Erlangen spart durch den Ausfall der Bergkirchweih viel Geld

27.5.2020, 11:12 Uhr
Erlangen spart durch den Ausfall der Bergkirchweih viel Geld

Am Donnerstag wäre Anstich gewesen. Herr Beugel, wie viele Menschen wären auf den Berg geströmt?

An einem Eröffnungstag war unser Berg immer gut gefüllt, bei gutem Wetter hätten wir am Abend 25.000 Besucher erwartet.

Insgesamt kommen an den zwölf Tagen knapp eine Million?

Der Berg lebt stark vom Wetter, dazu spürt man, ob Rock im Park parallel stattfindet. Die Besucherzahlen sind eine vage Schätzung, die Bandbreite liegt eher unter der Million. Im vergangenen Jahr haben wir an vier besucherstarken Tagen zählen lassen. An den Wochenenden kommen wir nahe an die 30.000 Besucher ran, die gleichzeitig auf dem Berg waren.


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Die Stadt Erlangen erzielt durch die Bergkirchweih keinen Gewinn, sondern hat Verluste. Das heißt, dass der Kämmerer durch die Absage Geld spart. Darüber könnte er sich auch freuen . . .

Ein Kämmerer lebt nicht davon, dass er glücklich ist, wenn kein Geld ausgegeben wird. Ein Haushalt ist Mittel zum Zweck, damit will ich gestalten. Rein finanziell ist es bei der Bergkirchweih aber wie bei vielen anderen Veranstaltungen in der Stadt: Wenn sie nicht stattfinden, ist es billiger. Eine Kommune hat viele Infrastruktureinrichtungen, die sich eigentlich nicht tragen. Doch keiner geht her und schließt ein Theater oder ein Bad, weil wir damit kein Geld verdienen.

Gilt das auch für die Bergkirchweih?

Erlangen spart durch den Ausfall der Bergkirchweih viel Geld

© Foto: Harald Sippel

Ja. Wir wollen damit die Stadt prägen und der Bevölkerung etwas bieten, ein solches Fest trägt zum Zusammengehörigkeitsgefühl bei. Deshalb gibt es eine Bergkirchweih, auch wenn sie uns einen Betrag im unteren sechsstelligen Bereich kostet. Einiges versuchen wir in einer Kalkulation über Standplatz- und Teilnehmergebühren wieder hereinzuholen, doch das deckt es nie ganz ab. Nicht mit eingerechnet sind die Personalkosten in der Stadtverwaltung und die Investitionen am Berg-Gelände.

Wie sieht es in diesem Jahr aus?

Es gibt wieder ein Minus, doch das bewegt sich im fünfstelligen Bereich, deutlich unter 100.000 Euro.

Wen trifft die Absage in der Stadt?

Aus der rund 20-jährigen Beobachtung weiß ich: Taxifahrer profitieren normalerweise von der Bergkirchweih enorm. Die Gastronomen, gerade diejenigen, die in den Abendstunden den After Berg mitgestalten, sind stark dabei. Die Hoteliers, weil viele Besucher zu Pfingsten wieder nach Erlangen zurückkommen. Auch die Einzelhändler werden den Ausfall merken. Man sieht, dass viele Branchen an diesem Kulturevent stark partizipieren.

Kann man den Ausfall irgendwie beziffern?

Genaue Übernachtungszahlen oder andere statistische Erhebungen zur Bergkirchweih erfassen wir nicht. In München werden Daten fürs Oktoberfest mit einem gigantischen Aufwand gesammelt. So etwas haben wir nicht.

Finanziell wird das Jahr besonders für die Schausteller ein Desaster. Kann die Stadt helfen? Zum Beispiel, in dem Sie Flächen zur Sondernutzung frei gibt?

Ich habe bereits im Rathaus darauf gedrängt. Bislang galt noch die Phase der Kontaktvermeidung. Jetzt dürfen die Gastronomen ihre Außenbestuhlung erweitern. Dann sehen wir, was auf den öffentlichen Plätzen noch an Potential vorhanden ist, und vergeben das an die Schausteller.

Könnte die Stadt auch finanziell helfen, um das Kulturgut Bergkirchweih zu erhalten? Schließlich sparen Sie ja nun Geld.

Zwar haben wir bei der Bergkirchweih weniger städtische Ausgaben. Doch dafür gibt es in der Kommune andere Bereiche, in denen die Ausgaben steigen. Zum Beispiel das Sozialamt mit der Grundsicherung. Unter dem Strich werden wir in diesem Jahr auch drauf zahlen. Deshalb gibt es die Anfrage für einen kommunalen Rettungsschirm. Wir sind keine Gewinner der Krise. Dazu haben wir eine klare Anweisung des Innenministeriums, dass wir den Unternehmern keine direkte Hilfen gewähren dürfen. Wir müssen alle an die staatlichen Hilfen verweisen. Was wir tun dürfen, ist auf die Sondernutzungsgebühren für Flächen im öffentlichen Raum zu verzichten, wie wir es auch machen. Das sind im ganzen Jahr 80.000 Euro.

Wird die Krise so einschneidend sein, dass sie den Berg verändert?

Von den Schaustellern weiß ich, dass viele auf die Weihnachtsmärkte als Rettungsanker hoffen. Sollte es diese nicht wie gewohnt geben, befürchte ich, dass einige nächstes Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie ihr Gewerbe abgemeldet haben. Bei den Gastronomen hoffe ich, dass sie einen schönen Sommer bekommen, in dem die Leute auch nicht so viel im Urlaub sind.

 

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