Vorschlag wird beraten

Tempolimit für Anfänger und Fahrerlaubnis mit Ablaufdatum: EU plant Führerschein-Revolution

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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20.9.2023, 14:28 Uhr
Wer den Führerschein bestanden hat, hat erst einmal gut lachen - noch zumindest. Die EU berät über Änderungen, die vielen künftigen Fahranfängern nicht gefallen dürften (Symbolbild).

© IMAGO Wer den Führerschein bestanden hat, hat erst einmal gut lachen - noch zumindest. Die EU berät über Änderungen, die vielen künftigen Fahranfängern nicht gefallen dürften (Symbolbild).

Wie der "Stern" berichtet, hat der Verkehrsausschuss der EU neue Führerschein-Richtlinien entworfen und dem Parlament am Dienstag zur Beratung vorgestellt. Im Zuge des Projektes "Vision Zero" soll es bis 2050 keine Unfalltoten mehr auf den Straßen der Freihandelszone geben. Die vorgeschlagenen Änderungen im Verkehrsrecht könnten Einschränkungen für Fahrer und höhere Kosten mit sich bringen. Besonders betroffen von den Vorschlägen: Fahranfänger und alte Menschen.

Einer der auffälligsten Vorschläge: Die geplante Einführung eines Tempolimits für Fahranfänger. Neulinge auf den Straßen sollen künftig mit maximal 90 Kilometern pro Stunde unterwegs sein dürfen. So sollen Raser früh ausgemacht und die Opferzahlen nach Unfällen verringert werden. Außerdem sollen Fahranfänger künftig eine zweite Führerscheinprüfung absolvieren. Nach der bestandenen Probezeit soll ein zweiter Test darüber entscheiden, ob die Absolventen alleine fahren dürfen.

Der EU-Verkehrsausschuss schlägt ein Nachtfahrverbot für Fahranfänger vor. Damit sollen vor allem die Fahrer selbst geschützt werden: In Deutschland beispielsweise ereigneten sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mehr als ein Viertel aller Unfälle der 18- bis 24-Jährigen zwischen 19 Uhr und 5 Uhr morgens. In den anderen Altersgruppen waren es prozentual betrachtet nicht einmal halb so viele Unfälle. Die Entscheidung über ein mögliches Fahrverbot für Anfänger zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens soll allerdings den einzelnen Mitgliedsstaaten obliegen.

Neue Führerscheinklasse für SUVs

Wie der "Focus" berichtet, soll künftig eine neue Gewichtsgrenze für Pkw-Führerscheine der Klasse B eingeführt werden: Statt den bisher erlaubten 3500 kg Leergewicht sollen mit dem Schein nur noch Fahrzeuge mit einem Gewicht bis 1800 kg geführt werden dürfen - und das maximal 110 Kilometer pro Stunde schnell. Wer schwerere Autos fahren möchte, muss künftig einen Führerschein "B+" machen, was erst ab 21 Jahren möglich sein soll.

Damit soll das Fahren von SUV und anderen großen Fahrzeugen erschwert werden, da diese laut Berichtsentwurf anfälliger für Zusammenstöße seien als leichtere Pkw. Durch die erhöhte Anzahl schwerer Fahrzeuge in der EU sei die Führerscheinklasse B für diesen Typ Auto nicht mehr geeignet. Von der Regelung wären auch viele Elektroautos betroffen, die aufgrund der schweren Batterie oft ein Leergewicht von 1,8 Tonnen überschreiten.

Führerschein muss im Alter erneuert werden

Was schon seit längerem im Gespräch ist, soll nun konkrete Formen annehmen: Der Entwurf des Verkehrsausschusses sieht vor, dass Verkehrsteilnehmer im Alter ihren Führerschein regelmäßig erneuern müssen. Ab 60 Jahren soll die Fahrerlaubnis für sieben Jahre gelten, ab 70 Jahren für fünf und ab 80 sogar nur noch für zwei Jahre. Die Erneuerung soll auf eigene Kosten erfolgen und soll eine medizinische und psychologische Evaluation beinhalten.

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