Beziehung

Toxische Menschen: Woran erkennt man sie?

Simone Madre

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29.11.2022, 09:19 Uhr
 In toxischen Beziehungen ist ein Partner nur dafür da, dass es dem anderen gut geht. Es gibt bestimmte Warnsignale.

© Christin Klose, dpa  In toxischen Beziehungen ist ein Partner nur dafür da, dass es dem anderen gut geht. Es gibt bestimmte Warnsignale.

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Toxische Menschen befinden sich nicht selten im eigenen Umfeld, ohne dass man sich dessen bewusst ist. Denn ein toxisches Verhaltensmuster zeigt sich meist erst nach einiger Zeit. Wie man toxische Eigenschaften schnell erkennen kann und welche Anzeichen es gibt, erfahren Sie hier.

Wenn eine Person einen schlechten Einfluss auf die Menschen in der Umgebung hat und diese permanent durch ihr eigenes Verhalten schädigt, bezeichnet man sie als "toxisch". Übersetzt bedeutet "toxisch" so viel wie "giftig". Im Duden finden man in diesem Zusammenhang die Bezeichnungen "sehr bösartig, gefährlich, zermürbend und schädlich". Toxische Personen versprühen Gift mit ihrem Verhalten und schaden somit anderen Menschen. Nicht selten zerstören die toxischen Menschen die Atmosphäre in einer ganzen Personengruppe.

Einige Menschen ecken mit ihrer Art immer bei anderen an und bekommen häufig negative Rückmeldungen. Natürlich kann nicht jeder von jedem gemocht werden. Dennoch gibt es bestimmte Arten von Menschen, die fast jeden ihrer Kontakte herunterziehen. Unter Umständen erkennen sie das selbst gar nicht. Denn toxische Menschen haben nicht immer böse Absichten.

Toxische Menschen: Merkmale

Toxische Menschen lügen, kontrollieren und manipulieren. Häufig greifen sie zu drastischen Mitteln, um ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche durchzusetzen und ihr Selbstwertgefühl zu steigern. Neben Lügen und der Manipulation verhalten sie sich teilweise auch in anderen Fällen unmoralisch und unsozial.

Ein Hauptmerkmal toxischer Menschen ist also mangelndes Mitgefühl mit anderer Menschen und deren Emotionen. In ihrer eigenen subjektiven Wahrnehmung machen sie oft alles richtig und verhalten sich korrekt. Ihrer Ansicht nach tragen sie keine Schuld und sehen sich selbst in der Opferrolle. Nicht selten setzen sie andere unter Druck, sind übertrieben eifersüchtig oder uneinsichtig gegenüber anderen Menschen. Empathisches Verhalten oder das Hineinversetzen in einen anderen Menschen kommen toxischen Personen gar nicht in den Sinn.

Bestimmte Charaktereigenschaften werden toxischen Menschen zugeschrieben. Verbreitet sind beispielsweise die Folgenden:

  • Ignorant: Toxische Menschen versuchen, anderen Menschen ihre eigene Meinung aufzuzwingen und halten diese häufig für die einzige Wahrheit.
  • Kräftezehrend: Nach einem Treffen mit einer toxischen Person fühlt man sich oft ausgelaugt, energie- und kraftlos. Diese Gefühle lösen toxische Personen aus, indem sie kritisieren, manipulieren, verbessern oder Schuldgefühle einreden.
  • Streitlustig: Bei toxischen Menschen eskalieren häufig schon kleine Meinungsverschiedenheiten. Eine harmonische Streitschlichtung ist hier schwer möglich. Toxische Persönlichkeiten sind oft nachtragend und weisen jede Schuld von sich.
  • Erzieherisch und stichelnd: Oft schlüpfen toxische Menschen in die Erzieherrolle und verbessern ungefragt. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf peinliche Situationen und nehmen auch das Bloßstellen einer Person in Kauf.
  • Manipulativ und egoistisch: Eine toxische Person erwartet, dass sich eine andere Person immer Zeit nimmt, wenn er diese braucht. Wer einer toxischen Person absagt, muss dauerhaft mit Schuldvorwürfen rechnen. Toxische Menschen stellen häufig das Einfühlungsvermögen oder die Moralität anderer Personen infrage.

Toxische Menschen erkennen: Häufige Anzeichen auf einen Blick

Im Folgenden gibt es zehn Persönlichkeitsmerkmale, die toxische Menschen auszeichnen. Wer nicht als toxische Person wahrgenommen werden will, sollte das eigene Verhalten regelmäßig kritisch hinterfragen.

Toxische Menschen:

  1. heucheln viel
  2. beleidigen häufig
  3. sehen die Dinge negativ
  4. fühlen sich immer im Recht
  5. manipulieren
  6. lügen
  7. respektieren den persönlichen Freiraum anderer nicht
  8. sind aus Prinzip trotzig
  9. trauen sich mehr zu als anderen Menschen

Doch was tun, wenn man die toxischen Menschen nicht einfach aus dem Leben verbannen kann, da diese zur engsten Familie gehören? In diesem Fall ist es nicht so einfach, den Betroffenen einen Rat zu geben.

