Beziehung

Warum Vertrauen so unfassbar wichtig ist

Simone Madre

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24.11.2022, 09:47 Uhr
Eine Beziehung kann nur mit gegenseitigem Vertrauen und Ehrlichkeit langfristig glücklich sein.

© Disarm, Pixabay, LizenzCC Eine Beziehung kann nur mit gegenseitigem Vertrauen und Ehrlichkeit langfristig glücklich sein.

In diesem Artikel:

Vertrauen sorgt nicht nur dafür, dass sich Menschen wohlfühlen, sondern erhöht auch deren Zuversicht. Wer vertraut, kann die Kontrolle abgeben und sich besser entspannen. Insbesondere in Paarbeziehungen und bei guten Freundschaften bildet Vertrauen die grundlegende Basis. Um eine vertrauensvolle Beziehung zu erreichen, benötigt es Offenheit und gegenseitige Wertschätzung. Mit diesen Tipps kann man das Vertrauen in eine Beziehung langfristig und nachhaltig stärken.

Vertrauen ist ein alltäglicher Begriff, über den man aber selten genauer nachdenkt. Der Begriff "Vertrauen" bezeichnet eine innere Überzeugung, die das eigene Verhalten beeinflusst. Das Vertrauen auf eine andere Person bedeutet, dass man meint, sie und ihr künftiges Verhalten einzuschätzen zu können, und dass sie einem helfen oder zumindest nicht schaden wird. Vertrauen beruht somit auf Erfahrungen aus der Vergangenheit, bezieht sich aber auf die Zukunft.

Vertrauen bedeutet auch, etwas nicht mit Sicherheit zu wissen: Wer weiß, dass jemand helfen wird (zum Beispiel, weil er es muss), braucht kein Vertrauen. Durch Vertrauen macht man sich verletzlich, weil man das eigene Wohlbefinden zumindest zum Teil von den Handlungen und Entscheidungen eines anderen abhängig macht.

Das Gegenstück von Vertrauen ist das Misstrauen. Dieses steht für eine negative Überzeugung zum Charakter des anderen Menschen. Wer misstraut, ergreift oft Vorsichtsmaßnahmen, um eine Schädigung auszuschließen. Wenn das Gegenüber das merkt, kann das wiederum sein Vertrauen nachhaltig schädigen – ein Teufelskreis.

In einer vertrauensvollen Beziehung sind Menschen glücklicher und verbringen weniger Zeit mit negativen Gedanken. Obwohl jeder Mensch schon einmal im Laufe seines Lebens schlechte Erfahrungen gemacht hat und das Vertrauen ausgenutzt wurde, hält fast jeder Mensch am Vertrauenskonzept fest. Der Grund dafür ist einfach: Vertrauen ist ein Verhalten, das bereits in der Kindheit erlernt wurde und tief in den meisten Menschen steckt. Zudem würden ohne Vertrauen keine stabilen Beziehungen entstehen.

Vertrauen basiert auf:

  • Selbstvertrauen (Zuversicht in die eigenen Fähigkeiten)
  • Fremdvertrauen (dem Vertrauen gegenüber anderen Menschen)

Ob man anderen Menschen vertrauen kann, hängt somit maßgeblich von den eigenen Erfahrungen ab. Wer schon in seiner frühen Kindheit gelernt hat, auf sich selbst und andere Menschen zu vertrauen, legt diese Eigenschaft auch im späteren Leben eher nicht ab.

Achtung: Mit Vertrauen ist aber nicht "blindes Vertrauen" gemeint. Vertrauen sollte darauf basieren, dass man jemanden kennt - und ihn deshalb auch einschätzen kann.

Vertrauensbrüche können beispielsweise Demütigungen, Lügen, Heimlichtuerei oder Unzuverlässigkeit sein. Manchmal sind es nur kleine Dinge, die sich schnell wieder klären lassen, manchmal stellen sie auch die ganze Beziehung auf den Kopf. Besonders groß ist der Vertrauensbruch meist beim Fremdgehen - oder auch in anderen Situationen, in denen einer dem anderen lange etwas vorgemacht hat und in denen scheinbar gemeinsame Werte wie Treue sich als einseitig entpuppen.

Wenn das Vertrauen enttäuscht wird, setzen Gefühle wie Ängste, Wut oder Eifersucht ein. Wer das Vertrauen zu einer anderen Person wieder aufbauen möchte, sollte sich an diese Tipps halten:

