Trotz Inkognito-Modus

Sie surfen auf Erotikseiten im Internet? Was Google und Facebook alles über Sie wissen

Eva Orttenburger

Online-Redaktion

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25.2.2022, 14:44 Uhr
Wer im Netz pornografische Inhalte konsumiert, bleibt nicht anonym.

© Marcus Brandt, NN Wer im Netz pornografische Inhalte konsumiert, bleibt nicht anonym.

Pornhub, xHamster oder XNXX sind beliebte Erotikportale in Deutschland. Sie gehören zu den meistbesuchten Internetseiten hierzulande. Wer dort aktiv ist, stellt oft im Browser den Inkognito-Modus ein, um seine Aktivitäten im Netz vermeintlich geheim zu halten. Doch Google, Facebook und andere Browser-Anbieter wissen trotzdem Bescheid. "Der Inkognito-Modus bringt eigentlich gar nichts", stellt Torsten Börker, IT-Experte bei ITSMedia in Nürnberg, klar.

Die meisten Seiten können von Nutzern trotzdem einen digitalen Fingerabdruck erstellen. Mit dem sogenannten "Fingerprinting" können Unternehmen die Besuche von Nutzern auf unterschiedlichen Seiten abgleichen und damit gezielt Werbung ausspielen. Mit diesen Informationen sowie der IP-Adresse ist eine sehr genaue Zuordnung möglich. Das Surfverhalten und die Titel der geschauten Videos sind den Unternehmen somit bekannt.

Warum Sie mit Ihrem Arbeits-PC nicht auf Pornoseiten gehen sollten

Auch Arbeitgeber können über die IP-Adresse sehr detailliert herausfinden, auf welchen Seiten im Netz ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter surfen. Sie wissen auch über den Standort des PCs Bescheid, zum Beispiel in welchem Raum sich der Mitarbeitende gerade aufhält. "Es ist jedoch verboten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinterherzuspionieren ohne konkreten Anlass. Ich könnte das rein technisch, aber ich mache es nicht", erklärt Börker. Nur bei groben Verstößen eines Mitarbeiters, beispielsweise wenn es Ermittlungen der Polizei gibt oder ein konkreter Verdacht einer Straftat vorliegt, wird über die IP-Adresse nachgeforscht.

Mit Tracking-Tools können Unternehmen zudem nachverfolgen, nach welchen Seiten oder Begriffen Nutzer suchen. "Den Browser-Verlauf kann man sehr detailgetreu nachverfolgen - auch bis zu einem Jahr oder länger", so Börker.

Das Magazin Vice hat dazu einen eigenen Versuch gestartet. Selbst wenn User im Privat-Modus surfen, senden Porno- und Erotikseiten an Google, Addthis oder an das Werbenetzwerk "Pornvertising" Daten. Hacker könnten sich diese zueigen machen und damit private Pornogucker erpressen. Bei einzelnen Personen ist der Aufwand jedoch relativ kompliziert im Vergleich zum Ertrag. Auf den Klarnamen einer Person kommen Hacker nur über den Provider, sodass sie diesen auch noch hacken müssten.

"Das Vorgehen ist für Hacker nur lukrativ, wenn sie Daten sammeln und diese an Firmen weiterverkaufen", erklärt Börker. Werbetreibende profitieren nämlich von den Informationen über ihre Zielgruppe.

Wie können sich User vor dem Tracking schützen?

Die schlechte Information vorweg: Eine komplette Anonymität ist im Netz nahezu unmöglich. Über VPN-Dienste wie "Hidester" können Nutzerinnen und Nutzer jedoch mit einer anderen IP-Adresse surfen. Das schützt zwar nicht vor einem kompletten Tracking, die Erstellung eines digitalen Fußabdrucks wird jedoch erschwert. Auch die Verwendung eines Anti-Tracking-Browsers wie "DuckDuckGo" hilft, fast alle Tracking-Versuche zu unterbinden.

Zudem können User die Werbe-Cookies auf der jeweiligen Website ablehnen. Wenn nur die notwendigen Cookies aktiviert sind, findet ebenso weniger Tracking statt. "Das würde ich eigentlich immer empfehlen", rät der IT-Experte.

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