Fridays For Future: Fürther Schulen tendieren zu mehr Strenge

5.4.2019, 08:15 Uhr
Fridays For Future: Fürther Schulen tendieren zu mehr Strenge

Wenn am 12. April ab 11.30 Uhr erstmals ein "Fridays-For-Future-Protest in Fürth über die Bühne geht, machen es einige Direktoren ihren Schützlingen leicht. Am Hardenberg-Gymnasium (HGF), sagt Dietmar Jungkunz, werde der Unterricht für die Fünft- bis Zehntklässler noch etwas früher enden als sonst an letzten Tagen vor Ferien: um 11.15 Uhr. Der Oberstufe, die dann bis 13 Uhr büffeln muss, stellt Jungkunz frei, wie sie sich verhält. Er rechnet damit, dass die Abiturienten bleiben. Sie verpassen sonst die letzte Doppelstunde in ihren Abi-Fächern.

Auch Carsten Böckl vom Schliemann-Gymnasium (HSG) geht die Zwickmühle, in die ihn die FFF-Termine bringen, kooperativ an. Beim Mega-Streik am 15. März, sagt er, "haben wir alle möglichen Augen zugedrückt". Das Kultusministerium macht keine Vorgaben, wie Schulschwänzer zu bestrafen sind. Nach dem Gesetz obliegt es den Schulleitern, die Schulpflicht durchzusetzen — mit Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen bis zum Verweis, Bußgeld oder Schulausschluss.

Jungkunz und Böckl warten ab, wie sich alles weiter entwickelt. Beide stellen klar, dass sie häufigeres unentschuldigtes Fehlen nicht dulden können. Am Schliemann wirkt die Schulleitung bisher darauf hin, dass sich die jungen Klima-Aktivisten im Umwelt-Arbeitskreis HSGreen engagieren. Der trifft sich in der Freizeit, wie Mitgründer und Abiturient David Meyer erklärt. An einem Sonntag half die Gruppe neulich in Dambach Fröschen und Kröten über die Straße, am Gründonnerstag, also in den Ferien, will sie im Schulhof ein Hochbeet in eine Blühwiese verwandeln. Böckl erkennt darin "großes Engagement".

Am Hardenberg wurden die verpassten Stunden nachgearbeitet. Julius Eß, einer der Schülersprecher, ist froh über Jungkunz’ Kompromissbereitschaft. Dass sich seine Generation für die Rettung des Planeten einsetzt, findet der Elftklässler richtig. "Aber unsere Schulbildung ist uns auch wichtig", beteuert Eß, dem künftige FFF-Proteste außerhalb der Schulzeit lieber wären.

HLG: Verweise haben mit FFF nichts zu tun

Ein Münchner Gymnasium schwenkt nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung nun auf eine härtere Linie um. Mit der Begründung, man könne sich nicht auf Dauer gegen das Gesetz stellen, droht die Schule mit Verweisen und der Verhängung von Bußgeldern gegen die Eltern von Schulschwänzern. Verweise wurden kürzlich am Helene-Lange-Gymnasium erteilt, weil Schüler das Gelände unerlaubt verlassen haben. In Schülerkreisen heißt es deshalb, das HLG verfolge beim Thema Fridays For Future einen harten Kurs. Laut Schulleiter Martin Pfeifenberger stimmt das nicht. Die Verweise habe es aus einem anderen Grund gegeben, mit FFF hätten sie nichts zu tun.

Man wolle "das grundsätzlich wichtige Anliegen pädagogisch aufarbeiten". So sollten sich die Demonstranten in Projekttage zum Klimawandel einbringen. Die Schulleitung unterstütze eine angedachte Veranstaltung der Fürther Gymnasien zum Thema, und mit Blick auf die Demo am 12. April ende der Unterricht ähnlich wie am Hardenberg und am Schliemann nach der vierten Stunde.

Zwar hält man am Gymnasium Stein, wo Demo-Teilnehmer ihre Beweggründe und Eindrücke bisher in Aufsätzen schildern mussten, das politische Engagement der Jugendlichen für "berechtigt und wichtig". Nun aber drohen bei unentschuldigtem Fehlen "die üblichen Ordnungsmaßnahmen". Schulleiter Gerhard Nickl nennt als Begründung unter anderem Azubis, die ihren Arbeitsplatz auch nicht einfach verlassen könnten, und den fehlenden Versicherungsschutz.

WBG: "Deals" gibt es nicht dauerhaft

Angelika Wist, Leiterin des Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn, hat Mitte März zwei Dutzend Schülern, die demonstrieren gehen wollten, erklärt, dass sie ausnahmsweise von einer Bestrafung absehe, wenn alle Beteiligten eine Projektgruppe Umwelt gründen. "Ich glaube, sie betrachten das nicht als Strafe", sagt sie, stellt aber klar, dass solche "Deals" auf Dauer nicht drin sind. Wer erneut zu einer FFF-Demo fährt, riskiert einen Verweis.

Heinz Beiersdorfer, Leiter des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Oberasbach, ließ Mitte März etliche Schüler ziehen, erklärte ihnen aber ausführlich die Rechtslage. In einem Arbeitskreis fragen sich die Beteiligten nun, was geschehen müsste, damit die Freitagsdemos überflüssig werden. Inspirationen könnten sie sich am kommenden Montag holen, wenn um 19.30 Uhr Annika Günther vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in ihrer Aula spricht. Ihr Thema: Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Treibhausgasen werfen. Beiersdorfer hofft auf regen Zulauf.

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