Gerettet

Aufatmen in Erlangen: Galeria-Kaufhof-Filiale schließt nicht

19.6.2020, 15:45 Uhr
Der Standort Erlangen bleibt von den Schließungsplänen des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns zumindest derzeit verschont.

© Edgar Pfrogner Der Standort Erlangen bleibt von den Schließungsplänen des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns zumindest derzeit verschont.

Aufatmen auch bei Oberbürgermeister Florian Janik und dem Erlanger Wirtschaftsreferenten Konrad Beugel. „Wir sind beide erleichtert“, so Beugel gegenüber den Erlanger Nachrichten. „Wir haben die letzten Tage gefiebert, nachdem wir wussten, dass eine Entscheidung kommen soll.“

Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei der Erhalt des Hauses „ein wichtiges Signal“. „Es ist aber auch für das Umfeld des Kaufhofs ein gutes Signal“, so Beugel weiter.

Florian Janik erinnert daran, dass gerade in den letzten Jahren viel in das Gebäude investiert wurde. Der Kaufhof, so das Stadtoberhaupt, sei dadurch ein „echter Anlaufpunkt in der Stadt“. „Vielen Menschen hätte etwas gefehlt, wenn es den Kaufhof nicht mehr gegeben hätte.“ Er freue sich aber auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „die jetzt weitermachen können“.

Klar sei allerdings auch, dass das Handelsumfeld kein einfaches sei, stellt Janik fest. Da könne auch die Politik beziehungsweise die Stadt nur eingeschränkt Einfluss nehmen. „Klar ist aber auch, und da dürfen uns nichts vormachen, dass die Entscheidungen in der Konzernzentrale fallen und nicht im Erlanger Rathaus“, so Florian Janik. Gefragt seien aber auch die Kunden. „Wenn der Laden richtig gut läuft, dann steht er auch lange den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung.“

„Was wir brauchen, sind Frequenzen und Konsumneigung, das sind die beiden Schlüssel zum Erfolg“, ergänzt Konrad Beugel. Bei der Frequenz könne die Stadt helfen. „Was die Konsumneigung angeht, da sind wir alle gefragt.“

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der sich schon seit Jahren in einer wirtschaftlichen Schieflage befindet, wird 62 von bundesweit insgesamt 174 Häusern dichtmachen. Rund 6000 Mitarbeiter dürften ihre Stelle verlieren (siehe dazu weiteren Bericht im Hauptteil).

Die Schließungen kommen dabei nicht überraschend, befindet sich das Unternehmen doch schon seit Jahren in Schieflage. Seit langem drohten deshalb Schließungen und Entlassungen. Verschärft habe die Situation, so die Konzernleitung, jetzt aber die Coronakrise und die damit verbundenen Umsatzeinbußen.

Die Geschichte von Galeria Kaufhof in Erlangen reicht 55 Jahre zurück. 1965 als „Merkur“ gegründet, entwickelte sich das Warenhaus in der Wirtschaftswunderzeit rasch zu einem Besuchermagnet, der die Kundschaft in Scharen anlockte. Zehn Jahre später änderte „Merkur“ seinen Namen in „Horten“, was auch die Besitzverhältnisse widerspiegelte.

Nach der Übernahme von „Horten“ durch „Kaufhof“ gab es auch in Erlangen einen „Kaufhof“ mit der markanten Eiermann-Fassade. 2010 wurde das gesamte Haus komplett modernisiert und die Fassadengestaltung des Architekten und Möbeldesigners Egon Eiermann, die 47 Jahre lang das Erscheinungsbild des Kaufhauses in der Nürnberger Straße geprägt hatte, durch eine von Matthias Loebermann entworfene „3-D-Fassade“ ersetzt. Gleichzeitig wuchs die Verkaufsfläche auf 10 500 Quadratmeter. Aus Kaufhof wurde „Galeria Kaufhof“.

Die Tatsache, dass sich im Gegensatz zu anderen Häusern des Konzerns, das Gebäude in Erlangen noch im Besitz des Unternehmens ist, hat möglicherweise den Standort vor der Schließung bewahrt, vermutet jedenfalls die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.


Nürnberger Karstadt-Filialen schließen: 300 Mitarbeiter betroffen


In Bayern sind insgesamt drei Standorte betroffen. In München schließen drei Häuser und in Nürnberg zwei. Ein weiteres Warenhaus in Ingolstadt wird ebenfalls geschlossen.