Nahezu schmerzfrei

Mit 5000 Mini-Spritzen: Ersetzt dieses Pflaster eines Tages die Corona-Impfung?

Lisa Krüger

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10.11.2022, 15:37 Uhr
Könnten Impfungen mit der Nadel bald Geschichte sein? Das Impfpflaster bringt laut Forschern viele Vorteile mit sich.

© Jens Büttner/dpa, NN Könnten Impfungen mit der Nadel bald Geschichte sein? Das Impfpflaster bringt laut Forschern viele Vorteile mit sich.

Die Corona-Impfung gilt nach wie vor als wichtige Maßnahme, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Für Menschen mit einer Nadelphobie ist das jedoch der blanke Horror. Doch vielleicht sind klassische Impfungen schon bald Geschichte: Forscherinnen und Forscher aus den USA und Australien arbeiten bereits seit Beginn der Pandemie an einem sogenannten Impfpflaster. Nun haben die Forscher unter anderem in der Fachzeitschrift Science Advances ihre Ergebnisse veröffentlicht.

Höhere Wirksamkeit gegen Omikron

Wie das Impfpflaster funktioniert, wird ebenfalls in Science Advances erklärt: Es ist mit 5000 beschichteten Stacheln versehen, die so klein sind, dass sie mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Beim Aufkleben des Pflasters wird der Wirkstoff aus der Beschichtung direkt in die Haut injiziert. Danach lässt sich das Pflaster einfach wieder entfernen und der Impfschutz ist gegeben. Das ganze funktioniert laut der Forscher nahezu schmerzfrei. Da das Pflaster so einfach in der Anwendung ist, benötigt es laut Virologe David Muller von der University of Queensland in Australien auch kein extra geschultes Personal.

Bisher wurde das Pflaster laut Science Advances nur an Mäusen getestet - und das mit großem Erfolg. Das Immunsystem der Mäuse produzierte bereits nach nur zwei Pflaster-Dosen eine sehr große Menge an wichtigen Antikörpern. Laut der Forscherinnen und Forscher übertrifft die Entwicklung der Antikörper, die der durch die Impfung per Nadel enorm. Das Pflaster ist vor allem deshalb so wirksam, weil der Impfstoff direkt in Hautbereiche gelangt, die reich an Immunzellen sind. Diese Immunzellen sind wichtig für die Reaktion auf den Impfstoff und bei der Bildung von Antikörpern. Eine normale Impfung spritzt die Dosis meist in den Muskel, wo nur wenige dieser Zellen sitzen.

"Wir haben festgestellt, dass die Impfung über ein Pflaster etwa elfmal wirksamer bei der Bekämpfung der Omikron-Variante war als mit dem gleichen Impfstoff, der über eine Nadel verabreicht wurde"; erklärt der Forscher Christopher McMillan im Wissenschaftsmagazin Sciencedaily.

Der Impfstoff auf dem Pflaster ist außerdem um einiges Temperaturbeständiger als die bisherigen: Stoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna lassen sich nur wenige Stunden bei Raumtemperatur lagern, während das Pflaster bei 40 Grad bis zu eine Woche verwendbar bleibt. Bei 25 Grad erhöht sich die Haltbarkeit auf bis zu einem Monat. Dies ist vor allem für Entwicklungsländer wichtig, die eine ununterbrochene Kühlkette nicht immer gewährleisten können.

Ob die Pflaster Impfungen weltweit revolutionieren, ist allerdings noch unklar. Bisher sei noch kein Hersteller in der Lage die Patches in großen Mengen zu produzieren. Laut ntv plant das australische Unternehmen Vaxxas ab April erste Versuche am Menschen. Aktuell baut Vaxxas eine Firma in Brisbane, um mehr Pflaster zu produzieren und die Verbreitung voranzutreiben.

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