Stadt ändert sich: Mehr Flair für die Fürther Gustavstraße?

10.2.2020, 06:00 Uhr
Stadt ändert sich: Mehr Flair für die Fürther Gustavstraße?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Verkehrsberuhigte Zone schafft Aufenthaltsqualität." Diese Worte verwendete das Bürgermeister- und Presseamt, als im Dezember die Mini-Fußgängerzone vor dem Ludwig-Erhard-Zentrum eingeweiht wurde. Und auch sonst hat Oberbürgermeister Thomas Jung das Thema "Aufenthaltsqualität" für sich entdeckt. Gleich an mehreren Stellen in Fürth sollen neue Plätze mit viel Grün entstehen, etwa bei der alten Feuerwache.

Den Grünen scheint das zu gefallen. "Gelungene Plätze sind Wohlfühloasen in Großstädten", schreiben sie in einer aktuellen Pressemitteilung – und stellen zwei Ideen vor, die der Rathauschef noch nicht hatte. Zugegeben, ganz taufrisch sind sie nicht, aber die Grünen wärmen sie in einer Zeit auf, in der Vorschläge wie diese mehr denn je auf fruchtbaren Boden fallen.

Da wäre die Gustavstraße – bis weit in die 1980er Jahre eine Asphaltpiste und eine der meist befahrenen Routen in Fürth. Inzwischen gibt es dort pittoreskes Kopfsteinpflaster und ein Tempolimit von 20 km/h. Trotzdem wird immer wieder darüber geredet, die Autos weiter zu verdrängen. 2010 stellte der Altstadtverein den Antrag, die Kneipenmeile in eine Spielstraße zu verwandeln: Kinder und Erwachsene sollten die gesamte Breite der Straße nutzen können, hieß es. Der Antrag scheiterte.

"Gefährliche Situation durch Lieferwagen"

Die Grünen nehmen jetzt einen neuen Anlauf. Die Gustavstraße leide unter immer mehr Durchgangs- und Parksuchverkehr, sagen sie und beklagen "zugeparkte Einfahrten und Gehwege, laute Fahrgeräusche durch das Kopfsteinpflaster, wild abgestellte Autos und Fahrräder, gefährliche Situationen durch Lieferwagen in zweiter Reihe".

Autos ganz zu verbannen, darin sehen die Grünen für die Gustavstraße keinen Sinn. Anwohner müssten nach wie vor zu ihren Häusern fahren können, Geschäftsleute und Gastronomen benötigten Ladezonen. Aber: "Die Durchfahrt für den normalen motorisierten Verkehr soll nicht mehr erlaubt sein", fordert die Öko-Partei. Öffentliche Parkplätze sollten sich in die besagten Ladezonen, Anwohnerparkplätze und Kurzzeitparkplätze für Kunden verwandeln.

Baureferat ist derzeit überlastet

Manche Stellplätze könnten auch komplett wegfallen und Raum schaffen für mehr Bäume und Fahrradständer. Durch all das, sind sich die Grünen sicher, werde sich "die Aufenthaltsqualität signifikant erhöhen". Ob man den Bereich dann als Fußgängerzone oder Spielstraße ausweist, müsse die Verwaltung klären.

Im Bauausschuss verständigten sich die Stadträte kürzlich schon mal darauf, kurzfristig mit verstärkten Kontrollen gegen Falschparker vorzugehen. Alles andere könnte das derzeit überlastete Baureferat vorerst überfordern. Noch immer sind dort etliche Stellen unbesetzt.

Denkbar sei das schon, was die Grünen fordern, sagt Oberbürgermeister Jung. Bevor Entscheidungen getroffen werden, müssten aber Anwohner und Geschäftsleute der Gustavstraße in einer Quartiersversammlung gehört werden. Dietmar Most, Leiter des Stadtplanungsamts, verwies außerdem darauf, dass die ohnehin für die Innenstadt geplante Parkraumanalyse auch für die Gustavstraße Erkenntnisse bringen werde.

Lückenschluss der Fußgängerzonen

Neben der Kneipenmeile haben die Grünen den Kohlenmarkt im Blick, auch über ihn wurde in der Vergangenheit schon diskutiert. Mit der kleinen Fußgängerzone in der Ludwig-Erhard-Straße gibt es nun aber neue Vorzeichen: Ein verkehrsberuhigter Kohlenmarkt, so die Grünen, würde "die Lücke in der Wegeachse zur Fußgängerzone in der Schwabacher Straße schließen". Eine Vollsperrung sei nicht zwingend nötig, auch eine "Gemeinschaftsstraße", auf der alle Verkehrsteilnehmer vollständig gleichberechtigt wären, sei vorstellbar.


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Stadtplaner Most hält den Lückenschluss für "reizvoll". Wie Baureferentin Christine Lippert gibt er aber zu bedenken, dass der aus der Hirschenstraße kommende Verkehr wohl umgeleitet werden müsste, beispielsweise in die Rosenstraße. "Welche Auswirkungen hat das auf andere Gebiete?", fragt Lippert. Das müsse erst geprüft werden. "Vorrangig können wir das nicht bearbeiten", schränkt die Baureferentin ein, "aber wir werden uns damit beschäftigen."

"Keinen millionenschweren Umbau"

OB Jung hegt durchaus Sympathien für den Vorstoß. "Während der Kärwa geht’s dort ja auch ohne Durchfahrt", sagt er. Zunächst stünden aber andere Projekte auf der Tagesordnung. Wie berichtet, soll das Umfeld der alten Feuerwache Platzcharakter erhalten, wenn die Wehr bald in ihrer neues Domizil an der Kapellenstraße umzieht.

Der Bereich vor dem Hauptbahnhof, der gerade mit viel Aufwand saniert wird, soll ebenfalls aufgewertet werden. Jung verspricht aber: "Wir wollen den Kohlenmarkt in den nächsten Jahren weiterentwickeln."

Die Grünen hoffen auf eine deutlich schnellere Lösung. "Wir brauchen keinen millionenschweren Umbau", sagt Fraktionssprecher Harald Riedel, zumal das Pflaster dort noch bestens in Schuss sei. Mehr Sicherheit für Fußgänger könne auch eine schlichte "straßenverkehrsrechtliche Anordnung" bringen – ohne große Kosten.

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