Podcast mit Ella Schindler

Krieg in der Ukraine: "Ihr könnt' uns doch nicht verrecken lassen"

Matthias Oberth

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28.2.2022, 15:56 Uhr

Für viele Menschen in der Ukraine ist es keine echte Überraschung, was Putin jetzt tut, sagt Ella Schindler, gleichzeitig stürzt der jetzt erfolgte Angriffskrieg die in der Ukraine lebenden Menschen mit seiner Härte und Brutalität in tiefe Verzweiflung. "An der Grenze zu Russland sterben seit acht Jahren täglich Menschen und es hat den Westen nicht interessiert", schildert sie die Auseinandersetzung um die sogenannten "autonomen Volksrepubliken" Donezk und Lugansk. Dennoch überwog die Hoffnung, dass es zu keinem direkten Angriff auf die Ukraine kommen würde.

Die westliche Welt hat zu lange weggesehen, davon ist auch Ella Schindler überzeugt, die mit dem Partnerschaftsverein in der Vergangenheit mit zahlreichen Veranstaltungen versucht hat, Aufklärung zu betreiben. Jetzt sei konkretes Handeln gefragt, an etwaige Gesprächsangebote der Russen glaubt sie ebenso wenig wie der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj.

Vielmehr erinnere Wladimir Putin an einen prügelnden Ehemann, der seiner Frau einreden will, dass sie selbst die Verantwortung für die ausgeteilten Schläge trage, so Ella Schindler. "Er will das Bild vermitteln, dass wir selbst schuld an dem Angriff sind", empört sich die Journalistin. Die nun anlaufenden Waffenlieferungen aus Deutschland und der Ausstieg aus dem Swift-Abkommen, hätten früher erfolgen müssen, ist sie überzeugt und macht deutlich, dass "Beten für den Frieden" in der momentanen Situation wenig hilfreich ist.

Die Verzweiflung unter der Bevölkerung in Nürnbergs Partnerstadt Charkiw ist groß, aber auch der Wille, sich der russischen Übermacht in den Weg zu stellen. "Ich hoffe jeden Tag, dass sich meine Kontaktpersonen am nächsten Morgen wieder melden und das nichts Schreckliches passiert ist", sagt Ella Schindler. Die Hilferufe, die sie tagtäglich erreichen, werden immer flehentlicher. Von "Hol´ mich hier raus" bis hin zu "Ihr könnt' uns doch nicht hier verrecken lassen" reichen die WhatsApp-Nachrichten. Aber ebenso gibt es Rückmeldungen, dass viele junge Männer sich freiwillig zum Dienst mit der Waffe melden, um ihre Heimat zu verteidigen.

Gemeinsam mit den Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Partnerschaftsverein bereitet sie sich schon auf die kommenden Wochen und Monate vor und bittet um Spenden. Zwar ist derzeit noch nicht klar, auf welchen Wegen die Hilfe nach Charkiw gelangen kann, doch neben Lebensmitteln zur Sicherstellung der Versorgung, werden auch viele materielle Schäden an öffentlichen Einrichtungen, wie Schulen, Kindergärten oder Krankenstationen zurückbleiben. "Die Ukraine wird in den kommenden Jahren viel Unterstützung brauchen", ist sich Ella Schindler sicher. Immer vorausgesetzt, dass die russische Invasion unter dem Druck des Westens ein Ende findet.

Das Spendenkonto des Partnerschaftsvereins Charkiw-Nürnberg für die Unterstützung der Charkiwer Bevölkerung: IBAN DE12 7605 0101 0001 3500 58 bei der Sparkasse Nürnberg. Verwendungszweck: "Hilfsprojekte in Charkiw"

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