Geheimnisse in der Partnerschaft

Es könnte die Beziehung zerstören: Was Sie Ihrem Partner auf keinen Fall erzählen sollten

Andreas Hofbauer

Volontär

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6.5.2023, 20:23 Uhr
Kann eine Beziehung nur mit Ehrlichkeit langfristig glücklich sein? 

© Disarm, Pixabay, LizenzCC Kann eine Beziehung nur mit Ehrlichkeit langfristig glücklich sein? 

Zu einer gesunden Beziehung gehört für viele Menschen vor allem Ehrlichkeit. In einer Partnerschaft handele es sich um einen "Gewinn, Gefühle, Gedanken und Erlebnisse offen zu zeigen und mit dem Partner zu teilen", weil dadurch Nähe geschaffen werde. Das erklärte die Diplom-Psychologin Lisa Fischbach von der Partnervermittlungs-Webseite "ElitePartner.de" gegenüber "T-Online".

Nicht jedes Geheimnis in einer Beziehung ist schlecht

In einer Studie vom März 2022 konnten Forschende zeigen, dass es Zeiten gibt, in denen Menschen sich dafür entscheiden, ihr Konsumverhalten oder andere Dinge vor dem Partner oder der Partnerin zu verschweigen.

Als Beispiel nennen die Forscherinnen und Forscher etwa das Essen eines Schokoriegels nach der Arbeit, ein Paket, dessen Lieferung verschwiegen wird, oder das heimliche Beauftragen eines Reinigungsdienstes.

"Wir gehen davon aus, dass diese Art des Konsumverhaltens sowohl üblich als auch alltäglich ist. Das heißt, der Konsum selbst ist unbedeutend - und wurde in der Vergangenheit wahrscheinlich mit dem Wissen des Partners durchgeführt -, wird aber absichtlich vor dem Partner verheimlicht", schrieben die Forschenden in der Studie. Zudem, heißt es, werde ihre Annahme von "fünf Studien" gestützt. "Schuldgefühle aufgrund von heimlichem Konsum führen zu größeren Investitionen in die Beziehung", schreiben die Forschenden.

"Alles zu teilen, kann überfordern"

Es kann also durchaus positiv sein, nicht alles mit dem Partner oder der Partnerin zu teilen. Das bestätigt auch die Psychologin und Paarberaterin Lisa Fischbach gegenüber der "Bild". "Alles teilen zu wollen, kann auch überfordern und ist darüber hinaus oftmals gar nicht nötig." Dass man mit dem Partner oder der Partnerin nicht jedes Geheimnis teilt, spiegelt auch eine Umfrage des Partner-Portals "Parship" wider.

In jeder zwischenmenschlichen Beziehung gebe es Geheimnisse, heißt es in einer Studie von Forscher Michael Slepian von der Columbia University, bei der mehr als 10.000 Personen aus den USA teilgenommen haben. Laut der Studie haben Menschen im Schnitt 13 Geheimnisse. Nicht jedes davon sei jedoch gleich zu werten. Laut den Expertinnen und Experten gebe es Unterschiede zwischen "guten" und "schädlichen" Geheimnissen. Laut Janina Steinmetz, die als Psychologin an der niederländischen Universität Utrecht forscht, gehören Geheimnisse, die man für sich behält, um den Partner oder die Partnerin zu schützen, zu Kategorie der "guten Geheimnisse".

Der Psychologe und Mental-Health-Coach ergänzte: "Gute Geheimnisse sind die, die einem das Gefühl geben, dass man über sich Kontrolle hat. Man hat einen Bereich, der einem selbst gehört." Als Beispiele nannte Steinmetz die ehrliche Meinung über die Mutter des Partners oder der Partnerin, oder aber der optische Vergleich der Partnerin oder des Partners mit dem oder der Ex. "Wenn der Partner sowieso nichts daran ändern kann, ergibt es keinen Sinn, das Geheimnis zu teilen. Solche Geheimnisse können Beziehungen glücklicher machen", so Steinmetz gegenüber dem Deutschlandfunk.

