O bis O oder 7-Grad-Regel?

Die Temperaturen sinken: Ab wann muss ich eigentlich auf Winterreifen wechseln?

Alexander Aulila

Online-Redaktion

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20.10.2022, 05:59 Uhr
Zeit für den Reifenwechsel? Wir verraten, wann es so weit ist.

© Wolfgang Kumm/dpa/Archivbild Zeit für den Reifenwechsel? Wir verraten, wann es so weit ist.

Von O bis O - das werden die meisten Autofahrerinnen und Autofahrer schon einmal gehört haben. Diese alte Faustregel soll ganz genau verraten, wann Winterreifen die beste Wahl sind. Mit O und O sind zwei relativ klar definierte Daten gemeint: Oktober und Ostern, also vom Herbstbeginn bis etwa irgendwann zwischen Ende März und Ende April. Aber ist das überhaupt noch zeitgemäß?

Anfang Oktober liegen die Durchschnittstemperaturen in Deutschland häufig noch im zweistelligen Bereich, in Nürnberg wurden Mitte Oktober 2022 sogar noch mehr als 23 Grad gemessen. Viel zu warm für Winterreifen, deren Stärken bei diesen Temperaturen gar nicht zur Geltung kommen. Winterreifen unterscheiden sich von Sommerreifen beispielsweise durch eine weichere Gummimischung und ein anderes, griffigeres Profil, das dabei hilft, das Fahrzeug auch auf Schnee und Matsch besser zu kontrollieren. Wer vorzeitig Winterreifen aufzieht, riskiert bei wärmeren Temperaturen einen längeren Bremsweg, wie der ADAC in einem Test herausfand.

Entscheidend sind die Temperaturen

Die rechtliche Lage in Deutschland ist hingegen einfach. Es gibt keine allgemeine Winterreifenpflicht, sondern nur eine situative. Heißt konkret: Die Reifen müssen zu den winterlichen Straßenverhältnissen passen. Demnach sind bei Schnee, Matsch und Glatteis nur Reifen zugelassen, die mit dem 3PMSF-Symbol gekennzeichnet sind. Dieses Symbol ist eine Schneeflocke, die in einem Berg eingefasst ist. Als solches gelten auch Ganzjahresreifen, sofern sie diese Markierung tragen. Häufig ist daneben auch der Schriftzug "M+S" zu sehen, der erklärt, dass die Reifen für Matsch und Schnee zugelassen sind. Rechtliche Relevanz hat diese Selbstauskunft der Reifenhersteller allerdings nicht.

Wann lohnt es sich also, Winterreifen aufzuziehen? Neben der "O bis O"-Regel gibt es da noch die "7-Grad-Regel", die auf den ersten Blick geeigneter erscheint. Sie besagt, dass man dann Reifen wechseln sollte, wenn die Temperaturen regelmäßig unter die Sieben-Grad-Marke rutschen - und wieder zurück auf Sommerreifen, wenn es regelmäßig über sieben Grad warm wird. Doch auch diese Methodik hat ihre Schwächen, wie Achmed Leser vom TÜV Thüringen verrät: "Wer weiß schon sicher, ob auf eine wärmere Periode im März nicht wieder eine kältere mit Schneeschauern im April folgt?"

So sieht es aus: Das 3PMSFSymbol, das verrät, ob Reifen auch im rechtlichen Sinne als Winterreifen gelten. 

So sieht es aus: Das 3PMSFSymbol, das verrät, ob Reifen auch im rechtlichen Sinne als Winterreifen gelten.  © auto medien portal/ADAC/Wolfgang Grube

Generell seien beide Faustregeln gute Anhaltspunkte, um den optimalen Zeitpunkt zu finden. Der Experte empfiehlt aber, den "langfristigen Wettertrend" im Blick zu haben. Denn auch Faktoren wie Fahrtstrecken oder gewisse Nutzungszeiten spielen eine große Rolle: Wer häufig nachts unterwegs ist, wo schon im Oktober und Anfang November die Temperaturen gerne mal in Richtung Gefrierpunkt wandern, braucht früher Winterreifen als Autofahrerinnen und Autofahrer, die hauptsächlich tagsüber unterwegs sind. "Konkrete Termine wie Ostern oder bestimmte Temperaturmarken können lediglich einen groben Anhaltspunkt geben“, betont der Verkehrsexperte deshalb.

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