Mehr Sicherheit und Nostalgie, weniger Kurztrips

Die Reisetrends 2023: So werden Krieg, Klimawandel und Corona weiter unseren Urlaub bestimmen

1.1.2023, 06:00 Uhr
Mit dem Zelt im Wald schlafen – Mikroabenteuer wie dieses kann man schnell und günstig realisieren, sie sind ein Trend.  

© imago images/Addictive Stock Mit dem Zelt im Wald schlafen – Mikroabenteuer wie dieses kann man schnell und günstig realisieren, sie sind ein Trend.  

Im Gegenteil, die eingeschränkte Mobilität hat gezeigt, dass Reisen keine Selbstverständlichkeit ist. Der vergangene Sommer hat es dann bewiesen: Alle wollten endlich wieder weg.

Dies dürfte im nächsten Jahr ähnlich sein. So planen dem Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK zufolge sogar 85 Prozent der befragten Haushalte eine Reise ins Ausland. Wohin es geht, wird allerdings stark vom Bewusstsein beherrscht, dass sich alles ständig von einer Minute auf die andere verändern kann. Konkret bedeutet das nicht nur, dass immer kurzfristiger gebucht wird, sondern auch wie und wohin wir reisen.

Weniger Kurzurlaub

Verbraucher dürften 2023 lieber einmal längeren Urlaub machen statt mehrere, in der Summe teurere Kurztrips. Für Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, ist die entscheidende Frage angesichts hoher Energiepreise und Inflation, "wie viel die Leute noch im Portemonnaie haben werden" für ihre Urlaubsreisen. Schließlich werden viele Verbraucher für den Urlaub sparen müssen.

Einer Umfrage von Booking.com zufolge glaubt fast die Hälfte, dass ihr Reisebudget am besten in einem, maximal zwei längeren Trips angelegt ist statt in mehreren Kurzurlauben. Nicht wenige davon sind bereit, dann aber anteilig mehr Geld auszugeben als bei ähnlich langen Aufenthalten früher.

Autark unterwegs

Die Pandemie steckt allen noch in den Knochen. Urlaub im Wohnmobil boomt daher immer noch. Zwar gingen die Neuzulassungen mit 22.531 Fahrzeugen von Januar bis Oktober 2022 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Allerdings liegt dies in erster Linie an den krisenbedingten Lieferschwierigkeiten.

Doch autarkes Reisen muss nicht immer einen Camper mit eigener Nasszelle bedeuten, es kann auch die Unabhängigkeit von jeglichem Ballast und pures Naturerlebnis bedeuten. Der Online-Reiseanbieter Booking.com hat eine Zunahme von sogenannten Nischenerlebnissen ausgemacht.

Das könnte etwa eine Übernachtung in einem Schlafwürfel (Sleeperoo) auf der sommerlichen Blumenwiese oder im Wald sein. Die einzige Bedingung: So urig der Urlaub auch ist, auf Handyempfang möchte fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer nicht verzichten.

Reisemotiv Nostalgie

"Früher war alles besser" gehört zu den oft gehörten Redensarten, die allerdings nur mit zwei zugedrückten Augen stimmen. Sei’s drum, alles mit Anno-dazumal-Charme ist begehrt.

Wohnen in einem alten Bauernhaus in Deutschland, einer Ranch in den USA oder einer Farm im australischen Outback sind laut Ferienhausvermittler Fewo vielgesucht. Nur ursprünglich und authentisch muss es sein.

Reisen, die nostalgische Momente auslösen, würde fast jeder von uns machen, so Booking.com. Ob Drehorte legendärer Retro-Filme oder Busreisen, die das Gruppengefühl einer Klassenfahrt suggerieren: Unterbewusst suchen viele nach der guten alten Zeit.

Urlaub wie im Film

Social Media und Streaming sind bei der Wahl des Reiseziels längst entscheidende Faktoren. Das Reiseportal Expedia hat festgestellt, dass weltweit zwei Drittel der Reisenden schon einmal über einen Ort aus einem Film bzw. aus Instagram & Co. als Urlaubsziel nachgedacht haben. 39 Prozent haben dies tatsächlich schon in die Tat umgesetzt.

In Deutschland haben Streaming-Produktionen inzwischen doppelt so viel Einfluss auf das Reiseziel wie Influencer. Zu den populärsten Zielen gehören Neuseeland, Großbritannien, Paris sowie New York.

Comeback der Städtereisen

Trips in Metropolen haben viele Reisende lange wegen der Menschenmassen vermieden. Doch mit der Wiedereröffnung großer Museen, neuer Ausstellungen, Events wie Kirschblüte in Tokio oder dem Oktoberfest in München kehren die typischen Städtebesucher zurück.

Edinburgh gehört 2023 zu den beliebtesten Städtezielen von Reisenden.

Edinburgh gehört 2023 zu den beliebtesten Städtezielen von Reisenden. © Expedia.de/Expedia/obs

Kulturinteressiert und erlebnishungrig treibt es sie angesichts der abflauenden Pandemie wieder in die Straßenschluchten, Shopping Malls und Musentempel. Laut Expedia heißen die meistgesuchten Städte derzeit Edinburgh, Lissabon und Tokio.

Sonne zum fairen Preis

Beim klassischen Badeurlaub bleiben die Mittelmeeranrainer die Favoriten mit Sonnengarantie. Die Reisewelt teilt sich da lediglich in zwei Preisklassen: einmal in die beliebten Euro-Länder Spanien und Griechenland und einmal in Ägypten und die Türkei, die mit All-inclusive-Anlagen locken und zudem aufgrund der günstigen Wechselkurse für EU-Bürger sehr preiswert sind.

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