Die schönsten Strände Spaniens und viel mehr

Was sind Sidra, Fabada oder Cabrales? Das entdecken Sie mit uns im grünen Asturien

Kerstin Wolters

Online-Redaktion

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22.8.2023, 08:00 Uhr
Jessica López Fernández stellt Asturiens berühmten Blauschimmelkäse, den Cabrales, her.

© Kerstin Wolters Jessica López Fernández stellt Asturiens berühmten Blauschimmelkäse, den Cabrales, her.

Hier kommt so leicht keiner rein. Hinter der schweren, fest im Fels verankerten Stahltür liegt in der Boca El Teyedu der Schatz von Jessica López Fernández. Auf glitschigen steinernen Stufen geht es hinab in die spärlich beleuchtete, kühle Höhle; ein seltsamer Geruch liegt in der Luft.

Unten in den Regalen reifen bei 10 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit rund 1000 Käselaibe. Jeder einzelne muss einmal pro Woche abgerieben, gewaschen und gedreht werden. Nach fünf Monaten kann López Fernández ihren Cabrales DOP - einen würzigen Blauschimmelkäse geschützten Ursprungs, für den sie schon viele Preise eingeheimst hat - verkaufen. Zwischen 50 und 90 Euro kosten zweieinhalb Kilo der asturischen Spezialität aus Kuhmilch - je nach Reifegrad.

Mit drei Jahren musste López Fernández ihren Heimatort Sotres verlassen, mit 23 hatte sie ihr Marketing-Studium in Santander satt und kam zurück, um mit ihrem Partner Javier Díaz die Käserei Maín zu gründen. “Diese Entscheidung habe ich nie bereut”, sagt die 40-Jährige heute.

Sotres liegt auf 1050 Metern, mitten im Naturpark Picos de Europa, umrahmt von schneebedeckten Gipfeln, die schon vor Jahrhunderten wie überdimensionale Leuchttürme den Seefahrern den Weg in die Heimat wiesen. In den schmucken Ort kommen Wanderer, Bergsteiger und Naturliebhaber - im Sommer wohnen 200 Menschen im höchsten Dorf Asturiens, im Winter nur 70.

Neben der Boca El Teyedu nutzen Jessica López Fernández und Javier Díaz noch drei weitere, teils höher gelegene Höhlen. In jeder warten weitere 1000 Käse auf die wöchentliche Prozedur. "Wir transportieren den Käse in Rucksäcken", erzählt López Fernández. Manchmal muss auch Esel Habibi mit ran. Er trägt 30, sie sechs Käselaibe. Im Winter geht’s mit Schneeschuhen oder auf Skiern in die Berge. "Die Arbeit ist hart, aber ich möchte um nichts in der Welt mit jemandem tauschen", sagt die Käseproduzentin.

Angst vor Wölfen

Das Reservat Picos de Europa in Asturien wurde 1918 zum ersten Nationalpark Spaniens erklärt. 

Das Reservat Picos de Europa in Asturien wurde 1918 zum ersten Nationalpark Spaniens erklärt.  © Dietmar Lorenz

Ihre 70 Ziegen, die morgens wie abends per Hand gemolken werden, bleiben von Mai bis Dezember auf den Almen, gut bewacht von den Herdenschutzhunden Ares, Iris und Hera, allesamt Spanische Mastiffs. Problem-Bären gibt es hier keine, aber Wölfe. "Ich habe immer Angst um sie - um die Ziegen und um die Hunde", sagt sie.

Díaz und López Fernández verkaufen alle zwei Tage rund 30 Cabrales und 12 Ziegenkäse auf Märkten sowie in Läden der Region - und online bis nach Übersee vor allem an “Indianos" - so nennen sie hier Asturier und ihre Nachfahren, die zwischen 1860 und 1930 nach Lateinamerika auswanderten. Die bestellen sich ihr Stück Heimat im Internetshop der Quesería Maín.

Im Tal der Gemeinde Cabrales, die der Spezialität ihren Namen gibt, liegt der Fokus dagegen auf Masse statt Klasse. Der Blauschimmelkäse reift in niedrigeren Lagen schneller, daher kann eine größere Menge in kürzerer Zeit produziert und zu einem günstigeren Preis angeboten werden. "Große Fabrikanten kaufen die von den Alten aufgegebenen Höhlen auf", sagt López Fernández. Nachwuchs, der sich wie sie die Knochenarbeit antun will, gibt es kaum.