  1. Gefühle zulassen: Wer verletzt, traurig oder wütend ist, sollte den Vertrauensbruch erst einmal in Ruhe verarbeiten und auch negative Emotionen zulassen. Je mehr die eigenen Gefühle wahrgenommen und reflektiert werden, desto besser kann der Vertrauensbruch auch verarbeitet werden.
    In unserem Beitrag erfahren Sie, was passieren kann, wenn Sie negative Emotionen nicht wahrnehmen wollen und was toxische Positivität ist.
  2. Offenes Gespräch: Danach ist Zeit für ein offenes Gespräch. In dem Gespräch sollte man klären, wie es zu dem Vertrauensbruch kommen konnte. Beide Parteien sollten nun die Möglichkeit bekommen, die Situation aus ihrer subjektiven Sicht zu schildern. Vielleicht kann man das Verhalten des Partners dann sogar nachvollziehen oder die Beweggründe verstehen.
    Beide Partner sollten dabei allerdings auf Vorwürfe und Schuldzuweisungen verzichten, soweit sie das schaffen. Der Ausruf: "Du Betrüger! Du hast unsere Beziehung zerstört" führt vermutlich zu einem Schreiduell, Ich-Botschaften wie "Das hat mich tief verletzt. Ich hätte nie erwartet, dass du so etwas tun würdest. So kommt es mir vor, als würde ich einen Teil von dir gar nicht kennen" helfen hoffentlich dabei, das Gespräch weiterzubringen und sich gegenseitig besser zu verstehen.
    Was bei einem Streit noch hilfreich sein kann, lesen Sie in unserem Beitrag.
  3. Wiedergutmachung: Der nächste Schritt, um das Vertrauen wieder aufzubauen, ist die Bitte um Verzeihung. Zudem sollten Betroffene spüren, dass sich ihr Gegenüber ehrlich Mühe gibt und Zeit und Energie investiert, um es wieder gut zu machen. Das richtige Verhalten nach dem Vertrauensbruch stärkt das Vertrauen wieder. Der Vertrauensbrecher muss die Wiedergutmachung aber auch wirklich wollen - und dafür notfalls Einbußen in Kauf nehmen.
  4. Die Entscheidung: Der Vertrauensbruch sollte nicht über die ganze Beziehungsdauer wieder und wieder thematisiert werden, denn dies ist Gift für die Beziehung. Bestenfalls schafft man es, das Geschehene zu verarbeiten und die Wunden mit der Zeit verheilen zu lassen - gegebenenfalls mit Unterstützung durch einen (Paar-)Therapeuten. Oder man sieht ein, dass man nicht umhin kommt, die Beziehung zu beenden.
    Wer sein Gegenüber ständig kritisiert, seine Handlungen hinterfragt und ihm misstraut, macht letztlich beide unglücklich. Wenn sich der andere unentwegt erklären und für einen vergangenen Fehler entschuldigen muss, wird er auch sich irgendwann fragen, ob die Beziehung für ihn noch Sinn ergibt.
  5. Zukunftsplanung: Gemeinsam sollten beide Parteien überlegen, wie zukünftige Enttäuschungen und Vertrauensbrüche vermieden werden können. Auch die zukünftige Kommunikation sollte besprochen werden.
  6. Kontinuierlich an der Beziehung arbeiten: Eine Beziehung bedeutet immer auch "Arbeit". Daher sollten beide Partner versuchen, negative Verhaltensmuster oder Teufelskreise in der Beziehung zu durchbrechen und durch positive Verhaltensweisen zu ersetzen.

Vertrauen zu gewinnen, ist für Menschen, die oftmals hintergangen wurden, nicht immer einfach. Einige Menschen werden ihr Leben lang von Enttäuschungen und Verletzungen begleitet und übertragen diese auf ihre neuen Beziehungen oder Freundschaften.

Kein Vertrauen aufbauen zu können, bedeutet auch, sich nicht richtig auf eine neue Beziehung einzulassen. Zwar glauben Betroffene, dass sie sich selbst vor Verletzungen schützen, sie stoßen jedoch schnell an ihre Grenzen. Wer nicht vertraut, kann auch nicht richtig lieben. Emotionen und tiefe Gefühle können ohne Vertrauen nicht zugelassen werden. Alte, nicht verarbeitete Enttäuschungen belasten somit immer wieder neue Beziehungen. Damit schaden Betroffene nicht nur ihrem Gegenüber, sondern auch sich selbst.

  • Kommunikation: Stattdessen sollten Betroffene ihrem Partner die eigenen Ängste oder Befürchtungen mitteilen. Um sich sicher zu fühlen, sollte man offen kommunizieren, was man in einer Beziehung braucht. In einer liebevollen Beziehung kann der Partner dann dafür sorgen, das Vertrauen schrittweise aufzubauen. Dazu gehören neben dem Fremdvertrauen auch das Selbstvertrauen. Gleichzeitig ist auch eine professionelle psychologische Unterstützung sinnvoll.
  • Geduld: Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg. Vor allem Menschen, die tief verletzt wurden, benötigen Zeit, um Vertrauen zu neuen Personen aufbauen zu können. Wer sich wohl fühlt, kann irgendwann garantiert die Kontrolle abgeben und die Zweifel loslassen.
  • Zeit gemeinsam verbringen: Vertrauen in einer Beziehung zu stärken, funktioniert am besten, indem man viel Zeit miteinander verbringt. In einer frischen Beziehung gibt Zeit die Möglichkeit, den Partner besser kennenzulernen. Damit steigt auch das Vertrauen an. Auch in einer langjährigen Beziehung ist gemeinsame Zeit wichtig, um sich zu zeigen, dass man sich immer noch aufeinander verlassen kann.
  • Freiraum: Dem Partner Freiraum zu geben, gehört ebenfalls zu einer vertrauensvollen Basis. Wenn der Partner etwas allein unternehmen möchte, sollte er dies tun dürfen. Der Satz "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" trifft hier nicht zu. Denn je mehr kontrolliert wird, desto eingeschränkter fühlt sich die Person und desto weniger Vertrauen herrscht in einer Beziehung.
  • Selbstwertgefühl stärken: Um anderen Menschen zu vertrauen, benötigt man ein positives Selbstwertgefühl. Indem man sich Zeit nimmt und etwas Gutes tut, stärkt man sein Selbstwertgefühl. Wer beispielsweise schnell eifersüchtig ist, sobald der Partner etwas anderes macht, sollte Freunde treffen oder ein neues Hobby ausprobieren. Somit kann die Zeit qualitativ genutzt werden und geht schneller vorbei. Wie Sie Ihr Selbstwertgefühl steigern können, erfahren Sie in unserem Beitrag.

So kann man sich selbst als vertrauenswürdig erweisen:

  • Dem Partner aufrichtiges Interesse und Wertschätzung entgegenbringen
  • ehrlich sein
  • Schwächen und Verletzlichkeit zeigen
  • sich loyal verhalten
  • das eigene Wort halten

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