Brauerei Neder: Ein 23-Jähriger schreibt die Geschichte weiter

9.7.2019, 16:43 Uhr
Brauerei Neder: Ein 23-Jähriger schreibt die Geschichte weiter

© Foto: Ulrich Graser

Alles soll wie bisher laufen, vom Wirtshaus bis zum Keller, inklusive Annafest-Programm, auch unter der neuen Führung, die zwar noch sehr jung, aber überhaupt nicht neu ist. Rafael Thiermeyer ist 23 Jahre alt, stammt aus Weisendorf im Kreis Erlangen-Höchstadt und macht derzeit seinen Braumeister. Die Hälfte des Studiums hat er schon geschafft.

Thiermeyer arbeitet aber schon seit seinem Realschulabschluss vor sieben Jahren bei Neder. Das, was er künftig als Chef macht, das macht er bisher schon: als Bräuer, als Wirt, als Kellerbetreiber. Unterstützt wird er dabei, neben den Neder-Mitarbeitern in Brauerei und Vertrieb, von seinen Eltern. Und von Astrid Neder-Haub: "Ich bleibe die graue Eminenz im Hintergrund."

Die Brauerei Neder hat unter den vier lokalen Sudstätten eine gewisse Sonderstellung. Das hat viel mit Tradition zu tun, die hier besonders gepflegt wird, nämlich seit 1554. So wird das Fass in der Wirtsstube "bayerisch" angestochen, das heißt: Es gibt keine Schankanlage mit Leitungen, das Bier fließt direkt aus dem Fass in den Krug.

Und so soll es auch bleiben. Rafael Thiermeyer will in der Tradition der Neders weiter am Konzept der "Erlebnisgastronomie" arbeiten. Fast erschrickt er über den Begriff, weil der auch anders, nämlich viel umfassender interpretiert werden könnte. Dabei geht es darum, wie bisher Hoffeste zu veranstalten, beim "Altstadtfetzt" Bands in der Wirtschaft auftreten zu lassen und überhaupt mehr Musik und Veranstaltungen ins Haus zu holen.

Bekannt ist Neder auch dafür, dass zum Publikum "vom Hartz-IV-Empfänger bis zum Ingenieur" alles gehört, wie Astrid Neder-Haub sagt. "So etwas wie uns gibt es eigentlich nicht mehr", ergänzt Thiermeyer. Dass jeder seine Brotzeit mitbringen darf, vor allem das rustikale Ambiente, das gerade den Unterschied ausmacht und den Kult begründet.

 

Das Ausgehverhalten der Gäste, so Rafael Thiermeyer, veränderte sich in den letzten Jahren aber spürbar: "Es ist neu, dass die Gäste nach halb eins in der Nacht immer noch nicht heim gehen wollen." Das Geschehen verlagere sich zusehends in den Abend, das Publikum verändere sich, werde jünger. Wer sich über das Bier Gedanken macht: Auch und gerade der Gerstensaft soll so bleiben wie bekannt, vom Geschmack bis zu den einzelnen Biersorten.

Neder, eine vergleichsweise kleine Braustätte, verkauft ihr Produkt im Umkreis von rund 45 Kilometern, wobei der Süden stärker ist als der (Bamberger) Norden. Thiermeyer: "Ich sehe eine Zukunft für die Brauerei, auch deswegen, weil man sich hier noch sein Bier direkt am Hof abholen kann." So spart er sich den Zwischenhandel, so geht es weiter wie bisher.

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