"Ambitioniertes Ziel"

Erlangen soll vor 2030 klimaneutral sein

24.11.2020, 15:30 Uhr
Über neu geschaffene Bildungsangebote wollen die Stadtwerke im nächsten Jahr die junge und die ältere Stadtgesellschaft für Klimaschutzthemen sensibilisiert und im besten Fall begeistern, wie hier beim Tag der offenen Tür im Wasserkraftwerk an den Werkern.

© Klaus-Dieter Schreiter Über neu geschaffene Bildungsangebote wollen die Stadtwerke im nächsten Jahr die junge und die ältere Stadtgesellschaft für Klimaschutzthemen sensibilisiert und im besten Fall begeistern, wie hier beim Tag der offenen Tür im Wasserkraftwerk an den Werkern.

Dazu hat die Verwaltung der Stadt Erlangen einen umfangreichen Fahrplan erarbeitet, an dem sich über 20 Ämter und die städtischen Töchter beteiligt haben und mit dem sich der Stadtrat am Donnerstag befassen wird. Titel: "Klima-Aufbruch in Erlangen". Das Papier umfasst dabei mehr als 50 Sofortmaßnahmen, die ab 2021 mit Unterstützung eines externen Büros und unter Beteiligung der Bevölkerung schrittweise umgesetzt werden sollen.

Für Bayerns erste Stadt, die den Klimanotstand ausgerufen hat, stehen große Veränderungen an: Dazu zählt die Umstellung der Wärme- und Stromversorgung von fossilen auf erneuerbaren Energien. Ebenso muss sich die Mobilität grundlegend verändern, will man die Klimaziele erreichen. So sollen Autos mit Verbrennungsmotoren Platz machen für Fußgängerzonen, Fahrradwege und klimafreundliche Mobilitätsangebote. Straßenzüge und Plätze sollen grüner gestaltet und zu Orten der Begegnung ausgebaut werden.

Oberbürgermeister Florian Janik betont: "Die anstehenden Klima-Maßnahmen werden dazu führen, dass wir manche unserer geliebten Routi-nen aufbrechen müssen, sonst werden wir die Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen zerstören. Zugleich sehen wir die anstehenden Veränderungen als Chance, um unser Erlangen noch stärker auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger auszurichten. Es ist mir ein wichtiges Anliegen, dass die getroffenen Maßnahmen solidarisch und sozialverträglich gestaltet sein werden."

Unter dem Leitbild "Als Vorbild vorne weg" richtet die Stadtverwaltung dabei ihren Blick auf das eigene Handeln: "Der Ausbau von Solaranlagen auf eigenen Dächern soll forciert werden und nicht an kurzfristigen wirtschaftlichen Bedenken scheitern", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. "Städtische Veranstaltungen sollen klimafreundlicher ausgerichtet werden sowie vegane und vegetarische Speisen verstärkt Einzug in die Stadtverwaltung halten. Städtische Beteiligungsunternehmen, wie Stadtwerke und Gewobau, sind aktiv zur Einhaltung der städtischen Klimaziele aufgefordert und werden zukünftig auch danach bewertet."

Beispiel Stadtwerke: In den kommenden Jahren erstellt die städtische Tochter einen strategischen Wärmeplan, baut Freiflächen-Photovoltaikanlagen und erweitert das Nieder- und Mittelspannungsnetz. Ebenso kümmern sich die ESTW zusammen mit dem Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung um den Ausbau von Mobilitätsstationen mit E-Ladesäulen sowie um die sukzessive Elektrifizierung der eigenen Busflotte. Ab dem 1. Januar 2021 beziehen darüber hinaus alle ESTW-Kunden ihre Fernwärme klimaneutral. "Die Stadt wartet dabei nicht auf Beschlüsse von Bund und Land", so die städtische Klimaschutzbeauftragte Simone Zippel.

Im zweiten Teil der Sofortmaßnahmen, der ganz Erlangen betreffen wird, geht es vor allem um die Information, Motivation und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. So wollen beispielsweise die Stadtwerke über neu geschaffene Bildungsangebote im nächsten Jahr die junge und die ältere Stadtgesellschaft für Klimaschutzthemen sensibilisiert und im besten Fall begeistern. Bürgerinnen und Bürger können sich über einen sogenannten Nachhaltigkeitsbeirat aktiv am Wandel beteiligen. OB Janik: "Wir haben den Klimaschutz selbst in der Hand." Und weiter: "Wir brauchen Begeisterungsfähigkeit."

Das Stadtoberhaupt ist sich dabei sicher, dass "ein klimagerechtes Leben nicht zwingend ein schlechtes Leben ist". Klar sei aber auch, dass "beschließen das eine, umsetzen das andere" sei.

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