An der Costa Verde liegen die schönsten Strände Spaniens

Von den Bergen ist es nicht weit bis ans Meer. Asturien ist nur halb so groß wie Hessen, in einer guten Stunde fährt man von Cabrales nach Gijón. Die zweitgrößte Stadt des Fürstentums liegt an der Costa Verde, deren Strände im Westen als die schönsten Spaniens gelten. Fisch und Meeresfrüchte aus der Biskaya landen fangfrisch im Restaurant "auga" an. In der ehemaligen Fischmarkthalle an der Mole geht Sternekoch Gonzalo Pañeda seiner Liebe zum Meer nach: Seeigel trifft dann auf Apfel, Jakobsmuschel auf Rogen und Wolfsbarsch auf Champagner.

Aber auch die Fabada, das asturische Nationalgericht, bereitet der 53-Jährige zu. Der deftige Eintopf aus weißen Bohnen, Schweinefleisch, Chorizo, Blutwurst, Knoblauch und Zwiebeln steht wie kein zweiter für die landestypische Küche - so sehr, dass es ihn auch in jedem Supermarkt aus der Dose gibt. Ob die Ackerbohne darin, wie im Originalrezept, tatsächlich aus Asturien stammt, sei dahingestellt.

Früh übt sich, wer ein echter Escanciador werden will, denn das Einschenken der Sidra ist eine Kunst. 

Früh übt sich, wer ein echter Escanciador werden will, denn das Einschenken der Sidra ist eine Kunst.  © Kerstin Wolters

In der Sidrería Tierra Astur in Oviedo, Asturiens charmanter Hauptstadt, geht es hektisch zu, aber die Kellnerinnen und Kellner sind auf Zack. Zu Lampen umfunktioniert hängen hunderte der grünen Sidra-Flaschen, auf die sich alle 38 Hersteller des Apfelweins geeinigt haben, von der Decke. Die Musik ist ohrenbetäubend und keltischen Ursprungs. Hier hält man vom Ambiente bis zur Küche die asturische Fahne hoch - mit Erfolg: Nachmittags um 15 Uhr ist der Laden proppenvoll.

Vor der Tür üben sich - zur Freude der Touristen - junge Männer und Frauen, die vielleicht einmal Ecanciadores, Einschenker, werden wollen. Drinnen zeigen die Meister, wie es wirklich geht. Rücken gerade, Füße schulterbreit, das Glas unter der Gürtellinie, die Flasche mit ausgestrecktem Arm über den Kopf führen - und dann gießen, möglichst das Glas treffen, ohne allzu viel zu verplempern. Je länger der Weg des Strahls, desto mehr Sauerstoff kommt an die Sidra, die auf den Glasboden prallt und schäumend ihr fruchtiges Aroma entfaltet. Das Einschenken ist ein Ritual, die erquickende Sidra selbst fester Bestandteil der asturischen Kultur. 45 Millionen Liter werden pro Jahr produziert.

Fleisch oder Fisch vom Grill, Rinderbäckchen, Pilgerbrot und - selbstverständlich - Fabada: Die Portionen im Tierra Astur sind günstig und riesig. Hungrig geht hier keiner raus. Auch 40 verschiedene Käsesorten stehen auf der Karte, darunter Cabrales, aber nicht der preisgekrönte von Jessica López Fernández.

Weitere Informationen:

Essen & Trinken:
Quesería Maín bietet auch Führungen mit Verkostung an, https://quesosdecabrales.es/
Casa Tataguyo in Avilés, http://tataguyo.com/
Restaurant auga in Gijón, https://restauranteauga.com/en/
Tierra Astur in Oviedo,
Wohnen: Puebloastur Eco Resort Hotel & Spa, www.puebloastur.com
Anreise: Lufthansa fliegt direkt von Frankfurt und München nach Oviedo/Asturias, Flugdauer ca. 2 h30, www.lufthansa.com
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober

Diese Reise wurde unterstützt von Turismo Asturias (https://www.turismoasturias.es/de/), Turespaña (www.spain.info.de) und Lufthansa (www.lufthansa.com).

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