Corona-Pandemie

Großhabersdorfer Lichtspiele: So kommt das Kino durch die Krise

23.2.2021, 16:00 Uhr
Gute Frage: Wann wieder der Vorhang die Leinwand freigibt, wagt Lichtspiele-Chef Bernd Jordan nicht vorherzusagen. Spenden und freistaatliche Extraprämien helfen dem kleinen Kino, über Wasser zu bleiben. Auch 2021 wird ein hartes Jahr.

© Foto: www.lichtspiele-grosshabersdorf.de Gute Frage: Wann wieder der Vorhang die Leinwand freigibt, wagt Lichtspiele-Chef Bernd Jordan nicht vorherzusagen. Spenden und freistaatliche Extraprämien helfen dem kleinen Kino, über Wasser zu bleiben. Auch 2021 wird ein hartes Jahr.

Die Lichtspiele in der Bachstraße sind ein Unikat. Das kleine Dorfkino ist seit 1952 im Besitz der Familie Jordan. Da es nur einen Saal gibt, ist das Programm handverlesen, mit Kinder- und Familienkino, wenig Action, viel Filmkunst.


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"Unsere Besucher kommen aus etwa 20 Kilometern Umkreis", sagt Betreiber Bernd Jordan. "Sie wissen die familiäre Atmosphäre zu schätzen, und dass sie bei uns nicht als Kunden gesehen werden, sondern als Gäste."

Klar, dass die Pandemie gerade einem so kleinen Betrieb heftig zusetzt. "Der erste Lockdown hat uns kalt erwischt", sagt Jordan. "Wir wussten gar nicht, wie wir mit unseren Gästen Kontakt halten sollten."

Deshalb fing das Geschäft im Sommer trotz neu eingezogener Plexiglasscheiben zwischen den Stühlen nur schleppend an: "Wir durften auch nur mit maximal 25 Prozent Besetzung öffnen. Das ist bei einem Saal für hundert Leute nicht rentabel."

Streaming-Dienste werden zur gefährlichen Konkurrenz

Zugleich drohte und droht die Abwanderung des Publikums zu den Streaming-Diensten: "Wenn die Menschen sich daran gewöhnen, neue Filme daheim zu gucken, das wäre eine Katastrophe für uns."

Doch die Familie gab nicht auf. Immerhin hatte Bernd Jordan vor einigen Jahren einen gut bezahlten Job bei einer großen Firma aufgegeben, um die Lichtspiele am Laufen zu halten: "Da bin ich meinem Herzen gefolgt!"

Mit kreativen Aktionen machte das Kino ab Herbst wieder auf sich aufmerksam: Teddybären, die stellvertretend fürs Publikum vor der Leinwand hockten und danach versteigert wurden, oder eine ellenlange Plüsch-Schlangenkette vor dem Eingang waren Hingucker. Übrigens haben sämtliche Kino-Teddys vor Weihnachten ein neues Zuhause gefunden.

Das sind Wahnsinns-Gäste

Doch dabei beließen es die Fans nicht. Bei einer Spendenaktion über die Plattform "Startnext" kamen 10.000 Euro für das Überleben des Hauses zusammen - und zwar innerhalb von 24 Stunden. "Ich hätte gedacht, dass das Monate dauert. Unsere Gäste sind echt der Wahnsinn", freut sich Jordan. "Sie schreiben uns auch immer Post oder malen Bilder mit guten Wünschen."

Auch der Freistaat half: Er verdoppelte vor wenigen Wochen erst sein Förderprogramm für die regionalen Kinos und zahlte zudem eine Extraprämie für besonders engagierte Häuser. In der Stadt und im Landkreis Fürth flossen insgesamt 148.000 Euro. 10.000 gingen nach Großhabersdorf.

Dort ist die Familie Jordan auch weiter aktiv. Aktuell sind Karten für ein Erlebnis namens "Kino zu zweit" vorbestellbar. Bei dieser Aktion kann ein Paar einen ganzen Saal für sich mieten. Einlösbar sind die Tickets, sobald der Lockdown vorbei ist.

Ein Wettbewerb für Kinder läuft

Zudem läuft ein Wettbewerb für Kinder: Wer einen Film mit Knetfiguren dreht, kann ihn an die Lichtspiele schicken – der wird dann im Vorprogramm eines Kinderfilms gezeigt. Wie sich ein Stop-Motion-Knetfigurenfilm herstellen lässt, verrät übrigens "Konrads Knetfilm-Tutorial" auf der Kino-Website (www. lichtspiele-grosshabersdorf.de)

Ansonsten bleibt im 70. Jahr des Bestehens der Lichtspiele aktuell nur Daumendrücken. Leicht wird es auch 2021 nicht. "Die Kulturbranche hat zu wenig Lobbyisten", meint Jordan. "Deshalb sind wir wohl diejenigen, die zuletzt öffnen dürfen. Worauf wir hoffen müssen, sind der Sommer und die Möglichkeiten, Open-Air-Kino zu machen."

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