Nach spektakulärem Juwelenraub in Bamberg: Polizei schnappt Verdächtige

26.1.2021, 09:32 Uhr
Nach spektakulärem Juwelenraub in Bamberg: Polizei schnappt Verdächtige

© Merzbach, News5

Die Vorkommnisse bieten Stoff für einen guten Actionfilm: Es ist der 15. Januar 2021 um circa 5.45 Uhr. Ein schwarzer BMW rast rückwärts in das Schaufenster eines Juweliers am Grünen Markt in Bamberg. Kurz darauf springen zwei maskierte Personen aus dem Auto und zertrümmern die Vitrinen. Ihr Ziel: Schmuck, dessen Wert sich im unteren sechsstelligen Bereich befindet.

Den aus Schweinfurt gestohlenen BMW lassen die Täter stehen. Mit einem Blaulicht auf dem Dach gelingt ihnen die Flucht mit einem silbernen Mercedes. Die Polizei beginnt eine aufwändige Fahndung mit zahlreichen Streifenwagen - sogar ein Polizeihubschrauber kommt zum Einsatz.

Vor einigen Tagen überführte die Kriminalpolizei Bamberg nun in enger Zusammenarbeit mit der Polizei in Berlin zwei 30-jährige Männer. Die Tatverdächtigen aus Berlin und Norddeutschland befinden sich nun in Untersuchungshaft.

Mittlerweile kann die Kripo auch schon den Tathergang rekonstruieren, der bereits am 14. Januar begann. Am Donnerstag suchte ein zunächst unbekannter vermeintlicher Interessent eine Frau in Schlüsselfeld im Landkreis Bamberg auf, die zuvor ihr hochwertiges Handy über eine Internetplattform zum Verkauf angeboten hatte. Der Mann raubte der Frau mit Gewalt das Handy und flüchtete. Er entkam mit einem hellen Mercedes, an dessen Steuer offensichtlich bereits ein Komplize wartete. Trotz sofortiger Fahndungsmaßnahmen gelang den Tätern die Flucht.

Noch am gleichen Abend entwendeten offenbar die gleichen Männer im Bereich Schweinfurt unter Vortäuschen von Kaufinteresse von einem Mann einen schwarzen 5-er BMW im Wert von 18.000 Euro.



Mit diesem Wagen fuhren die Täter dann am frühen Freitagmorgen bei einem Juwelier in Bamberg rückwärts in das Schaufenster, sprangen aus dem Wagen und schlugen die Vitrinen ein. Die Täter erbeuteten mehrere Schmuckstücke, deren Wert im unteren sechsstelligen Bereich liegt. Gleich darauf flüchteten die Täter mit einem größeren silbernen Mercedes, auf dessen Dach sich ein mobiles Blaulicht befand. Den BMW ließen die Einbrecher vor Ort zurück. Trotz sofortiger umfangreicher Fahndungsmaßnahmen gelang den Männern die Flucht.

Den Beamten des Kommissariats Cybercrime gelang es, über technische Spuren das gestohlene Handy ausfindig zu machen. Die Betreiber der Internetplattform Ebay übermittelten der Polizei wichtige Daten, die der Kripo "zu entscheidenden Erkenntnissen über die Täter und der von ihnen genutzten Geräte" lieferte. "Obgleich die Männer äußerst konspirativ vorgingen und ihre digitalen Spuren verwischten, gelang es den Cybercrimespezialisten den mutmaßlichen Tätern auf die Spur zu kommen", so die Polizei in einer Pressemitteilung.

Die Kriminalpolizei Bamberg brachte nur kurze Zeit nach dem Einbruch in das Juweliergeschäft in Erfahrung, dass einer der Tatverdächtigen das am Abend zuvor geraubte Handy in Berlin verkaufen will.
Umgehend nahm die Kriminalpolizei Bamberg Kontakt mit Polizisten in Berlin auf, die sogleich zum geplanten Tatort an einem S-Bahnhof in Berlin fuhren. Es gelang den Berliner Beamten, den Verkauf des Handys zu beobachten und den Haupttäter festzunehmen. Bei ihm handelt es sich um einen 30-jährigen Berliner. Die Einsatzkräfte stellten den Geldbetrag aus dem Verkauf des geraubten Handys sicher.

Einer der mutmaßlichen Täter ist Polizeibeamter

Der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Bamberg erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bamberg Haftbefehl. Der Beschuldigte sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Bei dem 30-jährigen Tatverdächtigen aus Berlin handelt es sich um einen bereits seit längerem im Krankenstand befindlichen Polizeibeamten der Landespolizei Berlin.

Am späten Donnerstagabend wurde der zweite Tatverdächtige in einer Wohnung im Landkreis Bamberg festgenommen. Bei der Durchsuchung der Zimmer fanden die Beamten zahlreiche Schmuckstücke aus dem Juweliereinbruch und stellten sie sicher.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bamberg erging am Freitag auch gegen diesen Beschuldigten aus Norddeutschland Haftbefehl wegen Raubes in zwei Fällen, Fahrzeugdiebstahls und Einbruchdiebstahls. Er befindet sich nun ebenfalls in einer Justizvollzugsanstalt.

Juwelier wurde bereits drei Mal ausgeraubt

Die Ermittlungen unter Federführung der Staatsanwaltschaft Bamberg dauern an. Es wird auch geprüft, ob die mutmaßlichen Täter die vorhergehenden Überfälle auf den Bamberger Juwelier begingen oder Komplizen dabei waren. Dasselbe Juweliergeschäft wurde bereits zweimal Opfer von Verbrechen. Fast zur gleichen Zeit, am 14. Januar 2019, durchbrachen Unbekannte mit einem schweren SUV das Schaufenster des Juweliers am Grünen Markt. Damals machten sich die Täter mit Schmuck und Uhren im Wert von etwa einer Millionen Euro davon. Nach Angaben der Polizei konnten bis heute keine Tatverdächtigen identifiziert werden.

Im Februar 2017 stürmten drei vermummte Männer in das Juweliergeschäft und bedrohten einen Angestellten mit einer Schusswaffe. Mit einer Beute im Wert eines mittleren sechsstelligen Eurobetrags machten sich die Einbrecher aus dem Staub. Eine Großfahndung führte zu einem schnellen Teilerfolg: Aufgrund der Verfolgung durch mehrere Zeugen nahm die Polizei einen damals 26-jährigen Verdächtigen in Gewahrsam.


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