Neun wichtige Tipps

Im Freien, beim Sport, im Haus: So sollten Sie sich bei Gewitter verhalten

Alexandra Amanatidou

SEO-Redakteurin

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18.4.2024, 11:28 Uhr
Die Gefahr, die von Blitzeinschlägen ausgeht, sollte man nicht unterschätzen.

© Florian Gaertner/photothek.net, via www.imago-images.de, imago images/photothek Die Gefahr, die von Blitzeinschlägen ausgeht, sollte man nicht unterschätzen.

Die Angst, von einem Blitzschlag getroffen zu werden, ist nicht unbegründet. Immerhin werden jedes Jahr allein in Deutschland circa 200 Menschen vom Blitz getroffen. Laut "Deutschlandfunk" gibt es pro Jahr etwa einen Todesfall.

Um sich zu schützen, sollte man einige Verhaltensregeln und Vorsichtsmaßnahmen kennen.

Wichtig zu wissen: Nicht nur die Stelle, an der der Blitz einschlägt, ist von seiner Wirkung betroffen. Das elektrische Feld breitet sich kreisförmig um die Einschlagstelle aus. In welcher Distanz es noch gefährlich ist, hängt von verschiedenen Dingen ab. Im Umkreis von zehn Metern besteht noch eine große Gefahr, selbst 30 Meter Abstand zum Blitzeinschlag können noch gefährlich sein.

1. Verhaltensregel Nr.1 bei Gewitter: Rechtzeitig Schutz suchen

Zunächst gilt: Suchen Sie sich einen geeigneten Unterschlupf, wenn Sie draußen unterwegs sind und Donnergrollen hören. Und bleiben Sie dort, bis das Gewitter aufhört. Oft wird die Blitzgefahr einfach unterschätzt oder Menschen glauben, ein langsam ziehendes Gewitter sei bereits vorbeigezogen.

Gebäude mit Blitzableiter sind besonders gut geeignet, sie bieten guten Schutz vor Blitzeinschlägen. Suchen Sie zum Beispiel ein Café oder eine öffentliche Einrichtung, wie eine Kirche, auf. Sicher sind zudem Häuser mit geschlossenen Türen und Fenstern sowie Autos. Bei Fahrzeugen sollten Sie allerdings darauf achten, dass sie eine Ganzmetallkarosserie haben - Autos mit Glasfaser-Karosserie, wie zum Beispiel Cabriolets, sind keine sogenannten faradayschen Käfige, also geschlossene Hüllen aus einem elektrischen Leiter, und eignen sich daher nicht.

Natürlich ist es in einer Stadt wesentlich einfacher Schutz zu finden, als beim Wandern im Wald. Dort findet man gegebenenfalls eine Schutzhütte. Offene Unterstände sind allerdings unsicher. Besser geeignet wäre eine große Höhle. Zelte schützen nicht vor Blitzen.

2. Die richtige Haltung im Freien

Sollten Sie keinen Unterschlupf gefunden haben, gilt es, ausreichend Abstand zu anderen Personen halten. Mindestens einen Meter, besser aber drei Meter, rät der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE). So soll vermieden werden, dass die elektrische Spannung im Falle eines Blitzeinschlags von einer Person zu anderen überspringt.

Auch sehr wichtig in diesem Zusammenhang: Legen Sie sich im Freien nie flach auf den Boden, wenn ein Gewitter aufzieht. Dies kann lebensgefährlich sein.

Gehen Sie besser in die Hocke und stellen Sie beide Füße zusammen. Im Boden wird Strom nämlich gut weitergeleitet - die sogenannte Schrittspannung kann einem dabei gefährlich werden. Berührt man mit den Füßen zwei Punkte mit unterschiedlichem Potential, fließt Strom von einem Bein zum anderen. Bei Bodenkontakt mit geschlossenen Füßen ist die Gefahr deutlich geringer.

Aus selben Grund empfehlen Experten auch, sich hüpfend und mit geschlossenen Beinen zu bewegen, wenn man im Gewitter noch den Standort wechseln muss.

3. Abstand zu Bäumen halten

Außerdem sollten Sie sich von Bäumen fernhalten, auch von Buchen, obwohl eine alte Redewendung behauptet, Eichen solle man weichen und Buchen solle man suchen. "Bäume bieten keinen Schutz bei Gewitter", mahnt Blitzschutzexperte Thomas Raphael von der Geschäftsstelle des Ausschusses für Blitzschutz und Blitzforschung des VDE im Gespräch mit der Allianz-Versicherung. Besonders alleinstehende Bäume sind gefährdet, vom Blitzeinschlag betroffen zu sein.

