Ärger um Schnelltests: Apotheker frustriert, weil Impfung fehlt

20.3.2021, 06:01 Uhr
Dr. Gerhard Rubner ist vom Gesundheitsminister enttäuscht, weil dieser zwar Schnelltests in den Apotheken forcieren möchte, aber nicht für einen rechtzeitigen Impfschutz des Personals gesorgt oder geworben hat.

© Patrick Shaw Dr. Gerhard Rubner ist vom Gesundheitsminister enttäuscht, weil dieser zwar Schnelltests in den Apotheken forcieren möchte, aber nicht für einen rechtzeitigen Impfschutz des Personals gesorgt oder geworben hat.

Das Unverständnis ist groß bei Dr. Gerhard Rubner. Wenn man sich mit ihm unterhält, gelingt es dem Apotheker kaum, all den Frust zu verbergen, der sich in den vergangenen Wochen angestaut hat. Eines wird sehr schnell deutlich: Es läuft nicht wirklich gut mit der Corona-Teststrategie.

Schutz des Personals geht vor

Gut einen Monat ist es her, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigt hat, dass von nun an viel mehr getestet werden soll. Jeder Bürger soll einmal pro Woche kostenlos einen Corona-Schnelltest machen können. Angeboten und durchgeführt werden sollen diese in den Hausarztpraxen – und auch in den Apotheken.

Womöglich ist der Konflikt zwischen dem, was auf Bundesebene verkündet wird, und den Problemen, die das auf lokaler Ebene verursacht, derzeit an keinem Ort in Treuchtlingen so deutlich spürbar wie in Gerhard Rubners Rathaus-Apotheke. Hier verkauft das Personal derzeit Schnelltests für acht Euro, führt aber keine kostenlosen Tests vor Ort durch. Wer einen Test erwirbt, kann ihn nur allein zu Hause machen. "So lange mein Personal nicht vollständig geimpft ist, wird sich daran auch nichts ändern", betont Rubner.

Ohne Impfschutz kein Test

In der Rathaus-Apotheke wurden bisher nur der Chef und eine Angestellte mit dem Astrazeneca-Impfstoff geimpft. Auch bei ihnen fehlt allerdings noch die zweite Impfdosis, und laut Bluttest wurden noch nicht ausreichend Antikörper gebildet, damit eine Immunität gegen Covid-19 besteht.

Die insgesamt sechs Mitarbeiter der Apotheke sind allesamt schon lange im Impfzentrum registriert, vier von ihnen haben aber noch keinerlei Information, wann sie ihre Erstimpfung erhalten sollen. Rubner weiß ebenfalls noch nicht, wann er und seine Kollegin ihre zweite Dosis bekommen werden. Denn Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca wurden in Deutschland am Montag gestoppt, weil es einige Fälle von Thrombosen gab. Am Donnerstag empfahl die Europäische Arzneimittelbehörde den Impfstoff schließlich erneut, sodass der seit Freitag wieder eingesetzt werden kann.

So lange sein Personal nicht immun ist, will Apotheker Rubner jedenfalls keine Schnelltests vor Ort anbieten. Von einem Berufskollegen aus Hamburg hat er gehört, dass dort längst alle Apotheker geimpft worden seien und die Schnelltests daher ebenfalls reibungslos funktionieren würden. Dass seine Kollegen in Altmühlfranken bislang nicht zum Zug kamen, ärgert ihn daher ungemein.

Die Leiterin der Treuchtlinger Stadt-Apotheke, Nina Oettel, sieht sich und ihre Angestellten in derselben Situation: Niemand ist geimpft, daher wird auch nicht getestet. Hinzu kommt der in der Apotheke fehlende separate Ein- und Ausgang für Testpersonen, der eigentlich vorgeschrieben ist. "Eigentlich" deshalb, weil sämtliches Regelwerk rund um das Testen in Apotheken derzeit noch sehr schwammig formuliert sei, wie Oettel sagt.

Nur eine Apotheke nimmt Risiko in Kauf

Die Apotheke an der Altmühltherme hat sich derweil für den gegenteiligen Weg entschieden: Ab Montag testet eine Apothekerin im Foyer der Therme all jene Treuchtlinger kostenlos, die vorher einen Termin vereinbart sowie keinerlei Erkältungssymptome haben. Auch dort ist das Personal aktuell noch nicht vollständig geimpft.

Man fühle sich aber sicher, weil es sehr hohe Schutzvorkehrungen gebe, erklärt Apothekerin Gesa-Ulrike Bayerköhler. Das Personal trage bei den Nasenabstrichen FFP2-Maske, Visier, Handschuhe und einen Kittel. Wer für einen Test vorbeikommt, sei maximal drei Minuten im Raum.

So funktioniert der Schnelltest

Sämtliche Daten werden bereits vorher bei der Online-Registierung für den Schnelltest-Termin oder alternativ bei der telefonischen Terminvergabe abgefragt (siehe Artikelende). Im Anschluss an den Nasenabstrich muss jede Testperson 15 Minuten warten und erhält dann das Ergebnis – entweder aufs Handy oder ausgedruckt vor Ort.

"Wenn ein Test positiv ausfällt, sollte man sofort einen PCR-Test machen", erklärt Bayerköhler. Diesbezüglich habe sie bereits mit Dr. Peter Löw eine Vereinbarung getroffen, dessen Praxis sich in unmittelbarer Nähe befindet. "Positiv Getestete können sich an seine Praxis wenden, um einen Termin für den PCR-Test zu vereinbaren", heißt es.

Bei der Finanzierung der Tests geht die Apotheke an der Altmühltherme bislang in Vorkasse – im festen Vertrauen darauf, dass die Kosten hinterher von den Krankenkassen übernommen werden, so wie es von der Politik zugesagt wurde.

Entstanden ist dieses Testangebot auf Initiative von Apothekerin Gesa-Ulrike Bayerköhler und Treuchtlingens Bürgermeisterin Kristina Becker. Zuerst plante die Apotheke lediglich ein Angebot in den eigenen Räumen. Im Foyer der Altmühltherme soll es nun allerdings einer größeren Anzahl an Treuchtlingern zugänglich gemacht und mit noch besseren Sicherheitsvorkehrungen umgesetzt werden.

So kommen Treuchtlinger zum Termin

Termine für den Schnelltest in der Apotheke an der Altmühltherme können online unter www.schnelltest-apotheke.de sowie unter Telefon 09142/2 04 99 00 vereinbart werden. Wer einen Schnelltest machen möchte, kann sich auch jederzeit an den Hausarzt wenden.

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