Dieser Franke würde auch Sie gerne verkuppeln

16.4.2021, 08:32 Uhr
Dieser Franke würde auch Sie gerne verkuppeln

© privat

Schon in seinen Kindertagen sei er ein notorischer Kuppler gewesen, der Cliquen gegründet und Menschen zusammengebracht habe, erzählt der 53-Jährige aus Kirchenlamitz (Landkreis Wunsiedel), der seit 33 Jahren eine private Kontaktbörse betreibt. Und das auf eine scheinbar altmodische Art und Weise, denn Roßner wertet Partnerschaftsanzeigen aus und stellt daraus Telefonlisten zusammen, die er dann den Mitgliedern seiner Gemeinschaft zur Verfügung stellt.

Millionen von Menschen in Deutschland sind zwar auf Online-Partnerbörsen und Dating-Portalen aktiv, doch für den fränkischen Analog-Fan ist nach wie vor das persönlich Gespräch das beste Mittel zur Kontaktaufnahme. Wie tickt jemand? Wie drückt sich jemand aus? Wo ist man auf der gleichen Wellenlänge? "Am Telefon bekomme ich das viel schneller und viel authentischer mit, als wenn ich ewig E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten hin- und herschicke", meint Roßner.

Ein weiterer Vorteil der analogen Partnersuche: "Wenn du telefonierst, bist du schon mal nicht mehr einsam. Irgendein Mitglied auf unseren Listen hat immer Zeit für ein Gespräch", erklärt der 53-Jährige. Es gibt mittlerweile zwar auch eine Homepage, auf der sich ein Teil der Mitglieder digital präsentiert, aber der Initiator selbst bevorzugt nach wie vor den persönlichen Kontakt.

Idee wurde in einem Schnellrestaurant geboren

Die Geburtsstunde für dieses Projekt schlug 1988 in einem Schnellrestaurant in Nürnberg. Roßner, dessen Bruder und ein gemeinsamer Kumpel beschlossen, etwas gegen die Vereinsamung der Gesellschaft zu tun und alleinstehende Menschen zusammenzubringen. Geld verdienen will Roßner mit seinem ehrenamtlichen Engagement aber nicht, wie er versichert.

Unter dem Strich zahle er dabei sogar drauf, beteuert der Franke, der in der Versicherungs- und Investmentbranche arbeitet. Unter anderem habe er seit 1988 weit über 1000 Partnerschaftsanzeigen für die Mitglieder seiner Kontaktbörse geschaltet. Die wiederum zahlen eine einmalige Aufnahmepauschale von 25 Euro sowie 15 Euro für die Listen mit den Kontaktdaten.


Verlieben in Corona-Zeiten: So kann die Partnersuche laufen


Diese Gemeinschaftslisten sind nach unterschiedlichen Kriterien zusammengestellt. Roßner hat Listen für Menschen, die nach der Liebe ihres Lebens oder aber auch nur nach einer losen Bekanntschaft suchen, Listen für Singles mit Kinderwunsch und Listen für Menschen, die sich nach einer gleichgeschlechtlichen Beziehung sehnen. Darüber hinaus organisieren der fränkische "Einsamkeits-Aufhebungs-Beauftragte" und seine Mitstreiter gemeinsame Urlaubsreisen und Freizeitaktivitäten.

Bereits mehr als 2000 Menschen verkuppelt

Aktuell hat Günther Roßner über 500 Personen aller Altersschichten in seiner Kartei, doch weitere Mitglieder sind herzlich willkommen. "Wenn 100 Pärchen durch mich zusammengefunden haben, sind das dann ja gleich 200 Leute weniger auf meinen Listen", erklärt der 53-Jährige, der täglich mehrere Stunden für seine Initiative aufwendet und durch den inzwischen deutlich mehr als 2000 Menschen ihr Single-Dasein beendet haben.

Es mache ihm einfach Spaß, sich für einsame Mitmenschen einzusetzen, beteuert Roßner. "Der liebe Gott hat bisher gut auf mich aufgepasst, da will ich etwas zurückgeben", erklärt der ehrenamtliche "Kuppler", der schon mehrere schwere Unfälle und Beinah-Unfälle mit Autos und Motorrädern hatte.

Alles in allem hätte er schon siebenmal tot sein können, erzählt der 53-Jährige, der nicht nur Freude am Verkuppeln, sondern auch an PS-starken Autos hat. Mehrere sogenannte "Aufklärungs- und Öffentlichkeits-Fahrzeuge" hat seine Kontaktbörse im Einsatz, darunter einen 600 PS starken und 340 km/h schnellen Supersportwagen mit vier Sitzen - laut Roßner "das schnellste Hochzeitsauto der Welt".

Auch selbst noch auf der Suche

Der Initiator selbst ist zwar „eigentlich immer irgendwie liiert“, aber nach wie vor ist er auf der Suche nach einer Partnerin, mit der er eine Familie gründen könnte. Dass er mit über 50 Jahren kein ganz junger Vater mehr wäre, ficht ihn nicht an. Roßner verweist in diesem Zusammenhang auf den langjährigen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone – „der ist mit 89 Jahren auch noch einmal Vater geworden“.


Gibt es noch Liebe auf den ersten Blick?


Wegen der Corona-Pandemie hat die in ganz Süddeutschland operierende Kontaktbörse ein Sonderprogramm für Kommunen und Landkreise aufgelegt. 14 Musterstädte in Bayern hat Günther Roßner für Menschen auf der Partnersuche zusammengestellt, und seiner Ansicht nach zählt der Kampf gegen die Einsamkeit inzwischen zu den staatlichen Aufgaben.

„In Großbritannien und in Japan gibt es inzwischen Ministerien für Einsamkeit. Da hat man die Dimension dieses Problems erkannt“, erklärt Roßner. Viele Singles seien zwar mit ihrem Leben durchaus zufrieden, er gehe aber davon aus, dass über 20 Prozent der Menschen in Deutschland massiv unter ihrem Alleinsein leiden. Viele davon würden an Depressionen leiden oder seien suizidgefährdet. Deshalb fordert er auch, dass Kommunen Stellen für hauptamtliche Einsamkeitsbeauftragte schaffen – ein Job, den sich Roßner gut für sich selbst vorstellen könnte.

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