Der tägliche Stau

Verkehrskollaps und kein Ende: Die Lage an Tag 5

6.8.2021, 19:51 Uhr
Tag 5 nach der Sperrung der Ortsdurchfahrt in Gosberg: Durch die Straße "Am Hirtenbach", in der Daniel Eichinger (links) seinen Betrieb hat, wälzen sich dicht an dicht die Autos.  

© Jürgen Petzoldt Tag 5 nach der Sperrung der Ortsdurchfahrt in Gosberg: Durch die Straße "Am Hirtenbach", in der Daniel Eichinger (links) seinen Betrieb hat, wälzen sich dicht an dicht die Autos.  

Wir schreiben Freitag, den 6. August: Autoschlangen wälzen sich durch die Bayreuther Straße in Forchheim, die zwischen der Berliner Straße und der Heinrich-Soldan-Straße nur noch einspurig mit Ampelregelung befahrbar ist. Ein Ausweichen über die Piastenbrücke ist nicht möglich, diese wird abgebrochen. Und auch die Ortsdurchfahrt von Gosberg ist wegen einer Baustelle noch bis 3. September dicht. "Heute ist nach unseren Beobachtungen schon weniger Stau als Anfang der Woche", sagt dennoch die Pressesprecherin der Stadt Forchheim, Britta Kurth.

Ampel in Kersbach steht endlich

Zusätzlich zu einer verbesserten Ampelregelung an der Kreuzung der Bayreuther Straße mit der Hainbrunnenstraße auf der Ostseite der Bahnhofsbrücke wirkt sich aus Sicht von Kurth eine große Hinweistafel positiv aus. Die soll nun bereits in Ebermannstadt Verkehrsteilnehmer in Richtung Forchheim auf die diversen Sperrungen aufmerksam machen.

Jetzt ist sie in Betrieb: Die Baustellenampel in der Bahnhofstraße von Kersbach.

Jetzt ist sie in Betrieb: Die Baustellenampel in der Bahnhofstraße von Kersbach. © Jürgen Petzoldt

Auch in Kersbach hat sich etwas getan. Am Donnerstag hatten wir berichtet, dass in der Kersbacher Bahnhofstraße nach einer zweitägigen Komplettsperrung eine einspurige Ampelregelung in Betrieb gegangen sei. Das hatte uns jedenfalls ebenfalls die Pressesprecherin der Stadt Forchheim mitgeteilt. Dazu erreichte uns folgende Leserzuschrift: "Leider stimmt die Darstellung im Artikel um die Baustelle in der Bahnhofstraße Kersbach nicht. Heute am Donnerstag, zumindest bis 8.30 Uhr, war von einer Ampelanlage, geschweige denn von einer einspurigen Verkehrsführung, nichts zu sehen."

Diesen Umstand räumte auf Nachfrage jetzt auch Britta Kurth ein: Die verkehrsrechtliche Erlaubnis für die Komplettsperrung sei am Donnerstag ausgelaufen, aber der beauftragte Bauunternehmer habe es versäumt, stattdessen die Baustellenampel aufzustellen. "Das ist jetzt aber seit Freitagfrüh um 5 Uhr der Fall", so Kurth.

Weiterhin keinen weiteren Handlungsbedarf sieht dagegen Holger Strehl, Pressesprecher des Landratsamts: Das Landratsamt sei nur für die Baustelle in Gosberg zuständig und "konkret unternehmen kann man da nichts." Schließlich sei eine Umleitung ausgeschildert. Man habe die Hinweistafel auf die Sperrung, die auf der Brücke zwischen dem Forchheimer Süd-Kreuz und dem Kersbacher Kreisel stand, ein Stück Richtung Kreisel versetzt, um sie besser zur Geltung zu bringen. Der Ortsname "Gosberg" bei der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr sei inzwischen - wie in unserem Bericht vom Donnerstag vom Gosberger Anwohner Joachim Galster gefordert - durchgestrichen worden.

