Fürth erneut sicherste Großstadt: "Kreativen Polizisten" sei Dank

5.4.2019, 20:46 Uhr
Fürth erneut sicherste Großstadt:

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Am Seiteneingang des Fürther Rathauses führt der Weg zum Bösen: Im Keller ist inzwischen durch Ehrenamtliche wie den früheren Fürther Polizeichef Wilfried Dietsch eine ansehnliche Sammlung entstanden. Sogar ein blutiger Tatort gibt Einblicke in die Arbeit der Polizei, manch makabrer Fall ist dokumentiert.

Das Museum beweist immerhin, dass auch die Kleeblattstadt keine Insel der Glückseligen ist. Aber es wirkt schon stimmig, dass Kriminalität in Fürth im Museum gelandet ist: Immerhin 81 Großstädte über 100.000 Einwohner gibt es in Deutschland. Doch Fürth hängt sie in einem Punkt alle ab: Die Kriminalitätsbelastung ist im Vergleich am niedrigsten.

Würzburg doppelt so viel Kriminalität

Berechnet wird das ganz einfach: Die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner ergibt die Häufigkeitszahl. Und da schneidet Fürth mit 4254 am besten ab, vor Salzgitter in Niedersachsen, das sich zuletzt vor Erlangen (5178) geschoben hatte, aber nur ganz knapp.

Wie unglaublich niedrig der Fürther Wert ist, zeigt ein Vergleich: Berlin hat die höchste Belastung mit 13.746 Straftaten je 100.000 Einwohner. An der unteren Skala rangiert die Bundeshauptstadt mit Kommunen wie Frankfurt/Main, Hannover, Saarbrücken, Halle, Leipzig, Hamburg und Köln (11.265).

Würzburg (8547) hat, statistisch betrachtet, eine zweimal so große Kriminalitätsbelastung wie Fürth; beide Städte haben gut 126.000 Einwohner, die Kleeblattstadt hat zuletzt aber enorm an Einwohnern zugelegt. Nürnberg steht mit der Kennziffer 8076 vergleichsweise gut da, wird aber von München getoppt, das bei knapp 6500 liegt.

Jugendarbeit statt Knüppel

All diese Zahlen referiert Innenminister Herrmann im Kriminalmuseum. Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) hatte ihn eingeladen, den Langzeitrekord in Sachen Sicherheit zu feiern. Nach seiner Meinung ist die sicherste Großstadt Deutschlands schließlich auch "die sicherste in Kontinentaleuropa".

Die Zahlen sind einfach zu referieren, aber was macht Fürth so sicher? Jung verweist auf "kreative Polizisten" wie Wilfried Dietsch, der Probleme mit russlanddeutschen Jugendlichen in den 1990er Jahren nicht mit dem Polizeiknüppel beantwortete, sondern mit Jugendarbeit. Ein Glücksfall freilich, so räumt Jung ein, sei die Nähe zu Nürnberg. Die Nachbarstadt sei für Kriminelle einfach attraktiver als das "überschaubare Fürth" mit seinen vielen alteingesessenen Bürgern: "Da fällt ein fremdes Kennzeichen in der Straße gleich auf."

Man lebt miteinander

Eigentlich müssten Politiker und Polizisten aus anderen Städten nach Fürth pilgern, um zu lernen. Doch solche Besuche gab es bisher nicht, sagt Jung. Dabei könnten er und der aktuelle Polizeichef Michael Dibowski so manchen Tipp geben. Die Stadt sei geprägt von "sozialer Durchmischung", sagt Jung. Es gebe nicht die armen und die reichen Viertel, man lebe einfach miteinander. Und Dibowski hält sich an eine sicherheitspolitische Erkenntnis der 1990er Jahre, die "Broken-Windows-Theorie". Demnach werden eingeschlagene Scheiben sofort ersetzt, Graffiti übertüncht, "Sauberkeit bringt Sicherheit".

Auch Herrmann, der seine Polizei lobt, sieht den Anteil der Kommune am Erfolg: "Die gewachsenen Strukturen einer Stadt sind einfach wichtig — und eine Stadtverwaltung, die mit der Polizei kooperiert."

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