Corona-Mutation: Neue Virusvarianten in Mittelfranken angekommen

3.2.2021, 05:35 Uhr
Die neuen Corona-Varianten sind ansteckender als der ursprüngliche Erreger. Ihre frühzeitige Erkennung ist entscheidend für eine zügige Rückverfolgung der Infektionsketten und somit auch für die Eindämmung. Die Testauswertung in den Laboren dauert jedoch mehrere Tage.

© Alissa Eckert;Dan Higgins, dpa Die neuen Corona-Varianten sind ansteckender als der ursprüngliche Erreger. Ihre frühzeitige Erkennung ist entscheidend für eine zügige Rückverfolgung der Infektionsketten und somit auch für die Eindämmung. Die Testauswertung in den Laboren dauert jedoch mehrere Tage.

Varianten der Virus-Mutation sind in der Metropolregion angekommen, daran besteht kein Zweifel. In Fürth und Nürnberg häufen sich die Verdachtsfälle und das Landratsamt Erlangen-Höchstadt bestätigte am Montag zwei Mutationen in Erlangen – die britische und die brasilianische Variante.

Am Fürther Klinikum waren sie nach Aussage des Medizinischen Direktors, Manfred Wagner, die ersten in der Region, die auf mutierte Corona-Varianten testen. Auch die Uniklinik in Erlangen ist seit kurzem in der Lage, mit Hilfe eines speziellen PCR-Tests eine Mutation zu identifizieren, wie der Direktor des Virologischen Instituts, Klaus Überla, bestätigt. Das Ziel sei, jeden positiven Erstbefund mit Hilfe dieses speziellen Tests zu überprüfen.

In Nürnberg soll der spezifische PCR-Test Ende der Woche in die Routine-Diagnostik am Klinikum aufgenommen sein, erklärt Jörg Steinmann, Chefarzt des Instituts für Klinikhygiene. "Wir planen jede positive SARS-CoV-2-Probe mit einem Ct-Wert (d.Red. Maß der Infektiösität) kleiner als 30, mit dem speziellen PCR-Test nachzuprüfen", so Steinmann.


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In den kleineren Häusern über die Grenzen des Städtedreiecks hinaus sieht das etwas anders aus. Das Krankenhaus Rummelsberg in Schwarzenbruck verfüge zwar über ein eigenes Labor, wo die Abstriche selbst ausgewertet werden. Eine Testung auf neue Corona-Varianten ist jedoch nicht möglich, heißt es aus der Pressestelle. Allerdings wird dort derzeit eine Person aus Nürnberg behandelt, die positiv auf die britische Variante getestet wurde, bestätigt der Pressesprecher, Dominik Kranzer.

Großbritannien oder Südafrika?

Da die mutierten Virus-Varianten um ein Vielfaches ansteckender sind, als der ursprüngliche Erreger, ist ihre frühzeitige Erkennung entscheidend für eine zügige Rückverfolgung der Infektionsketten und somit auch für die Eindämmung. Das Problem: Das Testverfahren auf eine Mutation hin ist aufwändiger, bestätigt Steinmann vom Klinikum Nürnberg.

Für die Bestätigung des Verdachts einer Mutation, ist eine Gesamtgenomsequenzierung erforderlich. Mit ihr kann entschlüsselt werden, um welche konkrete Virus-Mutation es sich handelt. Am Klinikum Fürth kann man zwar eine Mutation nachweisen, um welche Mutante es sich jedoch handelt, müsse ein externes Labor bestimmen, wie die Fürther Nachrichten berichten. Auch am Klinikum Nürnberg will man nach Rücksprache mit dem Gesundheitsamt die Proben zur Sequenzierung an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) nach Oberschleißheim weiterleiten, so Steinmann.


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Auch die Testzentren von Städten und Landkreisen sind fleißig am Testen und arbeiten vor allem mit Laboren zusammen, etwa mit dem Labordienstleister Synlab. "Bislang führt Synlab Weiden bei jedem PCR Test eine Testung auf Mutationen durch", erläutert Katja Günther, Leiterin des Nürnberger Gesundheitsamtes. Das LGL hingegen kann verdächtige Proben nicht nur auf eine Mutation hin testen, sondern mithilfe der Gesamtgenomsequenzierung auch die Variante spezifizieren, so Günther. Die Sequenzierung in Oberschleißheim dauert zwischen zehn und 14 Tagen und werde entweder im konkreten Verdachtsfall auf eine Virusmutation oder stichpunktartig bei jeder fünften Probe untersucht.

An der Uniklinik Erlangen ist man immerhin in der Lage auf die britische Virusvariante B.1.1.7 zu testen, bestätigt Klaus Überla. Stand Sonntagabend konnte bislang eine britische Mutation nachgewiesen werden. Allerdings nicht aus Erlangen, sondern aus dem Nürnberger Raum, wie der Pressesprecher Johannes Eissing angab. Derzeit werden möglichst viele Proben auf die britische Virusvariante untersucht.

Keine Sonderbehandlung

Einen Grund die Verdachtsfälle auf Virus-Mutationen gesondert zu behandeln sehe man weder am Klinikum Nürnberg noch an der Uniklinik Erlangen und auch nicht in Rummelsberg. Es sei nicht davon auszugehen, dass die neuen Varianten die Filterleistung der Masken oder die Wirksamkeit des Desinfektionsmittels reduziert, so Überla. Wichtig sei nur die bestehenden Schutzkonzepte einzuhalten, bekräftigt Steinmann vom Klinikum Nürnberg und fügt hinzu: "Sollte eine Virus-Mutante nachgewiesen werden, wird möglichst nur geimpftes Personal oder Personal, das bereits eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht hat, in der direkten Patientenvorsorge eingesetzt."

Wie die Stadt Nürnberg in einer Pressemitteilung am Montag mitteilte, haben die Akutkrankenhäuser im Rettungsdienstbereich Nürnberg eine gemeinsame Teststrategie abgestimmt. Diese soll bereits in den nächsten Tagen eine weitgehend flächendeckende Erkennung verschiedener Virusvarianten ermöglichen. Auch die Gesundheitsamtleiterin Günther gibt an: "Sowohl die privaten Labors als auch die Labor der Kliniken werden ebenfalls in Kürze Mutations-PCR-Verfahren und Sequenzierungen durchführen können." Schnelles Handeln ist geboten, denn nach Einschätzung von Jörg Steinmann, liegen mutierte Virusvarianten bereits bei einigen Corona-Fällen in Nürnberg vor.

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