Wenn die Eltern ein toxisches Verhalten zeigen, ist das Leben der Kinder häufig durch Schuldgefühle, emotionale oder psychische Abhängigkeit sowie Minderwertigkeitsgefühle geprägt. Kinder können die Charaktereigenschaften der Eltern noch nicht durchschauen und reflektieren. Deshalb beziehen sie das Fehlverhalten der Eltern meistens auf sich selbst. Erwachsenen ist es meist nur mit professioneller Hilfe möglich, aus dem Teufelskreis auszubrechen.

Um die eigene geistige und körperliche Gesundheit nicht zu gefährden, sollte man sich selbst vor toxischen Menschen schützen. Zunächst kann man die toxischen Menschen vorsichtig ansprechen und feinfühlig die Probleme kommunizieren. Manchmal ist jedoch ein Kontaktabbruch oder eine Reduzierung der Treffen auf das Mindestmaß der einzige Ausweg. Beim Verarbeiten der Situation und bei einem gesunden Umgang damit können auch Bücher helfen, beispielsweise "Über die Kunst des Loslassens von toxischen Menschen und Selbstzweifeln" von Andrea Weidlich.Anzeige

Es ist nicht wirklich einfach, sich mit toxischen Menschen zu arrangieren und die Beziehung zu verbessern. Auf Dauer werden andere Menschen immer unter den Verhaltensmustern toxischer Menschen leiden, wenn sie alles hinnehmen. Für eine Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehung und auch Eigenschutz gibt es hier einige Tipps.

  • "Nein" sagen und Grenzen aufzeigen: Wer von toxischen Menschen umgeben ist, muss lernen, sich nicht manipulieren zu lassen. Hier ist es wichtig, Grenzen zu setzen und auch ein klares "Nein" zu kommunizieren. Dabei sollte man sich stets im Klaren, sein, dass man nicht bösartig oder egoistisch ist, auch wenn einem dies von den toxischen Personen vorgeworfen wird.
  • Diskussionen beenden: Man sollte nicht den Fehler machen, sich ständig auf argumentative Auseinandersetzungen mit toxischen Menschen einzulassen. Die kostet nicht nur Energie, sondern führt häufig auch zu nichts. Eine toxische Person wird selten die Meinung anderer anerkennen oder sogar nur akzeptieren.
  • Umgang mit Negativität: Negativität, Sticheleien und die Ironie eines toxischen Menschen sollte man nicht allzu nah an sich heranlassen. Lieber sollte man der Negativität mit Humor begegnen. Angehörige oder Freunde von toxischen Menschen sollten immer darauf achten, dass sie Ihr Selbstwertgefühl nicht verlieren.

Wer mit toxischen Menschen arbeitet, sollte die Berührungspunkte im Arbeitsalltag weitgehend reduzieren. Weniger Umgang mit ihnen bedeutet meist weniger Probleme. Arbeitnehmer sollten dabei stets professionell und ruhig bleiben. Wichtig ist es, die Selbstkontrolle zu behalten. Im Zweifelsfall sollte man sich an den Vorgesetzten wenden, sobald das Verhalten des Kollegen oder der Kollegin einem selbst, den Mitarbeitern oder dem Unternehmen schadet. Denn toxische Menschen ecken häufig auch bei den anderen Mitarbeitern an.

Sobald eine toxische Freundschaft nur noch anstrengend und belastend ist, sollte man sich überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, getrennte Wege zu gehen.

Wer kennt sie nicht? Sprüche im Alltag, die einem direkt ein ungutes Gefühl verschaffen. Die folgenden Sprüche werden von toxischen Menschen häufig verwendet.

  • "Sei doch nicht so empfindlich."
  • "Tja, so bin ich nun mal."
  • "Ich habe schon Schlimmeres erlebt."
  • "Ich bin nicht unhöflich. Ich sage nur die Wahrheit."
  • "Ist doch nicht mein Problem."
  • "Das ist alles nur deine Schuld."
  • "Du wirst deine Meinung schon noch ändern."

Vor allem in Beziehung fällt es Betroffenen schwer, sich von ihrem toxischen Gegenüber zu lösen. Laut Psychologen wirkt hier das Prinzip der "Intermittierenden Verstärkung". Dies bedeutet, dass man für ein bestimmtes Verhalten unregelmäßig belohnt wird. Dieses machen sich toxische Menschen häufig zunutze. Toxische Menschen jagen ihre Partner einmal oder mehrfach durch die Hölle. Danach überschütten sie ihren Partner mit Liebe und ihrer ganzen Aufmerksamkeit. Man könnte auch sagen, dass sie ihren Gegenüber systematisch um den Finger wickeln.

Dieses Verhalten lässt Menschen häufig bei ihren toxischen Partnern verharren und immer wieder neue Hoffnung schöpfen. Zugleich rechtfertigen sie das Verhalten des anderen und begründen dies entweder mit eigenem Fehlverhalten oder schwierigen Phasen im Leben.

Bei toxischen Personen handelt es sich um eine schädliche Beziehungsdynamik. Daher kann eine Veränderung oder Verbesserung nur gelingen, wenn beide Parteien an der Beziehung und sich selbst arbeiten. Man sollte immer wieder zusammen reflektieren, was in einer Situation passiert ist, wer sich wie verhalten hat und dabei offen über die eigenen Gefühle reden.

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