Fürth, Veitsbronn, Höfen: Gebrauchtwarenhöfe verkaufen jetzt online und mit Termin

6.3.2021, 16:00 Uhr
Um die Mitarbeiter weiter zu beschäftigen und zu qualifizieren, bietet das Wertstoffzentrum sein Sortiment jetzt auch via Online-Shop an. Prima ins Konzept passte obendrein, am Veitsbronner Standort eine Partnerfiliale der Deutschen Post einzurichten.

© Foto: Florian Burghardt Um die Mitarbeiter weiter zu beschäftigen und zu qualifizieren, bietet das Wertstoffzentrum sein Sortiment jetzt auch via Online-Shop an. Prima ins Konzept passte obendrein, am Veitsbronner Standort eine Partnerfiliale der Deutschen Post einzurichten.

Lichteinfall, Kamerawinkel, Position der Figuren: Akribisch achtet Thomas Reichinger auf jedes Detail. Der Teilnehmer einer Jobcenter-Maßnahme möchte das Schachspiel in Marmoroptik auf den Fotos perfekt in Szene setzen. Schließlich sollen seine Bilder die Besucher des Online-Shops zum Kauf anregen, über den die Fürther Gebrauchtwarenhöfe ab sofort ihre Lagerbestände zur Schau stellen.


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Die digitale Verkaufsplattform auf die Füße zu stellen, machte erst einmal ziemlich viel Arbeit. Doch die ist bei Reichinger und vielen anderen Teilnehmern der Maßnahme derzeit sehr willkommen. Denn Menschen zu unterstützen, wenn sie sich auf dem Arbeitsmarkt schwertun, ist an sich schon keine leichte Aufgabe. Wegen der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen müssen sich Einrichtungen wie die Gebrauchtwarenhöfe in Veitsbronn-Siegelsdorf und Fürth-Bislohe aber regelrecht neu erfinden, um ihren Beschäftigten etwas bieten zu können.

80 Festangestellte

"Die aktuelle Krise stellt uns vor große Herausforderungen", sagt Leonhard Schneider, kaufmännischer Leiter des Wertstoffzentrums Veitsbronn. Die gemeinnützige GmbH betreibt mittlerweile fünf Gebrauchtwarenhöfe in der Metropolregion, darunter die beiden Fürther Standorte.


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Deren Betrieb legt das Wertstoffzentrum seit etwa drei Jahrzehnten überwiegend in die Hände von "Menschen mit multiplen Arbeitsmarkt-Hemmnissen", wie es Schneider beschreibt. Insgesamt sind über das Wertstoffzentrum rund 80 Personen fest angestellt.

Über ein ganzes Jahr gesehen werden noch zirka 350 Maßnahme-Teilnehmer über die Jobcenter an die Gebrauchtwarenhöfe vermittelt. Die von Bürgern gratis angelieferten Waren erfassen, die Hallen bestücken und natürlich der Verkauf – normalerweise haben sie alle viel zu tun und dabei die Möglichkeit, verschiedenste Fertigkeiten zu erlernen oder aufzufrischen, die ihnen beim Wiedereinstieg auf dem Arbeitsmarkt helfen können.

Neue Betätigungsfelder

Aber durch die Corona-Krise sind viele Festangestellte in Kurzarbeit und mit der Schließung der Verkaufshallen ist den Geförderten der Großteil ihrer Aufgaben weggebrochen. Wie sie also beschäftigen und dabei noch verschiedene Fertigkeiten vermitteln? "Nachdem viele unserer Leute im Sommer bei landwirtschaftlichen Projekten sowie beim Verteilen von Mund-Nase-Masken geholfen haben, kam uns die Idee mit dem Online-Shop. Über ihn wollen wir die Ware aus unseren Verkaufshallen für jedermann zugänglich im Internet anbieten. So können wir nicht nur Geld verdienen, das wir zur Finanzierung der Maßnahmen benötigen, sondern unseren Beschäftigten auch neue Tätigkeiten vermitteln", erklärt Schneider.

Unter anderem werden alle für den Paketversand geeigneten Waren fotografiert und mit Preis und Beschreibung im Online-Shop eingestellt. Im Veitsbronner Gebrauchtwarenhof im Reitweg 12a ist ein Zentrallager angesiedelt. Der Clou: Ab sofort verfügt dieser neben der gewohnten Verkaufshalle auch über eine vollständige Partnerfiliale der Deutschen Post (Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr, und Samstag, 9 bis 16 Uhr). Damit wird das Angebot des bisherigen DHL-Paketshops noch erweitert, beispielsweise um die Annahme von Express- und Einschreibsendungen oder als Abholstation von Päckchen, die nicht persönlich übergeben werden konnten. Die bisherige Partnerfiliale Am Dorfplatz 1 hat deswegen ihren Betrieb eingestellt.

Versandstraße vor der Tür

"Wir haben die Versandstraße für unsere Internetkunden dann direkt vor der Tür", meint Schneider erfreut. Zudem bietet die gesamte Logistik rund um das Projekt viele verschiedene Einblicke in eine Branche, die mit der Corona-Pandemie einen gewaltigen Anschub erlebt und neue Arbeitsplätze schafft. Unterstützung bekommt das Wertstoffzentrum außerdem von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Sie verfasst eine Studie über die Entstehung des Online-Shops und steht den Beteiligten während der gesamten Phase mit ihrem Know-how zur Seite.


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"Natürlich werden unsere Verkaufshallen nicht überflüssig, weil es ja auch viele Artikel gibt, die wir nicht im Internet anbieten werden", sagt Schneider. Er hofft dennoch auf eine baldige Öffnung. Bis dahin gibt es dank des neuen Projekts aber genug zu tun für Reichinger und seine Kollegen. Zum Start des Online-Shops standen 3000 Artikel zur Verfügung.

Ab Montag nutzt man außerdem die Chance, Kunden über "Call and Meet" wiederzusehen: Das Team startet an drei Standorten mit unterschiedlichen Zeitfenstern: Veitsbronn von 13 bis 17 Uhr, Fürth/Bislohe von 10 bis 16 Uhr und Nürnberg/Höfen ebenfalls von 10 bis 16 Uhr. Termine gibt's bei Anmeldung unter Tel. (0911) 307320.

Hier finden Sie das Online-Angebot des Wertstoffzentrums.

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