Marodes FAU-Gebäude: Sibler verspricht schnelle Hilfe

4.7.2019, 11:18 Uhr
Marodes FAU-Gebäude: Sibler verspricht schnelle Hilfe

© Harald Sippel

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat zur Gesprächsrunde ins Erlanger Schloss eingeladen. Es soll um die Zukunft der Uni Erlangen-Nürnberg gehen, ihre Gebäude, den Sanierungsstau, die fehlenden Mittel im aktuellen Doppelhaushalt des Freistaats. Herrmann wohnt in Erlangen, er hat selbst an der FAU Jura studiert und sein Vater war hier Rektor von 1966 bis 1969. "Wir haben generell eine Unterfinanzierung im Bauhaushalt an allen Hochschulen in Bayern", sagt der Minister. "Die FAU steht derzeit gut da, aber wir müssen uns unheilich anstrengen. damit sie auch in zehn bis 20 Jahren noch so gut dasteht."

Deshalb ist Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler gekommen und stellt sich den Fragen der Professorinnnen und Professoren. Mehr als 300 Leute sitzen in der Aula des Erlanger Schlosses. Die Dekane von vier der fünf Fakultäten sind da, Stadtratsmitglieder und Landtagsabgeordnete.

Söder versprach 1,5 Milliarden

"Den Termin haben wir schon seit drei Monaten geplant", stellt Sibler klar. Er sei keine Folge der aktuellen Haushalts-Debatten.  "Die 1,5 Milliarden Euro, die Ministerpräsident Söder im vergangenen Jahr versprochen hat, sind nicht aus der Luft gegriffen, sondern das, was die Uni wirklich braucht“, sagt er. "Wir weichen von dieser Zusage keinen Zentimeter ab."

Wann das versprochene Geld an der Uni ankommt, will er aber nicht sagen: "Ich weiß, es muss schnell gehen, aber ich will hier keine Jahreszahlen nennen, weil die mir sonst nur um die Ohren fliegen." Die Zeit drängt. Die Gebäude der Chemie im Erlanger Süden, die Philosophentürme  in der Innenstadt und die Erziehungswissenschaften in Nürnberg können nur noch bis zum Jahr 2024 genutzt werden.

Rainer Trinczek, Dekan der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie, bittet den Minister um Rat: "Bis 2024 ist das neue Gebäude für die Lehrerbildung auf keinen Fall fertig und auch mit dem Himbeerpalast wird es knapp, ich kann keine 12.000 Quadratmeter einfach so anmieten – was soll ich tun?" Sibler hat selbst Lehramt studiert, er war Staatssekretär im Ministerium für Unterricht und Kultus und zuletzt acht Monate Kultusminister. "Die Verhandlungen zum Grundstückerwerb im Nürnberger Norden laufen. Seien Sie versichert, dass ich mich darum kümmern werde, dass das funktioniert." Dass das Geld für die dringend nötigen Sanierungen, Umbauten und neue Gebäude noch nicht im Haushalt enthalten sei, habe nichts zu bedeuten. "Wichtig ist, dass der Plantitel enthalten ist, dotiert wird er erst wenn wir Baurecht haben", sagt Sibler. "Was zugesagt wurde, wird auch eingehalten werden."

Mitarbeiter haben PCB im Blut

Die Probleme sind aber schon jetzt da. Die ersten Fakultäten haben aufgrund der Gebäude-Situation schon das Nachsehen in Berufungsverhandlungen mit neuen Professoren:  "Wir hatten eine Professorin der renommierten Columbia-Universität aus New York da, die nach Erlangen wechseln wollte, doch als sie zur Besichtigung der Labors kam, hat sie abgesagt, weil sie erst wieder nach der Sanierung 2023 nutzbar sind", erzählt Frank Duzaar, seit 2005 Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät. "Das ist mein tägliches Geschäft, das ist wirklich frustrierend und so etwas spricht sich mit der Zeit auch rum."

Mathias Göken arbeitet seit 17 Jahren an der FAU. "Die Forschungsmöglichkeiten hier sind hervorragend", sagt er. Allerdings hat er als Inhaber des Lehrstuhls für Werkstoffwissenschaften schon vor zehn Jahren einen Antrag auf Generalsanierung auf den Weg gebracht. Geschehen ist, außer kleinen Ausbesserungen, nichts. Jetzt haben all seine Mitarbeiter nachweislich PCB im Blut, giftige Chlorverbindungen, die seit 2001 verboten sind. "Ich weiß, die Werte sind noch nicht sehr gefährlich, aber Sorgen macht uns das trotzdem allen." Als Arbeitgeber sei der Freistaat in der Pflicht, die Mitarbeiter zu schützen.

Die Gesprächsrunde dauert zwei Stunden lang. Die betroffenen Professorinnen und Professoren zählen Mängel und Probleme auf – der Wissenschaftsminister sagt, er kümmere sich darum. Warum ist nicht viel früher etwas passiert? "Ich bin erst seit November im Amt. Ich blicke nicht zurück, sondern nach vorne", sagt Sibler.

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