Verkehr in der Gustavstraße: Autofrei am Abend?

22.8.2020, 06:00 Uhr
Verkehr in der Gustavstraße: Autofrei am Abend?

© Hans-Joachim Winckler

Tagsüber befahrbare Einkaufsstraße, abends autofreie Ausgehmeile? Oberbürgermeister Thomas Jung bringt diese Idee nun bei der Diskussion um mehr Flair für die Gustavstraße ins Spiel. Deren Aufenthaltsqualität leide, beklagten die Grünen heuer, weil Autos wild abgestellt würden und weil der – wegen des Kopfsteinpflasters auch recht laute – Durchgangs- und Parksuchverkehr so zugenommen habe.

Jung kann sich vorstellen, den Verkehr tagsüber wie bisher zu erlauben, damit die Geschäftsleute keine finanziellen Einbußen erleiden. Wenn die Läden dann schließen, könne man die Gustavstraße dicht machen – sie bliebe also in den Abendstunden Kneipengästen und Nachtschwärmern vorbehalten, die zu Fuß unterwegs sind.

Neu ist der Wunsch nach weniger Verkehr in der Gustavstraße allerdings nicht. 2010 stellte der Altstadtverein den Antrag, sie zur Spielstraße zu machen: Kinder und Erwachsene sollten die gesamte Breite der Straße nutzen können, hieß es. Der Vorstoß scheiterte.

Die Grünen wiederum forderten im Februar, den Durchgangsverkehr, der mit 20 Stundenkilometern durch die Gustavstraße rollt, zu verbieten – Anwohner sowie Geschäftsleute und Gastronomen, die zum Be- und Entladen zu ihren Betrieben müssen, ausgenommen.

Ende Mai bekräftigte die Öko-Partei ihren Vorschlag – ergänzt um die Anregung, zusätzlich die Waagstraße und den Königsplatz vorübergehend vom Durchgangsverkehr zu befreien. Im gleichen Zug forderten die Grünen – zur Unterstützung der vom Corona-Lockdown gebeutelten Gastronomen – Parkplätze zu opfern, um Wirten mehr Platz für die Außenbestuhlung zu geben. Schließlich müssen diese ihre Tische jetzt mit mehr Abstand platzieren. Der Wirtschaftsausschuss gab sein Okay.


Öffnung der Gastronomie in Fürth: Glückliche Gäste


Die Nachfrage der Wirte ist überschaubar: Laut Wirtschaftsreferent Horst Müller wurden bisher in Fürth 15 Parkplätze für acht gastronomische Betriebe umgewidmet, die Stadt genehmigte insgesamt 20 Erweiterungen der Außenflächen, unter anderem in der Gustavstraße. Den gleichen Weg geht Nürnberg: Dort wurden bereits über 100 Parkplätze von Lokalen belegt.

"Es ist ungewöhnlich, dass es keine einzige Beschwerde von Anwohnern wegen der Ausweitung gibt", sagt Müller, der sich darüber freilich freut. Grundsätzlich habe die Stadt momentan die Maxime, "dass wir bei allem, was der Gastronomie, dem Handel und den Schaustellern hilft, sehr großzügig sind". Doch überleben werde nicht jedes Unternehmen. Da die Insolvenzpflicht in Deutschland bis Ende September ausgesetzt ist, falle die Zahl der Pleiten in diesem Jahr niedriger aus. "Das ist eine gewisse Verschleierung der Realität."

Die Stellflächen, die in Fürth wegfallen, fehlen unter Umständen Einzelhändlern. "Das Leben ist ein Kompromiss", sagt OB Jung dazu. Dennoch betont er, dass man nichts tun solle "was dem Einzelhandel, der es eh schon schwer hat, zu schaden".

Vom Vorschlag, den Verkehr tagsüber zu erlauben und abends zu verbieten, hätten sowohl die Händler als auch die Wirte etwas. Auch straßenverkehrsrechtlich sei diese Regelung kein Problem. Doch bevor es diesbezüglich konkreter wird, müsse man sich mit den Betroffenen austauschen. Die Idee solle bei niemandem auf Ablehnung stoßen.

Die Wirte dürften derweil, so Jung, die Parkplätze weiterhin nutzen – so lange sie wollen.

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