Digitalisierung schreitet voran

Personalausweis im Smartphone: Keine lästige Wartezeit im Amt mehr

24.10.2021, 17:32 Uhr
Ausweisen via Smartphone wird bald möglich sein. 

© Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik/BSI Ausweisen via Smartphone wird bald möglich sein. 

Bei der Kontrolle in der Bahn hält man dem Schaffner seine Online-Fahrkarte hin. Im Restaurant lässt sich problemlos via Smartphone bezahlen - die Kreditkarte ist im digitalen „Geldbeutel“ hinterlegt. Und im Theater wird an der Einlasskontrolle einfach ein Code, der im Handy abgelegt ist, gescannt. Das Kramen nach der Konzertkarte entfällt.

Die umständliche Zettelwirtschaft ist schon in vielen Bereichen abgeschafft. Nun soll ein weiterer dazukommen: das Ausweisen mit einem digitalen Personalausweis auf dem Smartphone. Dass Personalausweise digital ausgelesen werden, ist genau genommen nicht neu. Der sogenannte e-Personalausweis wird bislang von rund sechs Prozent der Deutschen genutzt. Es gibt ihn schon seit elf Jahren. Wer ihn für sogenannte Online-Verwaltungsleistungen wie dem Ummelden des Wohnsitzes nutzen will, benötigt neben dem Ausweis und der Pin ein Kartenlesegerät. Die Daten werden so - ähnlich wie bei der Versichertenkarte - ausgelesen und übertragen.

Benutzerfreundlich geht anders. So ist jetzt ein neues Gesetz für die rechtliche Grundlage der digitalen Ausweisfunktion in Kraft getreten, und zwar das "Gesetz zur Einführung eines elektronischen Identitätsnachweis“ (eID) mit einem Handy. Ein Kartenlesegerät ist überflüssig. Flächendeckend eingesetzt werden kann die sogenannte Smart-eID wohl laut Bundesinnenministerium ab Dezember. Ab dann soll die technische Umsetzung abgeschlossen sein.

Daten sind laut Behörde sicher

Die persönlichen Daten, betont die Behörde, seien dabei sicher. Wer seinen Personalausweis in digitaler Form nutzt, kann Informationen wie Familien -und Vorname, Geburtsdatum und Geburtsort, die Adresse und, sofern im Personalausweis vermerkt, Geburtsname, Künstlername oder Doktorgrad übermitteln. Bei jeder Online-Nutzung wird automatisch von einer Software überprüft, ob der Personalausweis noch gültig ist. So soll der Nutzer vor Missbrauch geschützt werden, sollte der Personalausweis verloren gehen oder gestohlen werden. Nicht digital hinterlegt werden die eigenhändige Unterschrift, die Körpergröße und die Augenfarbe.

Den Personalausweis auf dem Smartphone kann man künftig jedoch nur nutzen, wenn man ein Handy besitzt, das den Sicherheitsvorkehrungen entspricht und man die kostenlose App „AusweisApp2“ herunterlädt. Dafür braucht das Smartphone einen speziellen Sicherheitschip, der vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert sein muss. Jedoch: Dieser ist bislang nur für das Samsung Galaxy S20 freigegeben. Unter Umständen können aber andere Handys, die bereits einen solchen Chip verbaut haben, nach einem Update eingesetzt werden.

Eine andere Möglichkeit ist wohl im kommenden Jahr verfügbar. Ausweisinformationen können dann nicht auf einem Chip gespeichert, sondern im Hauptspeicher des Gerätes verschlüsselt abgelegt werden. So ist der elektronische Personalausweis zwar relativ unkompliziert und schnell einsatzbereit. Experten warnen aber, er könnte so weniger sicher vor Datenklau sein.

Um seine persönlichen Daten zu schützen, benötigt jeder Nutzer eine Geheimnummer. Diese wird von der Bundesdruckerei per Brief zugesandt. Nur so können Online-Dienste beansprucht werden, die eine Identifizierung voraussetzen - also zum Beispiel ein neues Auto zulassen.

Seit 2017 ist die Online-Funktion übrigens bei jedem neu ausgestellten Ausweis automatisch aktiviert. Wer einen älteren Personalausweis besitzt, kann diesen für die Online-Identifizierung kostenlos freischalten lassen. Seit 2010 werden Personalausweise mit dieser Funktion ausgegeben. Ein Personalausweis ist ab dem 24. Geburtstag zehn Jahre gültig und muss nach Ablauf neu beantragt werden. Wer jünger als 24 Jahre alt ist, dessen Personalausweis ist sechs Jahre gültig.

Laut Pressestelle der Stadt Nürnberg bietet die Kommune seit Jahren die Online-Funktion bei der Einrichtung des Bürgerkontos „mein Nürnberg“ an. Die Stadt Nürnberg werde in Zukunft immer mehr Angebote über die Plattform anbieten, heißt es. Mit „Mein Nürnberg“ können Einwohner Behördengänge online abwickeln – ohne lange Wartezeiten.

Auch politisch wird der Personalausweis im Smartphone begrüßt. „In den 20er Jahren muss klar sein, dass der Bürger nicht aufs Amt geht, sondern das Amt zu ihm kommt“, sagte jüngst Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. Gerade die Corona-Krise habe gezeigt, welche Vorteile es biete, „dass man sich nicht lange im Bürgeramt in die Wartestube setzen muss, sondern viele Angelegenheiten online erledigen kann“.

Keine Kommentare