"Rassismus tötet": Erlanger gedenken der Opfer von Hanau

21.2.2020, 17:46 Uhr
Die Stadt steht zusammen und gedenkt der Opfer von Hanau: Rund 150 Menschen versammelten sich laut Polizei am Freitag auf dem Hugenottenplatz.

© Foto: Sharon Chaffin Die Stadt steht zusammen und gedenkt der Opfer von Hanau: Rund 150 Menschen versammelten sich laut Polizei am Freitag auf dem Hugenottenplatz.

Es ist eine Kundgebung, die keine großen Reden braucht, sondern die Stille sucht. Die Sätze auf den Schildern und Plakaten sprechen für sich: "Juden, Muslime, Christen — gemeinsam gegen Terror und Hass" ist auf einem Banner zu lesen oder einfach nur zwei Worte: "Rassismus tötet". So wie am Mittwochabend in Hanau, als ein 43-Jähriger neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen hat und im Anschluss sich und seine Mutter getötet haben soll.

Und genau um jene Menschen, die bei dem rassistisch motivierten Attentat ums Leben gekommen sind, geht es bei dieser Mahnwache, die das Bündnis "Aktion Courage" initiiert hatte. Auch die Gruppe Antithese und das Antifa-Café haben an diesem Freitag zu einer weiteren Kundgebung auf dem Hugenottenplatz am späteren Nachmittag aufgerufen.

"Täter nicht als verrückte Einzeltäter herunterspielen"

"Wir wollen den Hinterbliebenen zeigen, dass sie nicht allein sind und das so etwas in unserem Rechtsstaat nicht einfach passieren darf", sagt Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) bei der "Aktion Courage"-Veranstaltung im EN-Gespräch. Neben der Trauer und der Bestürzung über den Anschlag müssten auch Konsequenzen gezogen werden: "Man darf die Täter auch nicht als verrückte Einzeltäter herunterspielen." Vielmehr müsse man mit aller Härte gegen rechte Netzwerke vorgehen und ihre Strukturen zerschlagen. Auf politischer Ebene heißt das für das Stadtoberhaupt auch: "Es darf kein offenes oder verstecktes Kokettieren mit der AfD geben, denn sie sind die geistigen Brandstifter."

Später wiederholt er diese Worte am Mikrofon, Vertreter von Kirchen und der Türkisch Islamischen Gemeinde weisen gleichsam auf die Menschenwürde hin, die für jeden gelten muss — unabhängig von Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Geschlecht.

Der Appell ist dringend nötig. Den etliche Erlanger muslimischen Glaubens haben bereits vor Anschlägen Angst. Viele Gemeindemitglieder haben ihm beim Freitagsgebet ihre Furcht geschildert, berichtet Mehmet Sapmaz den EN am Rand der Kundgebung. "Sie haben gefragt, was ist, wenn jetzt beim Beten jemand mit einem Maschinengewehr die Räume stürmt und sie dann dem Täter völlig ausgeliefert sind", erzählt der CSU-Stadtrat, der unter anderem auch Mitglied des Christlich-Islamischen Arbeitskreises und der Türkisch Islamischen Gemeinde ist. An diesem Freitag war aus Sicherheitsgründen die Polizei bei den Gebeten vor Ort, sagt Sapmaz, aber das sei aus Personal- und Kostengründen doch nicht immer möglich.

Der Imam habe daraufhin in seiner Predigt an die Gläubigen appelliert, sich nicht provozieren zu lassen und weiter am Zusammenhalt der Gesellschaft festzuhalten. Sapmaz selbst bringt einen privaten Sicherheitsdienst ins Spiel, der die Gemeinde beschützen könnte. "Aber das", sagt er, "kostet Geld".

Und Janik? Er sieht hier die Polizei in der Verantwortung. "Es ist schlimm, wenn wir Beamte zum Schutz von Moscheen und Synagogen brauchen", sagt er, "aber fast noch schlimmer ist es, wenn wir uns durch solche rechten Terroristen einschüchtern lassen."

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