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Sie musste in Nürnberg anschaffen: Heute kämpft Sandra Norak gegen Zwangsprostitution

Johannes Alles

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29.4.2022, 05:58 Uhr
Die Frauentormauer ist Nürnbergs Rotlichtviertel.

© Roland Fengler Die Frauentormauer ist Nürnbergs Rotlichtviertel.

Ihr Nachname ist ein Pseudonym. Kein Wunder, Sandra Norak muss sich schützen. Immer wieder wird sie aus Kreisen angefeindet, die sich für Prostitution stark machen. Denn Sandra Norak kämpft als Aktivistin gegen die Ausbeutung von Frauen, sie hat selbst Schlimmstes erlebt.

Eine psychisch kranke Mutter, Magersucht - Sandra Norak hatte keine leichte Kindheit. Umso leichteres Spiel hatte der Mann, der sich später als Zuhälter entpuppen sollte, mit der damals labilen jungen Frau aus der niederbayerischen Kleinstadt. Es ist die klassische Loverboy-Geschichte. Sandra verliebt sich, der circa zwanzig Jahre ältere Mann nutzt das, treibt sie perfide in eine psychische Abhängigkeit - und schließlich in die Zwangsprostitution. Sechs Jahre lang muss Sandra anschaffen, auch in Nürnberg, erst dann gelingt ihr der Ausstieg.

In unserem Podcast "heiß & innig" erzählt Sandra in bewegenden Worten von ihrem Schicksal. Im Gespräch geht es diesmal weder heiß noch innig zu. Sandras Worte bedrücken vielmehr, rütteln aber gleichermaßen auf, denn diese Frau hat zwar Fürchterliches erlebt, aber ganz klare Ziele.

Sandra Norak hat das Abitur nachgeholt, seit einem Jahr das Jurastudium abgeschlossen und will nun Anwältin werden, um ihr Engagement gegen Zwangsprostitution auszuweiten. Sie will aufklären, um zu verhindern, dass es anderen jungen Frauen wie ihr ergehen könnte.

Für Sandra Norak steht fest: Prostitution macht Frauen kaputt, sie lehnt daher den in ihren Augen beschönigenden Begriff "Sexarbeit" ab. "Das ist nichts, was man menschenwürdig ausüben kann", sagt sie.

Sandra Norak kämpft heute gegen Zwangsprostitution. 

Sandra Norak kämpft heute gegen Zwangsprostitution.  © privat

Schuldig machen sich ihr zufolge nicht nur Bordelle und Zuhälter, die die Notlage von Frauen ausnutzen, schuldig mache sich auch der Gesetzgeber mit viel zu laxen Vorgaben. Aber auch an Freier richtet sie im Podcast Worte, die nichts an Deutlichkeit vermissen lassen.

Und was passiert, wenn sie endlich Anwältin ist? "Dann", sagt Sandra Norak, "werde ich klagen, klagen, klagen."

Schon jetzt hat sie einen Verbund gegründet, in dem sich Betroffene von Menschenhandel und Ausbeutung organisieren: ge-stac.com

Der Podcast "heiß & innig" wird unter dem Dach unseres Portals fein-raus.de produziert. Zu hören ist das Format, so wie alle anderen Podcasts dieses Verlags, bei den gängigen Podcast-Playern wie Spotify sowie auf unserer Seite www.nordbayern.de/podcast.

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