswesen und Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr beispielsweise. Für Letztere prüft das Bundesverteidigungsministerium bereits, ob zum verpflichtenden Basisimpfschutz auch die Immunisierung gegen das Coronavirus kommen sollte.


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Denkbar ist außerdem, dass ganze Länder - wie es zum Beispiel bei Gelbfieber der Fall ist - für die Einreise eine Impfung gegen Covid-19 verlangen. Nichtgeimpften stünde damit nicht jeder Job oder jedes Urlaubsland offen.

Bitte keine Klagen

Manche solcher Einschränkungen könnten vor Gericht landen. Geht das Hausrecht für Fluglinien oder Kreuzfahrtanbieter so weit, dass sie einen Impfnachweis von Passagieren verlangen können, wie es die australische Fluglinie Qantas angekündigt hat? Wie Juristen diese Fragen bewerten werden, hängt auch davon ab, wie groß die Gefahr durch das Virus dann noch ist.


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Klar ist: Jeder hat das Recht, sich einfach so gegen eine Impfung zu entscheiden. Man sollte sich dann aber auch nicht beklagen, wenn die, die sich und andere schützen, langfristig mehr dürfen.

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