Lebenswichtige Zusammenarbeit

Flucht ist hohes Risiko: Uniklinik Erlangen behandelt krebskranke Kinder aus der Ukraine

12.4.2022, 10:48 Uhr
Auch da Uniklinikum Erlangen hat krebskranke Kinder aus der Ukraine aufgenommen. 

© Nicolas Armer/dpa Auch da Uniklinikum Erlangen hat krebskranke Kinder aus der Ukraine aufgenommen. 

Hunderttausende sind mittlerweile aus der Ukraine geflüchtet, darunter auch einige schwerkranke Kinder, für die die überstürzte Reise aus ihrer Heimat besonders gefährlich war. Insgesamt 40 krebskranke Kinder werden demnach derzeit in bayerischen Unikliniken, die auch kinderonkologische Stationen betreiben, behandelt.

Schon 2019 gründeten sechs auf die Behandlung junger Krebspatientinnen und -patienten spezialisierte Zentren unter der Leitlinie "Gemeinsam für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern handeln" das Netzwerk KIONET. Dazu gehören die Uniklinika Augsburg, München, Würzburg, Regensburg sowie Erlangen. In einer Mitteilung aus Erlangen dazu heißt es: "Jetzt zeigte sich, dass die Beteiligten auf Basis der bisher aufgebauten Strukturen zum Ausbau von klinischen Studien auch in einer Krisensituation effizient zusammenarbeiten können."

Flucht birgt hohes Infektionsrisiko

Demnach konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden, so KIONET-Sprecher Markus Metzler, der auch die Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik Erlangen leitet. Dabei sei die Flucht ein großes Risiko: "Jede noch so kurze Therapieunterbrechung birgt für die Kinder das Risiko, dass der Krebs sich weiterentwickelt", so der Erlanger Kinderonkologe. "Hinzu kommen die ungünstigen Versorgungsbedingungen im Kriegsgebiet und auf der Flucht, die zum Teil schwere Infektionen auslösten, da die jungen Patientinnen und Patienten nicht isoliert und so nicht vor Keimen geschützt werden konnten."

Bereits seit vier Wochen liegt unter anderem die sechsjährige Diana auf der Station in Erlangen, deren rechtes Auge von einem Tumor befallen ist. Laut dem Bayerischen Rundfunk war ihre Mutter mit ihr eine Woche lang auf der Flucht. Durch die mitgebrachten Unterlagen zu ihrer Krankheit habe die Therapie hier aber schnell fortgesetzt werden können.

Die Angehörigen der Kinder wurden in Wohnungen der Elterninitiative für krebskranke Kinder Erlangen aufgenommen. Wie die Uniklinik Erlangen selbst schreibt, liegen derzeit neben Diana noch drei weitere Kinder in der Kinderonkologie, darunter auch der sechsjährige Iwan. Der Grundschüler hatte in der Ukraine einen schweren Rückfall seiner Leukämie erlitten und stand bei Kriegsausbruch kurz vor einer Knochenmarktransplantation. Doch auch in seinem Fall gibt es positive Nachrichten: "Wir konnten inzwischen den potenziellen Knochenmarkspender für Iwan ausfindig machen", so das Klinikum erlangen.

Insgesamt sind schon weit über 100 krebskranke Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bundesweit in Kliniken aufgenommen worden. Laut dem Uniklinikum Erlangen gibt es in Polen eine zentrale Stelle, zu der die Kinder gebracht werden können. Dort würden sie dann zunächst stabilisiert und ihr Weitertransport sowie die Aufnahme in Kliniken unter anderem in Deutschland organisiert.

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