"CBD"-Razzien in Franken: Grüne Jugend fordert Cannabis-Legalisierung

10.11.2019, 16:23 Uhr

© Peter Kneffel/dpa

Drei Ableger hat das Würzburger "Cannameleon" in Franken. In den Hanf-Länden wird Seife verkauft, Schokolade, Öle. Fast alle Produkte enthalten Cannabis, berauschend sind sie aber nicht, ganz ohne Tetrahydrocannabinol (THC) - und damit legal. Trotzdem sind die Betreiber jetzt ins Visier der Behörden geraten. Am vergangenen Dienstag wurden drei Läden in Würzburg und Schweinfurt durchsucht, auch die Privatwohnung der Unternehmer durchkämmten teils schwerbewaffnete Polizisten. Lukas Schwarz, einer der Betreiber, ist entsetzt. "Ich wollte filmen, daraufhin ist mir der erste Beamte in den Rücken gesprungen", skizziert er die Vorfälle. Vor den Augen seiner Kinder sei er in Handschellen auf den Boden gedrückt worden. Der "Cannameleon"-Chef spricht von Willkür, von psychischer Gewalt und massiven körperlichen Attacken. Die Polizei widerspricht und verweist auf die Ermittlungen.


Razzien in fränkischen Hanf-Läden: "Entwürdigend und entehrend"


Doch worum geht es? Vor allem um Tees, erklärt ein Sprecher des Präsidums Unterfranken. Darin enthalten sind, zumindest ergaben das Stichproben, zwischen 0,16 und 0,3 Prozent Tetrahydrocannabinol, das berauschend wirkt und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. "Wir halten uns an alle gesetzlichen Vorgaben", sagt Schwarz vom "Cannameleon". Doch genau daran haben die Behörden Zweifel.

"Ideologischer Selbstzweck der CSU"

Der Einsatz schlägt weiter hohe Wellen. Die Grüne Jugend Würzburg kritisiert die Polizei jetzt scharf. "Wegen des Verdachts, dass Produkte THC in Spuren von 0,16 bis 0,3 Prozent enthalten, eine Großaktion der Polizei auszulösen, ist absolut unverhältnismäßig und kostet Geld, das an anderer Stelle dringender gebraucht würde", sagt Magdalena Laier, Spitzenkandidatin der Partei zur Stadtratswahl. "Hier wird einmal mehr klar, dass die Kriminalisierung von THC nichts mehr mit dem Schutz von Jugendlichen zu tun hat, sondern sich in einen ideologischen Selbstzweck der CSU verwandelt hat.“

Polizei-Einsätze in Hanf-Läden gibt es immer wieder, auch in Franken. Oft geht es dabei aber anders als in Unterfranken nicht um THC, sondern um Cannabidiol-Produkte, kurz CBD. Der Stoff wird aus dem weiblichen Cannabis gewonnen und ist nicht psychoaktiv. Er wirkt aber etwa angstlösend und schmerzlindernd, wird deshalb oft in der Medizin verwendet - auch große Drogerie-Ketten wie dm und Rossmann nahmen CBD-Produkte ins Sortiment auf. Wegen der unklaren Rechtslage tilgten viele Händler Öle, Seifen und Tees aber wieder aus den Regalen.

"Absurd, dass Cannabis nicht längst legalisiert ist"

In Nürnberg geriet das "Greenz", ein Laden in der Oberen Schmiedgasse, vor einigen Wochen ins Visier der Ermittlungsbehörden. Mehrere Streifen räumten das Geschäft leer. Das Bundesamt für Verbraucherschutz etwa sieht eine Verschreibungspflicht für CBD - und deshalb geht die Justiz zumindest im Zuständigkeitsbereich des Landgerichts Nürnberg-Fürth gegen Cannabidiol-Produkte vor.

 

Ein Flickenteppich mit jeder Menge Spielraum, den die Grüne Jugend für unnötig hält. Sie fordert die sofortige Freigabe von Cannabis - egal, ob es CBD oder THC enthält. "Ein kontrollierter Verkauf garantiert Jugendschutz, trocknet den Schwarzmarkt aus und verhindert die Kontaminierung der Produkte", sagt Samuel Kuhn, Vorstand des Würzburger Ablegers der Jugendorganisation. "Wenn man bedenkt, wie viel die Verfolgung der Delikte kostet und wie dadurch die ohnehin schon überlastete Justiz beschäftigt wird, ist es absurd, dass Cannabis nicht schon längst legalisiert ist."