Massenhaft Fahrzeug in enger Wohnstraße

Gelöst sind die Probleme in Gosberg damit aber keineswegs. Daniel Eichinger betreibt in der Straße "Am Hirtenbach" einen Raumgestaltungs-Betrieb und beklagt: "Der ganze Verkehr wälzt sich durch das Wohngebiet. Der Umleitungsbeschilderung wird leider keine Folge geleistet." Massenhaft Fahrzeuge drängen sich laut Eichinger seit Montag durch die schmale Straße "Am Hirtenbach", um die gesperrte Ortsdurchfahrt zu umgehen.

Die Konsequenz: "Ich hatte schon zwei Schäden an meinen Firmenfahrzeugen, weil sich die Autos hier so dicht aneinander durchquetschen." Auch das Erreichen seines Betriebs ist im Moment ein Problem: "Ich komme zum Teil gar nicht mehr in meine Hofeinfahrt, weil sich alles staut und keiner auch nur einen Meter zurückweichen will."


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Auf nordbayern.de, auf Facebook, per Telefon und via E-Mail machen derweil unsere Leser ihrem Unmut über die Verkehrssituation Luft. Hier eine Auswahl der Reaktionen, die uns zu unserer Berichterstattung erreicht haben:

  • "Es ist gut, dass die für das Chaos Verantwortlichen mal ein Feedback für die unkoordinierten Aktionen bekommen!"
  • "Ihre Darstellung der Zustände rund um die Baustellen ... unterstreiche ich vollkommen und auch den Aufruf der Behörden über den Tellerrand hinauszuschauen. Auch von uns Bürgern erwarten die Kommunen ein vorausschauendes Denken!"
  • "Die Aggressionen sind unglaublich, es wird gehupt, gebrüllt und aufgefahren. Radfahrer nehmen keine Rücksicht, es wird stadtauswärts vom Radweg auf den Fußweg ,gebrettert‘, die Alten und ganz Jungen werden genötigt in den Hauseingängen oder auf der Wiese Schutz zu suchen. Gestern holte sich eine Mutter mit zwei Kindern nasse Füße, weil sie ausweichen musste, da es regnete flüchteten die drei in die nasse Wiese am Beginn der Baustelle in der Bayreuther Straße."
  • "Theoretiker wieder am Werk! Ich hoffe das die alle selber in dem Chaos stehen!"
  • "Wer sich eine Garage aufs Grundstück stellen will, muss sich das von Nachbarn, Gemeinde, Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt absegnen lassen. Und solche Baustellen werden einfach so geplant, ohne dass sich die verantwortlichen Stellen untereinander abstimmen? In was für einem Land leben wir?"
  • "Die Verwaltungen schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu und waschen ihre Hände in Unschuld. Ausbaden müssen das Chaos die Autofahrer. Unfassbar."
  • "Es wäre ja schon mal ein Anfang, wenn die Leute bei verstopften Kreuzungen an den jeweiligen Haltelinien der Ampeln stehen bleiben würden. Sobald es grün wird, fahren alle in die Kreuzungen, so dass niemand mehr fahren kann. Sowas ist einfach nur nervig."
  • "In der heutigen Zeit, mit einer nie dagewesenen Vielfalt an Kommunikationsmöglichkeiten, derart wenig Abstimmung. Traurig."
  • "Nicht zu vergessen: Die einzige Zufahrt zum Klinikum Forchheim liegt genau in der Mitte dieses Irrsinns. Die Notfallversorgung muss sich also immer durch dieses Chaos kämpfen und braucht deutlich länger, ganz zu schweigen von Privatpersonen, die mit kleineren Verletzungen in die Notaufnahme müssen. Wer plant sowas?"
  • "Die ,Arbeiten, die gemacht werden müssen‘, hätte man auch nächstes Jahr machen können. Die Baustelle in der Bayreuther Straße gab es vor der Sperrung in Gosborg schon."
  • "Dass die Stadt und das Landratsamt nicht miteinander sondern eher gegeneinander arbeiten ist ja nichts Neues, sieht man ja schon am öffentlichen Nahverkehr. Dass aber immer die Bürger die Deppen sind ..., ist eine absolute Frechheit."

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