Spitzen gegen den Unions-Kanzlerkandidaten

Kommentar zur Söder-PK: CSU-Chef ohrfeigt Laschet in Serie

27.7.2021, 16:17 Uhr
Markus Söder nutzte die Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung auch, um ein paar Spitzen in Richtung Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet loszuwerden.

© Peter Kneffel, dpa Markus Söder nutzte die Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung auch, um ein paar Spitzen in Richtung Unions-Kanzlerkandidaten Armin Laschet loszuwerden.

"Wir dürfen nicht einfach nur abwarten, was im Herbst passiert", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Man dürfe nicht offen, irgendwie über den Termin der Bundestagswahl zu "stolpern", so der CSU-Chef weiter und: Es werde nicht klappen, dass "der Corona-Kelch vor der Bundestagswahl an uns vorbei geht und nichts entschieden werden muss."

Den Namen des gemeinsamen Kanzlerkandidaten nahm Söder natürlich nicht in den Mund, aber auch die ausdrückliche Unterstützung der Linie von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) zeigte, dass der CSU-Chef mit dem CDU-Chef so gar nicht übereinstimmt - weder in der Corona-Politik noch im Politikstil. In den vergangenen Tagen hatte Söder vor dem Glauben gewarnt, "im Schlafwagen" ins Kanzleramt zu kommen. Wen kann er da wohl gemeint haben?

Söder lässt jedenfalls keine Gelegenheit aus, damit sich das Bild in der Öffentlichkeit von den beiden ungleichen Unions-Vorsitzenden verfestigt: Hier einer, der sich nicht festlegen mag, laviert, auf Zeit spielt und Sprechblasen produziert, dort einer, der nichts anbrennen lässt, Klartext redet und anderen in den Allerwertesten tritt. Kein Zweifel: Trotz aller Solidaritätsbekundungen ist "der Armin" alles andere als der Kumpel, mit dem Söder im Biergarten freiwillig eine Cola Light zischen würde.

In der Sache könnte Söder wieder einmal Recht behalten. Dann nämlich, wenn just zur Bundestagswahl die Infektionszahlen in Deutschland wieder in die Höhe schnellen und die Aufregung groß ist. Dass man aus den bisherigen Infektionswellen nur unzureichend gelernt hat, zeigt der Umgang mit der diesjährigen Reisewelle. Diese ist schon längst im Gang und in Berlin diskutiert man über Vorsichtsmaßnahmen bei der Wiedereinreise. Söder hat Recht. Diese politische Prokrastination (Aufschieberitis) ist ein Armutszeugnis. Aber hat er als CSU-Chef und Ministerpräsident in Berlin denn da gar nichts mitzureden?

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