Tausende Bauern zu Protest-Sternfahrt nach Berlin erwartet

23.11.2019, 19:30 Uhr
Den Landwirten geht es vor allem um mehr Mitsprache in der Agrarpolitik.

© NEWS5 / Merzbach Den Landwirten geht es vor allem um mehr Mitsprache in der Agrarpolitik.

Mehrere Tausend Bauern aus ganz Deutschlands wollen an diesem Dienstag mit ihren Traktoren in Berlin protestieren. Ihnen geht es um mehr Mitsprache in der Agrarpolitik mit neuen Vorgaben zum Umwelt- und Tierschutz und ein besseres Ansehen ihres Berufsstandes in der Gesellschaft. Zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor werden rund 10.000 Teilnehmer erwartet, rund 2000 Fahrzeuge sollen mit einer Sternfahrt in die Hauptstadt rollen. Auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) will dort reden. Sie kündigte für das neue Jahr einen breiten Dialog zu Erwartungen an die Bauern und die Finanzierung an.

Keine "Landschaftsgärtner"

"Noch nie war unsere Landwirtschaft so stark unter Druck, wie sie es heute ist", sagte Klöckner am Samstag beim CDU-Parteitag in Leipzig. Viele Bürger machten sich aber keine Gedanken, was ihre Erwartungen an die Branche an Mehrkosten bedeuteten. "Landwirte sind als allererstes Nahrungsmittelproduzenten und nicht Landschaftsgärtner."

Im Oktober fanden schon einmal deutschlandweite Proteste statt:

Die Ministerin machte zugleich deutlich, dass für die Bauern nicht alles bleiben könne, wie es ist. Es gehe um Klimaschutz, mehr Tierwohl, weniger Pflanzenschutzmittel und strengere Düngeregeln zum Schutz des Grundwassers - mit Hilfen und einer "praxisgerechten" Umsetzung. Im neuen Jahr wolle sie eine "Roadshow" durch Deutschland machen und auch Umweltverbände und Verbraucher für eine Debatte an einen Tisch holen. "Wir müssen Gesellschaft und Landwirtschaft wieder zusammenbringen", sagte Klöckner.

Agrarpaket erregt Unmut

Die Veranstalter der Demonstration in Berlin erklärten, die aktuelle Umwelt- und Landwirtschaftspolitik gefährde die Wirtschaftskraft und den sozialen Frieden auf dem Land. Ihre Kritik richtet sich gegen das Agrarpaket der Bundesregierung mit Neuregelungen für mehr Umwelt- und Insektenschutz, gegen schärfere Düngevorschriften, das Freihandelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur und gegen eine Verunglimpfung von Bauern.


Proteste in Franken: Das steckt hinter der Bauern-Bewegung


Aufgerufen zum Protest hat die Initiative "Land schafft Verbindung", in der sich Zehntausende Landwirte zusammengeschlossen haben. "Wir rufen zu Tisch - miteinander reden, statt übereinander", betonten die Veranstalter. Landes- und Kreisbauernverbände seien beteiligt und unterstützten die Demos, hieß es beim Deutschen Bauernverband. Generalsekretär Bernhard Krüsken sagte: "Die Demo wird zeigen, dass es einen Neustart im gesellschaftlichen Dialog geben muss."

Bereits vor einem Monat hatten Bauern in mehreren deutschen Städten demonstriert, auch in Franken. Schwerpunkt war im Oktober Bonn. Rund 6000 Landwirte warnten dort, ihre Existenz sei durch die Agrarpolitik bedroht. In der vergangenen Woche gab es auch Proteste bei der Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern in Hamburg.

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