Diese Geheimnisse behält man besser für sich

Auch Fischbach bestätigt diese Einschätzung. Hundertprozentige Offenheit sei so gut wie nicht möglich. Vielmehr überfordere dieser Anspruch eine Partnerschaft. Sie halte es für "völlig normal" kleine Geheimnisse zu haben. "Peinlichkeiten oder unangenehme Intimitäten über Körperbefindlichkeiten, die keine Wichtigkeit für die Partnerschaft haben, behält man besser bei sich", wird Fischbach von "T-Online" zitiert.

Wichtige Neuigkeiten - wie eine Erkrankung - seien dagegen ein anderes Thema. Davon seien schließlich beide Parteien betroffen, weil sie ihr Leben miteinander teilen. Marcel Aygün erklärt, dass bei zu vielen Geheimnissen das Vertrauen innerhalb einer Beziehung leiden könne. Er plädiere daher, bereits beim Kennlernen zu kommunizieren, welche Grenzen es gebe. "Manche Geheimnisse können mit Schuld und Scham verbunden sein. Zum Beispiel bestimmte sexuelle Vorlieben. Wir haben Angst, das zu erzählen, weil wir der Nähe und Intimität nicht schaden wollen", so Aygün gegenüber dem "Deutschlandfunk".

Wo sich alle Expertinnen und Experten einig sind: Details aus vergangenen Beziehungen sollten nicht thematisiert werden. Eine Ausnahme dieser Regel sei, wenn der Partner oder die Partnerin explizit nach dem oder der Ex fragt. Dann sei Ehrlichkeit geboten.

Fühle man sich beispielsweise zu einer anderen Person sexuell hingezogen, oder wenn es einen Flirt mit einer Kollegin oder einem Kollegen gegeben habe, dann müsse das nicht in der Partnerschaft besprochen werden. "Wenn Ihre Schwärmerei keinerlei Bedeutung hat, muss Ihr Partner das nicht wissen. Es würde ihn wahrscheinlich nur unnötig verletzen und Eifersucht schüren", sagte Fischbach.

Besonderen Zündstoff biete das Themenfeld der Sexualität, erklärt die Expertin. "Über eigene sexuelle Wünsche sollte man mit dem Partner sprechen, denn das führt zu einer befriedigenderen Sexualität." Träume man jedoch von sexuellen Abenteuern ohne den Partner oder die Partnerin, werde dies üblicherweise verschwiegen. Das wiederum kann in der Beziehung gefährlich werden. "Hier wäre es viel wichtiger, mit dem Partner zu erforschen, woran das liegt und wie man es gemeinsam in der Beziehung lösen könnte", so Fischbach.

Absprachen in der Partnerschaft beachten

Sollte es zu einem Seitensprung gekommen sein, dann gebe es keine Empfehlung, ob und wie man damit innerhalb der Partnerschaft umgehen soll. Bei einer "einmaligen Sache" empfiehlt Fischbach vor einer Beichte die Gründe dafür zu suchen und zu formulieren. Allerdings könne es ihrer Meinung nach auch "manchmal besser sein, solche Ereignisse zu verschweigen". Jedoch nur, sollte der Seitensprung nicht Ausdruck einer zerbrechenden Beziehung sein. Wer sich in einen anderen Menschen verliebt habe, solle das seinem Partner mitteilen.

Fischbach rät abschließend, sich gewahr zu machen, was für den Partner oder die Partnerin wichtig ist und welche Absprachen es untereinander gebe. Bei schwierigen Themen solle man sich fragen, ob mit dem Geheimhalten vereinbarte Werte oder Absprachen verletzt werden.

Egal ob es kleinere Geheimnisse innerhalb einer Partnerschaft gibt: Laut einer Erhebung von Statista, zähle für eine erfolgreiche Beziehung vor allem "Volles Vertrauen" mit 77 Prozent unter allen Befragten. Absolute Ehrlichkeit liegt auf Rang zwei mit 41 Prozent.