Studie belegt

Single und ohne Kinder: Frauen, die aus der Norm fallen, sind die glücklichsten Personen

Minh Anh Nguyen

Online-Redaktion

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13.8.2023, 15:49 Uhr
Frauen, die Single sind und keine Kinder haben, sind am glücklichsten, das sagt Glücksexperte Paul Dolan. (Symbolbild)

© IMAGO/Picua Estudio Frauen, die Single sind und keine Kinder haben, sind am glücklichsten, das sagt Glücksexperte Paul Dolan. (Symbolbild)

Im Kindergarten spielt man Familie und im Erwachsenenalter jagt man dem großen Glück in Form einer Partnerschaft hinterher: Wir sind auf unterschiedliche Weise und oftmals ganz unbewusst von einem Idealbild geprägt. Dies beinhaltet für viele noch einen Lebenspartner, Kinder, Haus - das Familienglück eben. Laut einer ZDF-Umfrage aus dem Jahre 2022 wollen rund 63,9 Prozent der 25- bis 34-Jährigen Kinder bekommen, 37,6 Prozent wollen dies sogar "auf jeden Fall".

Personen, die sich gegen diese Lebensweise entscheiden, fallen aus der Norm heraus. Ihr kinderloser Wunsch wird mit schiefem Blick betrachtet, wiederholt wird argumentiert, dass der Kinderwunsch mit dem Alter schon noch kommen wird. Und doch sinkt die Geburtenzahl in Deutschland und auch national weiterhin. Ist das bisherige Bild von einem glücklichen Leben veraltet?

Emotionale Arbeit: Frauen in heterosexuelle Beziehungen sind unglücklicher

Zumindest Frauen können Glück und Zufriedenheit anderweitig finden. Paul Dolan, Professor für Verhaltenswissenschaft an der London School of Economics, erklärt, dass alleinstehende und kinderlose Frauen die glücklichsten Personen sind. Oftmals profitieren Männer von der Ehe: "Man geht weniger Risiken ein, verdient mehr Geld bei der Arbeit und lebt etwas länger. Sie hingegen muss das ertragen und stirbt früher, als wenn sie nie geheiratet hätte. Die gesündeste und glücklichste Untergruppe der Bevölkerung sind Frauen, die nie geheiratet oder Kinder hatten", so der Glücksexperte im Gespräch mit "The Guardian".

Dies ist zurückzuführen auf die geschlechtliche Rollenteilung in heterosexuellen Beziehungen. "Es gibt Belege dafür, dass Frauen mehr Zeit mit häuslichen Aufgaben verbringen als Männer, und ich denke, dass sie auch mehr emotionale Arbeit verrichten", so Emily Gundy, Professorin an der University of Essex, im Gespräch mit "The Telegraph". Eine heterosexuelle Beziehung bedeutet für Frauen also oftmals neben physischer auch viel emotionale harte Arbeit. Dolans Arbeit belegt diesbezüglich, dass verheiratete Frauen mittleren Alters ein höheres Risiko tragen für psychische und physische Erkrankungen.

Umfrage: Single-Frauen machen persönliches Glück nicht von Partnerschaft abhängig

Doch nicht nur die Aussicht auf eine arbeitsreiche Beziehung veranlasst Frauen dazu, keine Partnerschaft einzugehen. Auch die Fähigkeit alleine sein zu können muss zur Rechnung getragen werden.

Das Datingportal Parship hat in einer Studie knapp 2.000 Partnersuchende nach der Zufriedenheit ihres Beziehungsstatus befragt. Dabei haben knapp 68 Prozent der teilnehmenden Frauen gesagt, dass sie grundsätzlich zufrieden mit ihrem Leben seien, berichtet "Harper's Bazaar". Bei den Single-Männern empfand das nur gut die Hälfte genau so. Fast zwei von drei Männern wünschen sich eine Beziehung, gleichzeitig findet nur etwa die Hälfte der befragten Frauen, dass ihr persönliches Glück von einer Partnerschaft abhängig ist.

Dem Gefälle liegt zugrunde, dass Frauen oftmals besser darin sind, sich ein soziales Umfeld aufzubauen: "Frauen sind tendenziell besser darin, alternative soziale Netzwerke und andere Vertraute zu haben, während Männer sich dabei eher stark auf ihre Frauen verlassen und weniger andere soziale Bindungen haben", erklärt Grundy. Keinen Partner zu haben bedeutet demzufolge je Geschlecht etwas anderes. Frauen ohne Partner müssen auch Single oftmals nicht auf Gesellschaft oder Zwischenmenschlichkeit verzichten.

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