Corona 

Gesundheitsämter: Sinkende Infektionszahlen helfen bei der Kontaktverfolgung

7.6.2021, 05:51 Uhr
Auch in Nürnberg helfen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei der Kontaktnachverfolgung.

© Julian Stratenschulte, dpa Auch in Nürnberg helfen Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr bei der Kontaktnachverfolgung.

Eine Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50: Von diesem Wert an, so lautet seit Monaten die Losung der Politik, sei die Corona-Pandemie wieder beherrschbar. Sowohl mit Blick auf die Auslastung der Intensivbetten in den Kliniken als auch in den Gesundheitsämtern.

Die dort angesiedelte Kontaktnachverfolgung mit eigenen Contact Tracing Teams (CTT) galt und gilt als eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen Corona.

Dafür sind in Bayern derzeit auch etwa 500 Soldaten der Bundeswehr im Einsatz. 80 von ihnen helfen alleine in München. Auch das Gesundheitsamt Nürnberg erhält bereits seit Oktober 2020 Unterstützung von der Bundeswehr, 20 Soldatinnen und Soldaten helfen bis vorerst 30. Juni weiterhin bei der Kontaktverfolgung.

Überforderung im Dezember

Mitte Dezember 2020, als sich die Sieben-Tage-Inzidenz in Bayern auf die 200er-Marke zubewegte, waren einige der 76 staatlichen und kommunalen Gesundheitsämter im Freistaat überfordert.

Für die ursprünglichen Aufgaben blieb keine Zeit mehr und auch die Kontaktnachverfolgung und damit die Klärung der Frage, wo sich die Menschen anstecken, lief nicht mehr reibungslos. Teils konnten Kontaktpersonen nur noch mit einem tagelangen Rückstand ermittelt werden.

Das hat sich mit den sinkenden Werten geändert. Ein Sprecher des Landratsamts Ansbach bestätigt, dass das Gesundheitsamt ohne Probleme in der Lage sei, "Infektionsketten nachzuvollziehen und festzustellen, wo sich Menschen infiziert haben".

"Aktuell sehr gut"

Auch Christian Ell, Sprecher des Landratsamts Fürth, erklärt, dass die Kontaktnachverfolgung im Staatlichen Gesundheitsamt Fürth "aktuell sehr gut" läuft.

Das sei allerdings auch bei höheren Inzidenzwerten möglich gewesen. "Positiv getestete Personen werden schon seit längerer Zeit tagesaktuell durch Fallermittler kontaktiert. Im Rahmen dieser Ermittlung können auch Infektionsketten nachvollzogen werden."

Erleichternd komme hinzu, dass "es im Bereich von Stadt und Landkreis Fürth" aktuell keine Hotspots mehr gebe.

Auch vom Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt kommt die Meldung, dass eine individuelle Kontaktpersonennachverfolgung gewährleistet sei. Ebenso vom Leiter des Gesundheitsamts Roth, Stefan Schmitzer.

"Im Gesundheitsamt Roth war es schon immer – auch zu Zeiten der höchsten Inzidenzen – möglich, alle Kontaktpersonen zu positiv auf COVID-19 getesteten Personen zu ermitteln und tagesaktuell zu kontaktieren", so Schmitzer.

Unbekannte Kontaktpersonen

Wenn es nicht möglich ist, die Infektionsquelle zu ermitteln, liege das laut Schmitzer nicht an mangelnden Kapazitäten im Gesundheitsamt, sondern weil in manchen Fällen aus verschiedenen anderen Gründen die Infektionsquelle nicht festgestellt werden kann. Also etwa wegen der Vielzahl möglicher oder gänzlich unbekannter Kontakte.

Eine Sprecherin des bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege verweist darauf, dass die Gesundheitsämter des Freistaats bereits frühzeitig in der ersten Welle im Frühjahr 2020 "personell massiv durch den Einsatz von Contact Tracing Teams verstärkt" wurden.

"Eine regelmäßige Abfrage bei den Gesundheitsämtern stellt sicher, dass sie im Falle von Engpässen kurzfristig durch weiteres Personal unterstützt werden", so die Sprecherin.

Entsprechende Personalanforderungen der Gesundheitsämter für zusätzliche CTT-Kräfte habe in der Regel entsprochen werden können.

"Übersichtliches Lagebild"

"Natürlich erleichtert eine Schwelle von weniger als 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche den Gesundheitsämtern die Kontaktpersonennachverfolgung und erlaubt ein übersichtlicheres Lagebild", erklärt das Gesundheitsministerium.

Schwierigkeiten gibt es allerdings trotzdem immer wieder. Etwa "durch mangelnde Kooperationsbereitschaft der positiv getesteten Person oder der Kontaktperson, durch fehlende beziehungsweise inkorrekte Datenangaben oder durch Nichterreichbarkeit", was zu Verzögerungen in der Ermittlungsarbeit führen könne.

In der Regel aber gestalte sich die Ermittlung und Kontaktaufnahme durch die bayerischen Gesundheitsämter mittlerweile unproblematisch, womit es "in vielen Fällen gelingt", Infektionsketten zu erkennen, einem Umfeld zuzuordnen und rasch zu unterbrechen.