Altkanzler wieder abgereist

Schröder in Moskau: Gespräch mit Putin soll Stunden gedauert haben

Stefanie Banner

Politik und Wirtschaft

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13.3.2022, 15:54 Uhr
Schröder und Putin bei einem Treffen im Kreml 2018 - von dem Gespräch am Donnerstagabend gibt es (noch) keine Fotos.

© Alexei Druzhinin/POOL SPUTNIK KREMLIN via AP/dpa Schröder und Putin bei einem Treffen im Kreml 2018 - von dem Gespräch am Donnerstagabend gibt es (noch) keine Fotos.

Es ist immer noch ein gut gehütetes Geheimnis: das Gespräch zwischen Altkanzler Gerhard Schröder und Wladimir Putin. Es soll Medienberichten zufolge am Donnerstagabend in Moskau stattgefunden und - wie neu bekannt wurde - stundenlang gedauert haben. Doch es gibt keine Bilder und keine Interviews. Auch der Kreml bestätigt Schröders Besuch bisher nicht, dementiert ihn aber ebenso wenig.

Das einzige Bild, das Schröders Aufenthalt in Moskau bezeugt, ist das Foto seiner Ehefrau, das Soyeon Schröder-Kim an besagtem Abend im sozialen Netzwerk Instagram gepostet hatte. Es zeigt sie mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen am Fenster, im Hintergrund ist die hell angestrahlte Basilius-Kathedrale zu sehen, ein Wahrzeichen der russischen Hauptstadt.

Instagram-Post von Schröders Ehefrau bekommt viele Likes

Tausende haben den Post mit einem Herz versehen, die Kommentierenden wünschen Gerhard Schröder "Glück bei seiner Mission" und dass "er für Frieden in der Ukraine" sorgt. Einer fordert sogar den Friedensnobelpreis für den Altkanzler. Einige fragen Schröder-Kim aber auch, ob ihr Mann auf Bitten der Bundesregierung nach Moskau geflogen sei oder worüber gesprochen wird - Antworten gibt es jedoch nicht. Neben Lob und Fragen löst Schröder-Kims Selbstdarstellung allerdings auch Spott und Häme aus. Der Spiegel bezeichnet den Post etwa als "Fremdscham-Supernova" und auch auf Twitter macht das Bild die Runde.

Mit der Bundesregierung hatte Schröder sein Treffen zwar nicht abgestimmt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der selbst erst am Donnerstag mit Putin telefoniert hatte, sagte jedoch am Rande des EU-Gipfels in Versailles, man werde bei den Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs auch die Gespräche Schröders berücksichtigen.

Ukrainischer Botschafter: Schröder ist einer der wenigen mit gutem Draht zu Putin

Dieser war nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur über Istanbul nach Moskau gereist. In der türkischen Metropole habe er eine ukrainische Delegation getroffen, bevor er am Mittwoch von einem russischen Flugzeug abgeholt worden und nach Moskau geflogen sei.

Laut Bild am Sonntag habe sich Schröder nach dem Gespräch mit Putin am Freitagabend noch mit dessen Berater unterhalten - auch dazu gebe es bislang keine Details. Das Ehepaar Schröder soll am Sonntagmorgen Moskau wieder verlassen haben.

Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, geht davon aus, dass die Öffentlichkeit bald über Ergebnisse informiert wird, "direkt von Herrn Schröder", sagte er am Freitag in einer Bild-Sendung: "Ich weiß, dass Herr Schröder bereit ist, darüber auch zu berichten, über Kanäle, die jetzt quasi nicht öffentlich laufen. Und das ist gut, dass man zumindest da auch eine gewisse Hoffnung hat."

Melnyk zufolge ist der Altkanzler - trotz aller Kritik, die es zu seinen Russland-Geschäften gibt - einer der wenigen in Deutschland, "die womöglich noch einen direkten Draht zu Herrn Putin haben. Es gibt keinen, der so etwas in Deutschland und den anderen europäischen Ländern hat".

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