Wird Söder neuer Kanzlerkandidat? Die CSU wartet noch ab

17.1.2021, 17:42 Uhr
Armin Laschet wird Nachfolger der bisherigen CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer Verteidigungsministerin.

© Christian Spicker via www.imago-images.de, imago images/Christian Spicker Armin Laschet wird Nachfolger der bisherigen CDU-Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer Verteidigungsministerin.

Es war Söders "schöne Nachricht in schwerer Zeit", die die Menschen in der Twitter-Welt am meisten berührt hat. Doch es geht nicht um die Union oder darum, dass die CDU endlich einen neuen Parteivorsitzenden hat. Es geht um Molly, "eine süße junge Hundedame", die in das Haus Söder eingezogen ist.

Immerhin: Die Schäferhündin ist schwarz, wenigstens in der politischen Farbenlehre ist alles in Ordnung. Der andere Tweet Söders, seine Gratulation an Armin Laschet, hat die Twitter-Welt weniger bewegt. Dabei hängt am neuen CDU-Vorsitzenden auch die politische Zukunft Söders. "Für mich", sagt etwa der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete Karl Feller, "ist Markus Söder der ideale Kanzlerkandidat. Wenn aber die CDU auf ihrem Anspruch besteht, wird es schwierig."

Ausgang offen

Laschet hat bereits durchblicken lassen, dass er sich die Kandidatur zutrauen würde. Söder wiederum dementiert eigene Ambitionen mal deutlicher, mal weniger deutlich. Frühestens zu Ostern wollen Söder und Laschet die Kandidatenfrage offiziell angehen. Ausgang offen. Viel, heißt es in der CSU-Spitze, hänge davon ab, wie schnell Laschet die CDU hinter sich vereinigen kann. Im Moment sei die Partei gespalten; doch viele trauen ihm zu, dass er die beiden Lager wieder zusammenführen kann. "Der Sieg", sagt einer aus der CSU-Führung, "motiviert ihn schon sehr. Und es gab schon einmal eine lange unterschätzte Parteivorsitzende."

Die heißt Angela Merkel und stellt nach Ansicht der Taktiker die Union gerade vor eine besondere Herausforderung. Noch nie musste die CDU einen Kandidaten neben dem amtierenden Kanzler aufbauen. Jetzt muss sie es Und Merkel hat klar gemacht, dass sie keine Rücksicht nehmen wird. "Eine enorme Herausforderung und Gratwanderung", sagt einer aus der CSU-Führung. Wer auch immer die Aufgabe übernimmt, muss sehen, wie er sich aus Merkels Schatten befreien kann, ohne dass er die Arbeit der Regierung in Frage stellt.

Auch deshalb zögern CDU und CSU eine Antwort auf die Kandidatenfrage möglichst weit hinaus. Es ist schlicht ein Spiel auf Zeit. In der CSU wollen sie freilich auch sehen, wie sich Laschet schlägt bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, beides traditionell konservative Länder, die für die CDU verloren gegangen sind. "Wobei das laufen wird wie immer", sagt ein CSU-Politiker: "Verliert die CDU, hat das regionale Ursachen. Gewinnt sie, ist es Laschets Verdienst."

Das kleinere Übel

Natürlich haben sie in der CSU genau beobachtet, wer sich bei der CDU wie positioniert hat. Sie hätten, versichern alle, mit jedem der drei Kandidaten leben können. Oder, wie der Erlanger CSU-Politiker und bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagt: "Wir respektieren die Entscheidung der CDU für einen ihrer drei hoch qualifizierten Kandidaten. Auf dieser Grundlage können wir jetzt gut zusammenarbeiten."
Doch es schimmert durch, dass die meisten Laschet für das kleinere Übel halten. Der habe bereits Regierungserfahrung und führe Nordrhein-Westfalen ruhig und souverän.


Armin Laschet wird neuer Vorsitzender der CDU


Friedrich Merz gilt den meisten in der Union zwar als starker Wirtschaftspolitiker. Doch er gilt auch als Polarisierer und als allzu dominant. "Mit ihm hätten wir permanent um das Gleichgewicht kämpfen müssen", sagt einer aus dem Vorstand.

Ein anderer erinnert an die Erfahrungen der USA mit Donald Trump. Eine einseitige und polarisierende Politik binde zwar einen Teil der eigenen Anhänger, für Mehrheiten aber tauge dieser Kurs nicht. "Das hat auch Markus Söder gemerkt", 2018, als er mit seinem Anti-Flüchtlingskurs der AfD die Stimmen abjagen wollte. Spät, aber nicht zu spät hat er damals seinen Kurs korrigiert.

Dass Söder sich eine Kanzlerkandidatur zutraut, daran zweifelt in der CSU niemand. Daran, dass er sie auch anstrebt, schon eher. Und dass die CDU sie ihm überlässt, erwarten die wenigstens. Söder könne nur dann als Kandidat antreten und Laschet ausstechen, sagt ein hoher CSU-Funktionär, "wenn das aus den CDU-Landesverbänden ganz massiv und mit Nachdruck gefordert wird." Das sehe er derzeit nicht. Entsprechend entspannt sind sie in der CSU.

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