An sich gilt Ähnliches wie bei Entfernung von anderen Menschen: Mindestens drei Meter Entfernung zu Bäumen und ihren Ästen sollten es sein, am besten sind es mehr. Mitten in einem geschlossenen Wald kann das schwierig sein. Wer draußen unterwegs ist, sollte auf das Wetter achten und bei Gewittergefahr frühzeitig umkehren oder Schutz suchen.

4. Schutz vor Gewitter im Auto

Sollten Sie beim Gewitter gerade im Auto sein, sind Sie in der Regel ziemlich sicher. Wichtig ist, dass auch das Dach der Karosserie aus Metall ist, Autos mit einem Stoffverdeck schützen nicht.

Ein Blitzeinschlag kann zu Schäden an der Elektronik des Autos führen, weshalb die Fahrt bei heftigem Gewitter unterbrochen werden sollte. Und generell raten Experten, wie immer bei schlechten Wetterverhältnissen, besonders vorsichtig zu fahren.

5. Verhalten beim Sport, Reiten, Laufen

Sollten Sie gerade Sport im Freien treiben, während das Gewitter aufzieht, gilt besondere Vorsicht. Laufen, Schwimmen und Reiten sind gefährlich, weil sich Sportler dafür meist im freien Feld, im Wasser oder in erhöhter Position aufhalten und nicht unbedingt schnell in ein sicheres Haus oder Auto kommen.

Einer Statistik aus den USA zufolge ist Golfen die gefährlichste Sportart bei Gewitter: Jeder fünfte Blitztote kassierte dort den Einschlag, als er den Schläger schwang.

Behalten Sie das Wetter im Auge und verlassen Sie bei Gewittergefahr nicht das Haus, um draußen Sport zu treiben. Überraschen Sie Blitz und Donner, sollte man offene Felder und Hügel vermeiden: In erhöhte, frei stehende Punkte schlagen Blitze bevorzugt ein. Besser sind Senken und Mulden.

6. Raus aus dem Wasser

Sollten Sie gerade im Freibad oder am See sein, ist das oberste Gebot: Raus aus dem Wasser! Im Wasser kann Strom besonders gut fließen, es drohen Verbrennungen oder sogar Herzstillstand. Blitzexperte Raphael rät, auch die Uferzone zu verlassen, weil die elektrische Spannung auch auf das Festland überspringen kann.

7. Metallobjekte meiden und Abstand halten

An Land sollten Sie dann unbedingt die unmittelbare Nähe von Metallobjekten meiden. Fahnenmaste, Straßenlampen oder Zäune ziehen den Blitz förmlich an. Mindestens einen Meter Abstand zu solchen Objekten sollten Sie daher immer wahren.

8. Haus ohne Blitzableiter

In den eigenen vier Wänden ist das Risiko indes gering. Mögliche Gefahren sind das Duschen oder Baden und das Telefonieren mit einem Schnurtelefon. Sicher ist nur, wer in einem Haus lebt, das mit einem Blitzschutzsystem ausgestattet ist, erklärt Experte Raphael. Sollte es eine solche Vorrichtung nicht geben, sollten Sie sicherstellen, dass die Wasserleitungen und die Badewanne miteinander elektrisch verbunden und an den Haupterdungsanschluss angeschlossen sind. In modernen Häusern sind die Wasserrohre in der Regel aus Kunststoff und können überhaupt keinen Strom leiten.

Der VDE rät, bei einem Gewitter in unmittelbarer Nähe auch den Stecker vom Festnetztelefon zu ziehen. Allerdings sollten Sie auch andere Geräte, wie etwa den Fernseher oder den Computer aus dem Stecker ziehen. Durch einen Blitzschlag können nämlich Schaden an elektronischen Geräten entstehen. Das liegt an den Spannungen, die das Magnetfeld des Blitzes verursachen können.

9. Faustformel für Blitz und Donner

Hört das Gewitter auf, ist Geduld angesagt. "The Weather Channel" rät hier zur 30-30-Regel: Liegen zwischen Blitz und Donner 30 Sekunden, ist das Gewitter im Normalfall weit genug entfernt. Empfehlenswert ist es allerdings, weitere 30 Minuten zu warten, um sicherzustellen, dass das Gewitter aufgehört hat oder ausreichend weit entfernt ist.