Kies statt Grün: "Mit einem Garten hat das nichts zu tun"

1.12.2020, 06:00 Uhr
Kies statt Grün:

© Foto: imago images/Arnulf Hettrich

Die Veitsbronner Gemeindeverwaltung hat den Auftrag, eine Satzung nach dem Vorbild der Stadt Erlangen zu erarbeiten, nach der Steingärten künftig verboten werden sollen. Geht Ihnen da nicht das Herz auf, Herr Frenzke?

Kies statt Grün:

© Foto: Frank Kreuzer

Grundsätzlich finde ich es positiv, dass die Politik das Thema als Problem erkannt hat. Man kann darüber diskutieren, ob es sinnvoll ist, dem mit einem Verbot zu begegnen oder mit Aufklärung. Und noch ein Satz zum Begriff: Ich spreche in diesem Zusammenhang nicht von Steingärten, denn die gab es als Gestaltungselement schon immer – sei es als Alpinum, also die Nachahmung einer Gebirgslandschaft, oder später mit den japanischen Steingärten, bei denen das meditative Element eine Rolle spielt. Das, von dem wir hier reden, ist eine Kiesschüttung. Mit einem Garten hat das nichts zu tun.

Warum nicht?

Weil damit einfach eine Fläche belegt wird, die man entweder nicht gebrauchen kann oder die vermeintlich pflegeleicht gestaltet werden soll. Der Boden wird dazu mit einer Folie bedeckt, der Wildwuchs von unten verhindern soll, darauf kommt das Steinmaterial, dann vielleicht noch ein paar Alibipflanzen – fertig.


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Was kann ein normaler Garten, was die Steinschüttung nicht kann?

Nehmen wir nur einmal das Mikroklima: Warum ist es in Städten im Sommer heißer als im Umland? Die Gebäude heizen sich tagsüber auf und kühlen auch nachts nicht ab, sie fungieren quasi als Heizkörper. In Gärten verdunsten Bäume, Pflanzen und der Boden Wasser, dadurch entsteht Kälte und ein ganz anderes Kleinklima, das in unseren heißen Sommern immer wichtiger wird. Flächen mit Kiesschüttung leisten das nicht. Dort bleibt es trocken und heiß, sie schaffen keine Abkühlung. Ganz abgesehen davon, dass hier weder Insekten Nahrung noch Vögel oder andere Tiere einen geeigneten Lebensraum finden.

Wie ist es denn um die Pflegeleichtigkeit der Schotterareale bestellt? Dieses Argument hört man doch immer wieder.

In den ersten ein bis zwei Jahren, nachdem das Areal angelegt wurde, mag ein solcher Effekt gegeben sein, denn die Folie oder das Vlies lassen von unten ja nichts nach oben wachsen. Der Wind weht aber Wildkräuter oder Birkensamen an. Laub kommt dazu und daraus entsteht eine gewisse Kompostierung. Ich kenne vier bis fünf Jahre alte Anlagen, da wächst das Wildkraut munter vor sich in. Und weil das kein so großer Spaß ist, das zwischen dem kantigen Material herauszuziehen, greift man dann eben schnell zu Unkrautvernichtern.

Sie sind viel im Landkreis unterwegs. Sind die Gärten des Grauens hier ein Problem?

Ich kann nicht auf Statistiken oder Flächenberechnungen zurückgreifen. Aber ich fahre mit offenen Augen durch die Landschaft, und mein gefühlter subjektiver Eindruck ist: Es nimmt zu, gerade in Neubaugebieten.

Wenn jetzt aber jemand, sei es im Alter oder gleich von Anfang an, weniger Arbeit mit seinem Garten haben möchte – zu was raten Sie?

Zu robusten Pflanzen, die widerstandsfähig gegen Hitze und Krankheiten sind. Stauden, wie Salbei oder Sonnenhut etwa, die blühen lange. Sie bleiben den Winter über stehen und werden dann erst im Frühjahr abgeräumt. Oder wenn ich mir alleine den Storchschnabel ansehe, dessen zahlreiche Sorten Wuchshöhen von 10 bis 50 Zentimeter erreichen und die in verschiedensten Farben blühen. Ein wunderbar dichter Bodendecker, der bei der Bepflanzung im öffentlichen Raum auch gerne als Müllschlucker bezeichnet wird.

Warum das?

Weil man die Coladose, die da reingeworfen wird, nicht mehr sieht. Aber das spielt im eigenen Garten natürlich keine Rolle.

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